(ots) -
Die Deutschen sehnen sich nach traditionellen Werten wie Heimat
und Familie, lehnen aber gleichzeitig autoritäre Konzepte zu
Kontrolle, Ordnung und Sicherheit ab. Das zeigt die erste
Universalstudie zur Werteentwicklung in Deutschland, "Values &
Visions 2030".
Die Gesellschaft für Innovative Marktforschung (GIM) hat dafür in
einer Kombination aus Experteninterviews und Bürgerbefragung
ermittelt, wie sich globale Megatrends in den kommenden zehn bis 15
Jahren auf den Wertekanon der Deutschen auswirken.
Landschaft der gesellschaftlichen Werte
Das Ergebnis ist eine Landkarte der gesellschaftlichen Werte. Im
Nordwesten liegen die Sehnsuchtsfelder: Werte, die stark erwünscht
sind, aber nach Einschätzung der Befragten in Zukunft nicht an
Bedeutung gewinnen. Den Gegenpol dazu bilden im Südosten
Wertvorstellungen, die voraussichtlich wichtiger werden, vor denen
man sich aber eher fürchtet.
Im Südwesten der Karte sind Werte angesiedelt, die statisch sind
und das auch bleiben sollen, weil sie unerwünscht sind. Ganz anders
die Hoffnungsträger im Nordosten: Von diesen wünschen sich die
Bürger, dass sie an Bedeutung zunehmen, und erwarten das auch.
Der wichtigste Hoffnungswert für die Zukunft heißt
"Verantwortung", die größte Besorgnis löst die "Geborgenheit im
Digitalen" als Ausdruck der alles durchdringenden Digitalisierung
aus. Inseln der Sehnsucht sind "Tradition und Heimat", "menschliche
Nähe" sowie "Gerechtigkeit und Solidarität", während der Komplex
"Sicherheit und Kontrolle" weitgehende Ablehnung erfährt.
Deutliche Ablehnung obrigkeitsstaatlicher Konzepte
Die starke Hinwendung zu klassischen Konzepten wie Tradition und
Heimat, Freiheit und persönliche Nähe stellt nach Ansicht der
Forscher eine Reaktion auf die zunehmende Digitalisierung und
Fragmentierung der Gesellschaft und des eigenen Lebens dar, die als
Bedrohung wahrgenommen werden.
So erzielt der Wunsch, die klassische Familie solle an Bedeutung
gewinnen, eine überdurchschnittliche Zustimmung von 73 Punkten auf
einer Skala von 1 bis 100. Ähnlich stark ist der Wunsch nach einer
Rückbesinnung auf die Heimat. Gleichzeitig wird obrigkeitsstaatlichen
Tendenzen deutlich widersprochen. Die These beispielsweise, man müsse
im Tausch für mehr Sicherheit auf Freiheiten verzichten, erzielte die
niedrigsten Zustimmungswerte überhaupt.
"Zugespitzt kann man sagen: Die Rückbesinnung auf traditionelle
Werte ist nicht reaktionär, sie verbindet sich im Gegenteil mit einem
starken Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit", sagt Dr. Björn
Huber, Research Manager bei der GIM. "Das widerspricht deutlich der
Wahrnehmung, die insbesondere in politischen Debatten vorherrscht."
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