(ots) - Der frühere Mainzer Bischof Karl Kardinal
Lehmann hat den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl als geradlinigen,
sensiblen und gebildeten Menschen gewürdigt. "Er war nicht die
Dampfwalze, die alles brutal niederwalzte, zu der ihn manche immer
wieder machen wollten", schrieb Lehmann in einem Beitrag für die in
Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Montagausgabe):
"Europäische Staatsmänner aus kleinen Ländern haben mir öfter gesagt,
dass sie Helmut Kohl im Zusammenspiel der europäischen Kräfte ganz
besonders schätzten, weil er gerade als Vertreter eines größeren und
mächtigeren Landes immer Sensibilität und Rücksicht walten ließ
gegenüber kleineren Partnern. Er hat sie nicht einfach überfahren."
Nicht zuletzt deshalb habe Kohl großes Vertrauen genossen. Auch im
persönlichen Umgang sei Kohl "überaus korrekt" gewesen: "Als ich mit
ihm in Österreich in den Bergen wanderte, waren unsere Gastgeber
stolz auf sein Kommen und wollten auf keinen Fall von ihm zum
Beispiel für die Bergbahnen, eine Erfrischung oder ein Essen bezahlt
werden. Er hat dieses Entgegenkommen immer sehr entschieden abgelehnt
und immer darauf bestanden, dass er wie jeder andere bezahlt." Kohl
habe persönliche Begegnungen auch genutzt, um mit ihm "über das Leben
des Geistes, die Situation der Kirche und über einzelne
Persönlichkeiten" zu diskutieren: "Die Vielseitigkeit der
Aufmerksamkeit war verblüffend. Er war nicht der Banause, den manche
in ihm sehen wollten."
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