(ots) -
Russell Reynolds Associates veröffentlicht die 7. Ausgabe der "DAX
30-Aufsichtsratsstudie": In den Superwahljahren 2018/19 laufen bei
60% der DAX 30-Unternehmen die Mandate der Aufsichtsratsvorsitzenden
aus.
- Siemens, Deutsche Bank, E.ON sowie MunichRe stehen an der Spitze
des Russell Reynolds-Rankings
- Internationalität: Anteil ausländischer Aufsichtsräte steigt von
27% auf 29%
- Frauenanteil bei neu gewählten Aufsichtsräten liegt bei 41% -
verglichen mit noch 46% in 2016
- Entflechtung der Deutschland AG schreitet voran
- Lediglich ein einziger 'Digital Director' kommt neu hinzu: Es
ist ein Cyber Security-Experte
Erstmals seit 2010 ist die Frauenquote in den DAX
30-Aufsichtsräten nur unwesentlich auf 29,1% bei den
Aktionärsvertretern gestiegen. Dieses Jahr zogen zwei Deutsche und
fünf Ausländerinnen mit Top-Management-Erfahrung in diese wichtigen
Gremien ein. Es handelt sich dabei um Sophie Bossard (Allianz),
Colleen Goggins (Bayer), Hong Chow (Beiersdorf), Géraldine Picaud
(Infineon), Renata Jungo Brüngger (MunichRe), Monika Kirchner sowie
Ute Gerbaulet (beide RWE). Insgesamt wurden 17 Aufsichtsräte ersetzt.
Im Vorjahr lag diese Zahl noch ungleich höher bei 39
Kapitalvertretern.
Der Frauenanteil bei den neu gewählten Aufsichtsräten liegt damit
bei 41% - verglichen mit noch 46% in 2016. Nach den
Hauptversammlungen 2017 erfüllen wie im Vorjahr 21 der 30
Aktionärsvertretungen die vom Gesetzgeber für 2020 festgelegte
Frauenquote von 30%. 2015 lag diese Zahl noch bei mageren 13
Konzernen. Ein Beleg mehr, warum Kanzlerin Angela Merkel auf dem W
20-Gipfel in Berlin die Relevanz des deutschen Quotengesetzes
betonte: "Wir haben jahrelang gebettelt und gebeten. Die
Aufsichtsräte haben sich das Gesetz selbst erarbeitet - durch
Nichtstun."
HeidelbergCement bildet mit einem Frauenanteil von lediglich 17%
weiterhin das Schlusslicht in der ersten deutschen Konzernliga -
sowohl auf Aktionärsvertreterseite als auch bei den
Arbeitnehmervertretern. Die Unternehmen Continental, Deutsche
Lufthansa sowie Thyssen Krupp liegen mit 20% bei den
Aktionärsvertretern nur geringfügig besser. Basierend auf den regulär
auslaufenden Mandaten und bei Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben
schließen die beiden Letztgenannten in 2018 auf. Weitere fünf Gremien
könnten bis 2019 die Quote erreichen. Bei Henkel und Infineon (je 25%
Frauenquote) stehen die nächsten Wahlen jedoch erst 2020 an.
Trotz eines vergleichbar ruhigen Wahljahres - nur in 11 der 30
Gremien gab es personelle wie strukturelle Veränderungen (in 2016:
21) - fand eine weitere Verbesserung der formalen Qualität der
Aufsichtsräte (AR) statt. Bei einer an deutschen Schulnoten
orientierten Durchschnittsbewertung der AR-Zusammensetzung ergibt
sich für 2017 die Gesamtnote 2,3 (2016: 2,4). Die Studie analysiert
die DAX 30-Aufsichtsgremien anhand der verfügbaren biografischen
Daten ihrer Mitglieder daraufhin, wie nahe diese dem idealen
Aufsichtsratsprofil kommen in Bezug auf Kriterien wie
geschäftsrelevante Erfahrung, beispielsweise Digitalkompetenz'
Mandatslast und Diversität.
Die beste Bewertung im Russell Reynolds-Ranking 2017 erhalten mit
einer Gesamtnote von 1,5 die Aufsichtsräte von Siemens und Deutsche
Bank; gefolgt von E.ON und Munich Re mit der Note 1,7. Letztere stand
im vergangenen Jahr noch auf Rang 15 mit 2,4 und ist damit der größte
Aufsteiger. Die schlechteste Note erhielten - nicht zuletzt wegen
fehlender internationaler Erfahrung und der niedrigen Frauenquote -
die vier DAX 30-Player Deutsche Börse, HeidelbergCement, RWE sowie
Thyssen Krupp mit einer 3,0.
Das sind die zentralen Ergebnisse der 7. Ausgabe der "DAX
30-Aufsichtsratsstudie" der international führenden Personalberatung
Russell Reynolds Associates. In dieser erheben seit 2011 Jens-Thomas
Pietralla und sein Team die Veränderungen in den Aufsichtsräten der
dreißig größten börsennotierten Konzerne Deutschlands.
Die Herausforderung der beiden 'Superwahljahre' 2018/19 mit hohem
KandidatInnenbedarf im DAX 30
Eine der relevantesten Erkenntnisse der Russell Reynolds-Studie:
Es wird knapp bei den Neubesetzungen von Aufsichtsräten. 2018 und
2019 sind 'Superwahljahre'. So laufen bei 18 Unternehmen des DAX 30 -
also 60% - die Mandate der Vorsitzenden aus. Beispiele hierfür sind
etwa die Deutsche Telekom, Siemens und Lufthansa nächstes Jahr oder
Adidas, Beiersdorf und BASF im Folgejahr.
Zugespitzt wird dieses durch die aktuelle Altersstruktur: 16 der
in 2018 auslaufenden Aufsichtsratsmandate halten 70+ Jährige - etwa
Grandseigneurs wie Ulrich Lehner, Klaus-Peter Müller, Henning
Kagermann oder Wolfgang Mayrhuber. "Durch die geltenden Altersgrenzen
kommt es zwangsläufig zu einem Generationswechsel. In den
Superwahljahren 2018/19 stehen 166 Mandate in den DAX
30-Kontrollgremien zur Wahl - fast zwei Drittel. Für den MDAX sind es
sogar 174 - auch hier mehr als die Hälfte. Auf Frauen bezogen
bedeutet das: Mehr als 100 Top-Kontrolleurinnen werden händeringend
gesucht. Diese Zahl beinhaltet mögliche Wiederwahlen. Der Talentpool
ist knapp, da der Frauenanteil in Vorständen und oberen
Führungsebenen stagniert. Daher haben Unternehmen, die sich jetzt
nicht klar positionieren, im Werben um weibliche Aufsichtsratstalente
für die kommende HV-Saison das Nachsehen." so Jens-Thomas Pietralla,
Managing Director sowie Co-Lead der Board Practice bei Russell
Reynolds Associates und einer der beiden Autoren der DAX
30-Aufsichtsratsstudie.
"Man spricht (weiter) deutsch": Noch immer fehlen internationale
Impulsgeber in deutschen Aufsichtsräten
Der Anteil internationaler Aufsichtsräte bei den Nachrückern lag
im Untersuchungszeitraum bei 59%. Damit ist die Internationalisierung
des DAX 30 erstmals nach drei Jahren leicht gestiegen - allerdings
auf vergleichsweise niedrigem Niveau. "Der Anteil nichtdeutscher
Aufsichtsräte liegt nun bei 29%. Im Vorjahr lag dieser bei 27%. Aber
nur 2% stammen aus den Wachstumsregionen ausserhalb Europa oder den
USA. Zum Vergleich: Allein bei drei der größten Schweizer Unternehmen
liegt dieser Anteil bei 22%." so Thomas Tomkos, Managing Director,
Co-Lead der Board Practice bei Russell Reynolds Associates und
Co-Autor der Ausichtsratsstudie. "Perspektivendiversität, kulturelle
Vielfalt und das Einbinden internationaler Aspekte sind im Zeitalter
der Globalisierung ein Sine-qua-non. Hier bewegen sich die DAX
30-Aufsichtsräte jedoch keinen Schritt weiter - ob bewusst, oder
unbewusst. "Es ist verwunderlich, dass einzig Baader Mohammad Al Saad
- quasi 'entsandt' von Schlüsselaktionär Kuwait - bei Daimler aus dem
außereuropäischen Raum hinzugekommen ist."
Allerdings gibt es auch positive Ausnahmen. Den höchsten
Internationalisierungsanteil weist die Deutsche Bank mit 70% auf,
gefolgt von Fresenius Medical Care (67%), Volkswagen (60%) sowie
Allianz, Daimler und Deutsche Börse (je 50%). Diese Unternehmen
belegen eindrucksvoll, dass auch in Deutschland ein Ausländeranteil
von 50% und mehr bei den Aktionärsvertretern realisierbar ist.
Österreich stellt weiterhin das größte Ausländerkontingent mit 19
Aktionärsvertretern (Vorjahr: 17), gefolgt von den USA (13), UK und
Frankreich (je 8). "Einige Neubesetzungen verdeutlichen die Chance,
gleichzeitig in den beiden Dimensionen Geschlechtervielfalt und
Internationalität zu punkten", so Thomas Tomkos. So sind aufgrund
ihrer Herkunft und internationalen Erfahrung die ehemalige
Johnson&Johnson-Managerin Colleen Goggins, die französischen
Top-Managerinnen Geraldine Picaud und Sophie Bossard sowie die
Chinesisch-stämmige Deutsche Hong Chow, die für Roche die
Niederlassung in Shanghai leitet, besonders spannende Neuzugänge.
Die Entflechtung der Deutschland AG schreitet voran - dennoch gibt
es weiter Schwergewichte, die vier DAX 30-Aufsichtsratsmandate
innehaben
Ein wichtiger Trend ist die starke Abnahme der Vernetzung der DAX
30-Konzerne über Vorstände und Aufsichtsräte. So sank der
Vernetzungsindex AR zu AR um 13% auf 62. Der Grund hierfür liegt im
Kürzertreten ehemaliger 'Multiaufsichtsräte', etwa der Herren Börsig,
Perlet, Mayrhuber, Bernotat, Kagermann oder Diekmann.
Der Vernetzungsindex VS zu AR sank sogar um 36% auf 14. Begründet
liegt dieses darin, dass DAX 30-Vorstände aus operativen
Verantwortlichkeiten ausscheiden (z.B. die Herren Hainer, Eichiner,
Kley, Reithofer) oder aus dem DAX 30 in andere Unternehmen wechseln
(z.B. Wolfgang Büchele, Simone Menne), jedoch ihre
Aufsichtsratsmandate behalten.
Paul Achleitner, Michael Diekmann und Ulrich Lehner sind mit je
vier Mandaten bei DAX 30-Unternehmen die am häufigsten berufenen
Aufseher der deutschen Blue Chips. "Die Deutschland AG mit
struktureller und finanzieller Verflechtung der Konzerne
untereinander ist ein Phänomen der Vergangenheit. Dennoch existieren
weiter einige Schwergewichte in den Gremien, deren Rolle man nicht
unterschätzen sollte", kommentiert Aufsichtsratsexperte Pietralla die
Mandatslast. Mit Ann-Kristin Achleitner, Renate Köcher, Sari Baldauf,
Simone Bagel-Trah und Simone Menne sind bereits fünf
Aufsichtsrätinnen mit mindestens zwei Mandaten im DAX 30 vertreten.
Mangelnde Digitalkompetenz in den Gremien gefährdet digitale
Transformation: Erst in 40% der Aufsichtsräte gibt es einen
deziderten Experten
Ein weiteres Ergebnis der Russell Reynolds-Studie: Es kam nur ein
einziger 'Digital Director' dazu. Der Neue in diesem Jahr: Gerhard
Eschelbeck, Vice President Security & Privacy Engineering bei Google.
Mit ihm zieht ein ausgewiesener Cyber Security-Experte in den
Aufsichtsrat der Deutschen Bank ein. Damit stagniert die
Digitalkompetenz in den DAX 30-Boards (d.h. mindestens ein Aufseher
mit ausgewiesener Digitalkompetenz) bei 40%. "Unsere Studie belegt
eindrucksvoll, dass das DAX 30-Segment den Herausforderungen der
digitalen Transformation und den damit verbundenen Disruptionen noch
immer zu wenig entgegenzusetzen hat. Wie kann es sein, dass zwar in
jedem Aufsichtsrat ein Finanzexperte sitzt und in 80% ein
Rechtsexperte, aber nur in jedem Vierten ein Stratege für
Digitalstrategie?", so Thomas Tomkos.
Demographische Unterschiede zwischen Männern und Frauen beginnen
sich anzugleichen
Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bleiben im Vergleich
zum Vorjahr nahezu konstant. Frauen in DAX 30-Aufsichtsräten sind im
Durchschnitt 2,7 Jahre kürzer im Amt als ihre männlichen Kollegen mit
6,6 Jahren und zudem bei Amtsantritt rund 3,3 Jahre jünger (Männer 56
Jahre; Frauen 52,7 Jahre. 2011 lag dieses Delta noch bei 6,4 Jahren.
Der Altersdurchschnitt liegt bei männlichen Aufsichtsräten bei 62,6
Jahren und damit sechs Jahre über dem der Frauen (56,6 Jahre). Über
die Zeit lässt sich jedoch eine Annäherung der demographischen Daten
erkennen.
Durchschnittliche Verweildauer und Alter nach den Wahlen 2017
SAP (11), Fresenius Medical Care, HeidelbergCement (je 10) und BMW
(9) haben die Aufsichtsgremien mit der längsten durchschnittlichen
Amtslaufzeit. Wilhelm Haarmann (29 Jahre) sowie die
BMW-Familienmitglieder Susanne Klatten und Stefan Quandt (jeweils 20)
verweilen am längsten in ihren Gremien. Bei Allianz und Vonovia sind
die Aufsichtsräte im Schnitt weniger als drei Jahre im Amt. Die
Unternehmen ProSiebenSat1 (54 Jahre) und Beiersdorf (56) stellen
weiterhin die im Schnitt jüngsten Aufsichtsgremien. Lars Hinrichs und
Tobias Thelen sind auch dieses Jahr wieder die jüngsten Aufsichtsräte
(beide Jahrgang 1976). Prof. Dr. Gesche Joost ist die jüngste Frau
(Jahrgang 1974).
Ãœber Russell Reynolds Associates
Russell Reynolds Associates ist eine der weltweit führenden
Personalberatungen bei der Besetzung von Spitzenpositionen. 1969 in
New York gegründet, verfügt Russell Reynolds Associates heute mit
insgesamt 47 Büros und mehr als 400 Beratern über ein globales
Netzwerk. In Deutschland ist Russell Reynolds Associates seit 1985
etabliert und in Frankfurt am Main, Hamburg und München mit Büros
präsent.
Das Unternehmen ist vollständig im Besitz der im Unternehmen
tätigen Partner. Neben dieser Unabhängigkeit sind es vor allem die
weltweit agierenden Spezialistenteams für einzelne Branchen, mit
denen sich Russell Reynolds Associates vom Wettbewerb abhebt. Ãœber
die hohe Loyalität der Klienten und großen Erfolg bei der Gewinnung
von Mandaten wächst Russell Reynolds Associates über viele Jahre
deutlich zweistellig.
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(at)RRAonLeadership
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Susanne J. Mathony
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