(ots) - Umwelt-, Verbraucher- und Wirtschaftsverbände, die
Gewerkschaft NGG sowie über 5.000 Getränkehändler, Brauereien,
Mineralbrunnen und Fruchtsaftabfüller antworten mit
Verbraucherkampagne auf Angriffe der Einwegindustrie auf das weltweit
größte Mehrwegsystem - Kunden sollen an der Ladenkasse für den
Klimaschutz abstimmen - Getränkeindustrie, Lebensmittel- und
Getränkehandel müssen bis Ende 2021 den Anteil umweltfreundlicher
Mehrweg-Getränke auf 70 Prozent steigern - Deutsche Umwelthilfe wird
die korrekte und verbraucherfreundliche Kennzeichnung von Einweg- und
Mehrweggetränken durch Testbesuche überprüfen
Mehrwegflaschen schonen natürliche Ressourcen, vermeiden
Verpackungsmüll und tragen zum Klima- und Umweltschutz bei.
Deutschland verfügt (noch) über das größte und vielfältigste
Mehrwegsystem der Welt im Getränkebereich. Das sind die
Kernbotschaften der heute in Berlin vorgestellten Kampagne "Mehrweg
ist Klimaschutz". Gemeinsam mit mehr als 5.000 teilnehmenden Partnern
informiert die aus der Deutschen Umwelthilfe (DUH), der Stiftung
Initiative Mehrweg (SIM), dem Verband des deutschen
Getränkefachgroßhandels (GFGH), dem Verband des Deutschen
Getränke-Einzelhandels (EHV) und dem Verband der Privaten Brauereien
Deutschlands bestehende "Mehrweg-Allianz" Verbraucher über die
umweltschonenden Eigenschaften von Mehrwegflaschen. Ziel der
Initiative ist es, Kunden zu einem umweltbewussten Kauf von
Mehrwegflaschen und zum Verzicht auf umweltschädliche Getränkedosen
und Einweg-Plastikflaschen zu bewegen.
Das diesjährige Kampagnenmotiv zeigt eine Weltkugel mit Wäldern
und Wolken, um dafür zu sensibilisieren, dass wir dafür
verantwortlich sind, unserer nachfolgenden Generation eine
lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Händler, Unternehmen,
Abfallberater, Kommunen und gesellschaftliche Gruppen werden
aufgerufen das kostenlose Informationsmaterial zum ökologischen
Getränkekauf zu nutzen und Verbraucher zu informieren (zu den
Kampagnenmaterialien: http://l.duh.de/p170613).
Das Getränke-Mehrwegsystem gerät durch den Vormarsch
unökologischer Einwegflaschen immer weiter unter Druck - nicht
zuletzt wegen des Ausstiegs von Coca-Cola aus dem deutschen
Mehrwegsystem. Angesichts des jährlichen Verbrauchs von mehr als 17
Milliarden Einweg-Plastikflaschen und 2,9 Milliarden Dosen sind
politische Maßnahmen zum Schutz des Mehrwegsystems dringend nötig.
Die Mehrwegquote beträgt nur noch 42 Prozent. Nach Aussage des
Umweltministeriums habe Ministerin Barbara Hendricks mit der
Verabschiedung des neuen Verpackungsgesetzes wichtige Schritte zum
Schutz des deutschen Mehrwegsystems unternommen. Allerdings weisen
die neuen Regelungen zu Getränkeverpackungen nach Einschätzung der
"Mehrweg-Allianz" erhebliche Fehler auf.
Für eine selbstbestimmte Entscheidung am Verkaufsregal ist es
notwendig, dass Verbraucher Mehrweg und Einweg eindeutig
unterscheiden können. Deshalb hat die Bundesregierung im neuen
Verpackungsgesetz eine Kennzeichnung am Verkaufsort in unmittelbarer
Nähe zum Produkt festgelegt. Eine Kennzeichnung auf dem Produkt wäre
im Vergleich zur Kennzeichnung am Regal nach Einschätzung der
"Mehrweg-Allianz" die deutlich wirksamere und auch effizientere
Alternative gewesen. Zudem wird es Discountern wie Aldi und Lidl, die
ausschließlich auf Einweg setzen, durch die neue gesetzliche Regelung
ermöglicht, mit nur einem einzigen Hinweisschild einen ganzen
Supermarkt zu kennzeichnen. Wohingegen der Getränke-Einzelhandel mit
seinem großen, vielfältigen Mehrweg- und ergänzenden Einwegsortiment
deutlich höhere Kosten für die Kennzeichnung in den Märkten
verkraften muss. Dadurch wird eine verbraucherfreundliche
Kennzeichnung von Getränkeverpackungen ausgehebelt und diejenigen
finanziell zusätzlich belastet, die überwiegend Mehrweg anbieten.
Die DUH wird die Umsetzung der gesetzlichen
Kennzeichnungsregelungen durch Testbesuche prüfen und sich für die
Informationsrechte der Verbraucher stark machen. Falschen Hinweisen,
zu klein geratenen, kaum lesbaren oder sogar versteckten
Informationsschildern bei Discountern wird bereits im Vorfeld der
Kampf angesagt.
Entscheidend ist, die wenigen Ziele des neuen Verpackungsgesetzes
konsequent umzusetzen, die wirklich das Potenzial zur Entlastung der
Umwelt haben. Hierzu zählt vor allem das Erreichen der im letzten
Moment ins Gesetz aufgenommenen Mehrwegquote für Getränkeverpackungen
von 70 Prozent. Deutschland hat aufgrund der hohen Dichte an
Discountern wie Aldi und Lidl nicht nur die billigsten Lebensmittel.
Die meisten Discounter verweigern sich bisher auch dem Mehrwegsystem.
Mit der gegenüber der bisherigen Verpackungsverordnung eindeutig auf
die Förderung von Mehrweg ausgerichteten Zielquote müssen Aldi, Lidl
& Co nun Farbe bekennen und eigene Beiträge zur Abfallvermeidung und
zum Ressourcenschutz leisten, anstatt immer größere Müllberge aus
Plastikflaschen und Getränkedosen zu produzieren. Die
"Mehrweg-Allianz" erwartet von der gesamten Getränkeindustrie und dem
Handel, dass sie ihre Kunden darüber informieren, bis wann sie in
ihrem Produktangebot die 70 Prozent Mehrweg bei Getränken umgesetzt
haben werden.
Die große Mehrheit der Bundestagsabgeordneten hatte am 23. März
2017 mit einem Entschließungsantrag Handel und Industrie
aufgefordert, eine Mehrwegquote für Getränkeverpackungen bis Ende
2021 zu erreichen. Scheitert dies, seien Vorschläge für weitergehende
rechtliche Maßnahmen zu entwickeln. Nach Vorstellungen der
"Mehrweg-Allianz" könnte eine dieser weitergehenden rechtlichen
Maßnahmen die Einführung einer Abgabe auf Einweg-Plastikflaschen und
Getränkedosen in Höhe von 20 Cent zusätzlich zum Pfand sein. Denn die
negativen Umweltauswirkungen und Ressourcenverbräuche von
Einwegverpackungen müssten sich auch im Produktpreis wiederspiegeln.
Die völlig unverständlichen und kontraproduktiven Ausnahmen von
Säften und Nektaren aus der Einwegpfandregelung werden nach dem
Willen von Ministerin Hendricks weiterhin fortbestehen. Dabei müsste
die Einwegpfandpflicht jedoch vereinfacht und anhand der
Getränkeverpackung festgelegt werden, weil zu Recht niemand
nachvollziehen kann, warum dieselbe Einwegplastikflasche mit Cola
bepfandet, aber mit Saft unbepfandet sein soll.
Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen sind unökologische
Wegwerfverpackungen und sollten grundsätzlich und unabhängig vom
Füllgut einer Pfandpflicht unterliegen. Eine Ausweitung der
Einwegpfandpflicht muss aus Sicht der "Mehrweg-Allianz" spätestens
nach der Bundestagswahl im September 2017 wieder auf die
Tagesordnung.
Als richtige und wichtige Entscheidung begrüßt die
"Mehrweg-Allianz", dass Getränkekartons nach dem neuen
Verpackungsgesetz nicht länger als ökologisch vorteilhaft eingestuft
werden. Getränkekartons sind ebenso wie Plastikflaschen eine
Wegwerfverpackung mit einer Nutzungsdauer von wenigen Minuten.
Getränkekartons werden zudem schwerer und bestehen immer mehr aus
Plastik und weniger aus Zellstoff. Außerdem werden tatsächlich viel
weniger Getränkekartons recycelt als vom Fachverband
Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel (FKN) behauptet -
nämlich gerade einmal rund 39 und nicht etwa 76 Prozent.
Getränkekartons sind eindeutig nicht ökologisch vorteilhaft. Weil
Getränkekartons nun keinen Status als ökologisch vorteilhafte
Verpackung mehr innehaben, müssten sie auch der Einwegpfandpflicht
unterliegen.
Links:
Frei verwendbare Druckvorlagen für Flyer und Poster der Kampagne
"Mehrweg ist Klimaschutz" finden Sie unter
http://www.duh.de/mehrweg_klimaschutz0/downloads/
Vorteile von Mehrwegflaschen
http://www.duh.de/mehrweg_klimaschutz0/vorteile-von-mehrweg/ und
Probleme der Plastikflaschenflut
http://www.duh.de/mehrweg_klimaschutz0/einweg-plastikflaschen/
Hintergrundpapier Getränkekartons:
http://www.duh.de/getraenkekartons
Hintergrundpapier: Warum Mehrweg der beste Weg ist:
http://l.duh.de/p170613
Fakten zu Ökobilanzen von Getränkeverpackungen:
http://l.duh.de/p170613
Grafik Umweltauswirkungen von Einwegflaschen:
http://l.duh.de/p170613
Grafik Klimabilanz Mehrweg vs. Dose: http://l.duh.de/p170613
Grafik Klimabilanz Mehrweg vs. Einwegplastikflasche
http://l.duh.de/p170613
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe
0171 3649170, resch(at)duh.de
Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft Deutsche Umwelthilfe
030 2400 867 43, 0151 18256692, fischer(at)duh.de
Clemens Stroetmann, Staatssekretär a.D., Geschäftsführer Stiftung
Initiative Mehrweg
030 330083850, info(at)stiftung-mehrweg.de
Günther Guder, Geschäftsführender Vorstand des Bundesverbandes des
Deutschen Getränkefachgroßhandels e.V.
0172 2424950, guder(at)bv-gfgh.de
Roland Demleitner, Geschäftsführer des Verbandes Private Brauereien
Deutschland e.V.
0171 5311444, info(at)private-brauereien-deutschland.de
Andreas Vogel, Vorsitzender des Verbandes des Deutschen
Getränke-Einzelhandels
0171 8611011, vogel(at)getraenke-einzelhandel.de
Jonas Bohl, Pressestelle der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten
0151 17480844, presse(at)ngg.net
DUH-Pressestelle:
Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse(at)duh.de
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