(ots) -
Mehr als 60 Prozent der Äthiopier sind jünger als 25 Jahre. Doch
vielen Schulabgängern fehlen berufliche Perspektiven. Im Rahmen eines
Grünen Innovationszentrums, das vom Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als Teil der
Sonderinitiative "EINEWELT ohne Hunger" aufgebaut wird, unterstützt
die Stiftung Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe
kommerzielle Bauerngruppen und schafft Jobs für junge Menschen auf
dem Land.
Ziele des Grünen Innovationszentrums sind die Steigerung der
Produktivität von kleinbäuerlichen Betrieben, die Förderung von
Beschäftigung - insbesondere in der Verarbeitung - und eine
Verbesserung der regionalen Versorgung mit Nahrungsmitteln durch
Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. "Mit unseren
Grünen Innovationszentren wollen wir den ländlichen Raum insgesamt
stärken, sodass er die Menschen ernähren und insbesondere der jungen
Bevölkerung eine berufliche Perspektive bieten kann", erläutert der
Leiter der Abteilung für ländliche Entwicklung des BMZ, Gunther
Beger, den Ansatz der Grünen Innovationszentren. Bis 2021 sollen so
in Äthiopien 2000 neue Arbeitsplätze geschaffen und rund 70.000
Kleinbauern aus- und fortgebildet werden.
Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe setzt die Maßnahmen des Grünen
Innovationszentrums in der Projektregion Dano, rund 230 Kilometer
westlich von Addis Abeba, der Hauptstadt von Äthiopien, um. "In Dano,
wie in anderen Projektregionen von Menschen für Menschen, produzieren
die Bauern inzwischen oftmals mehr, als sie unmittelbar selbst
verbrauchen", sagt Stiftungsvorstand Peter Renner, der u. a. für die
Projektarbeit der Organisation in Äthiopien zuständig ist. "Ziel ist
es nun, die Bauern und Jugendlichen bei der Produktion, Verarbeitung
und der Vermarktung ihrer Produkte zu unterstützen, also
Wertschöpfungsketten aufzubauen." Im Rahmen des Grünen
Innovationszentrums haben schon jetzt 930 Bauern und vormals
arbeitslose Jugendliche Beschäftigung und Einkommen in den Bereichen
Honig und Wachs, Gemüse und Obst, Saatgut, Ölsaat und Tiermast
erhalten. Zudem zögen rund 1.500 weitere Menschen in der Region
indirekten Nutzen aus dem Projekt, so Renner.
Berufliche Perspektiven durch Imker-Kooperative
Als einer von wenigen jungen Männern in der zentraläthiopischen
Ortschaft Seyo hat der 21-jährige Adane Mekonnen vor ein paar Jahren
die 12. Klasse abgeschlossen. Doch an eine Ausbildung oder gar den
Besuch einer Universität war nicht zu denken. "Das konnten wir uns
nicht leisten." Arbeit in der Landwirtschaft hätte ihm gefallen, sagt
er, aber abgesehen von ein paar Gelegenheitsjobs bot ihm niemand eine
Chance. Sein Tag sah so aus: Freunde treffen, rumhängen, den Tag
vorbeiziehen lassen. Wer ein wenig Geld übrig hatte, spendierte erst
ein paar Runden Tischtennis und später vielleicht ein paar Bier. "Das
waren schwierige Zeiten", sagt der 21-Jährige heute. "So geht es hier
vielen jungen Leuten. Es gibt einfach keine beruflichen
Perspektiven."
Seit Kurzem hat sich in Adane Mekonnens Leben so ziemlich alles
geändert. Seit April 2016 bildet er gemeinsam mit 16 weiteren jungen
Männern und Frauen eine Imker-Kooperative, die von Menschen für
Menschen ins Leben gerufen wurde. Das Ziel dieser und weiterer
kommerzieller Bauerngruppen, die auf Initiative der Stiftung
gegründet wurden, ist es, das Einkommen der Bauern durch
marktorientierte Produktion zu erhöhen und auf diese Weise
Verdienstmöglichkeiten für Jugendliche und Frauen auf dem Land zu
schaffen. Durch Trainings, Beratung und Ausrüstung will Menschen für
Menschen Agrar-Erträge erhöhen und Teile der landwirtschaftlichen
Wertschöpfungskette in die Hände kleiner Kooperativen legen.
Besonders benachteiligte Gruppen wie Frauen und Jugendliche
profitieren von den Schulungen.
Im Bienenhaus von Adane Mekonnen und den anderen sind zwar erst in
25 der 50 gelben Kästen Bienenvölker zu Hause, doch die jungen Leute
arbeiten fieberhaft daran, auch die übrigen Boxen mit Leben - und
tierischer Arbeitskraft - zu füllen.
Pro Bienenkasten rund 60 Kilo Honig
"Pro Bienenkasten können wir mit rund 60 Kilo Honig im Jahr
rechnen", sagt Adane Mekonnen. Macht bei 50 Kästen rund 3.000 Kilo.
Ein Kilo dieses hochwertigen Honigs erzielt in Äthiopien Preise von
bis zu 100 Birr, umgerechnet rund 4 Euro. Die junge Imker-Kooperative
verkauft ihren Honig jedoch nicht an große Firmen. Ihr Abnehmer ist
eine weitere von Menschen für Menschen gegründete Gruppe, die den
Honig reinigt. Im Anschluss wird der gereinigte Honig an eine weitere
Kooperative weitergereicht, die ihn in Gläser abfüllt, diese
etikettiert und verpackt. Anschließend übernimmt eine vierte Gruppe
junger Leute den Transport zu Märkten und Großhändlern in der Region,
aber auch in der Hauptstadt Addis Abeba. Die somit errichtete
Wertschöpfungskette gibt rund 60 Jugendlichen Arbeit. "Das Geld das
wir auf diese Weise verdienen können, gibt uns Sicherheit", sagt
Adane Mekonnen. Aber nicht nur das: "Die Arbeit hat uns unseren Stolz
und unsere Hoffnung zurückgegeben."
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Über Menschen für Menschen:
Die Stiftung Menschen für Menschen leistet seit über 35 Jahren
nachhaltige Hilfe zur Selbstentwicklung in Äthiopien. Im Rahmen
integrierter ländlicher Entwicklungsprojekte verzahnt Menschen für
Menschen gemeinsam mit der Bevölkerung Maßnahmen aus den Bereichen
Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen. Den
Grundstein für Menschen für Menschen legte am 16. Mai 1981 der
damalige Schauspieler Karlheinz Böhm (gest. 2014) mit seiner
legendären Wette in der Sendung "Wetten, dass...?". Die Stiftung
trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale
Fragen (DZI). Menschen für Menschen setzt die Maßnahmen derzeit in
zwölf Projektgebieten mit über 740 fest angestellten und fast
ausschließlich äthiopischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um.
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