(ots) -
Auf der BVK-Jahrestagung in Berlin, mit der die deutsche
Kalkindustrie zugleich ihr 125-jähriges Bestehen feiert, stellt der
scheidende Vorsitzende Dr. Thomas Stumpf die wirtschaftliche Lage der
Kalkindustrie dar und erläutert die Herausforderungen und Chancen der
Branche. Zu seinem Nachfolger wird Dr. Kai Schaefer, GF SCHAEFER KALK
GmbH & Co. KG, Diez, gewählt, der auch die Gewinner des diesjährigen
Arbeitssicherheitswettbewerbs bekannt gibt. BVK-Hauptgeschäftsführer
Martin Ogilvie vermittelt einen Überblick über die Arbeit und die
Kernthemen des Verbandes.
Die Mitgliederversammlung als Branchentreffen der deutschen,
österreichischen und schweizerischen Kalkindustrie findet dieses Jahr
in Berlin statt.
Der Vorsitzende Dr. Thomas Stumpf, Mitglied der Geschäftsführung
der Fels-Werke GmbH, Goslar, erinnert an die ersten eigenständigen
verbandlichen Organisationsformen der deutschen Kalkindustrie vor 125
Jahren und blickt zurück auf die bisherige Branchenentwicklung. Er
umreißt die künftigen Herausforderungen durch die Energiewende und
beschreibt das Risikopotenzial durch den Ausbau der Erneuerbaren
Energien, wie etwa die "Dekarbonisierung" der Wirtschaft. Er
erläutert die Entwicklung des Emissionshandelssystems nach 2020 und
plädiert für die Rohstoffsicherung in Deutschland. Chancen sieht er
in der Erschließung neuer Absatzmärkte, wie etwa bei der
Abgasentschwefelung von Seeschiffen, der Phosphatrückgewinnung in
Kläranlagen, dem Einsatz von Kalkhydrat zur Erhöhung der Lebensdauer
von Asphaltstraßen und der Anwendung von Spezialkalkprodukten für
eine nachhaltige Landwirtschaft.
"Wir müssen und werden langfristig CO2 reduzieren", betont Stumpf
und präsentiert erste Forschungsansätze zur CO2-Abscheidung aus
Rauchgasen. Es müssten technisch und wirtschaftlich gangbare Wege zur
Abscheidung und Weiterverwendung von CO2 gefunden werden.
Anschließend stellt Stumpf die aktuellen Zahlen der Kalkindustrie
vor. Bei den ungebrannten Produkten repräsentiert der BVK ca. 15 %
der deutschen Kalkindustrie, bei den gebrannten Erzeugnissen nahezu
100 %.
Bei den ungebrannten Kalkprodukten habe der Marktabsatz im Jahr
2016 gut 18 Millionen Tonnen betragen und sei damit gegenüber dem
Vorjahr um 1,5 % rückläufig gewesen.
Die Lieferungen für Umweltschutzanwendungen seien um 4,7 %
zurückgegangen, auch die Lieferungen ungebrannter Produkte für die
Industrie seien mit rund 4,3 Millionen Tonnen gegenüber 2015 um 3 %
im Minus.
Dieser Trend setze sich in der Baustoff-Industrie mit einem
Rückgang von 4,2 % fort. Der Einsatz ungebrannter Kalkprodukte im
Baugewerbe hingegen habe mit einer Steigerung um 5,7 % deutlich
zugelegt. Das Plus sei in erster Linie auf signifikante
Absatzsteigerungen in die Bereiche Hoch- und Tiefbau zurückzuführen.
Die deutsche Kalkindustrie konnte im vergangenen Jahr nur ca. 6,3
Mio.t. gebrannte Produkte absetzen. Das entspricht einem
Absatzrückgang um 2,6 %.
Bei dem Hauptabnehmer der Kalkprodukte - der Eisen- und
Stahlindustrie - ist ein Absatzrückgang um 2,3 % auf nunmehr fast 2,2
Mio.t zu verzeichnen. Auch der Industrieabsatz insgesamt hat sich
deutlich gegenüber dem Vorjahr verschlechtert (-4,3 %).
Zufrieden kann die Kalkindustrie mit den Lieferungen an die
Baustoffindustrie sein. Insgesamt konnte ein Plus von 5 % erreicht
werden. Das entspricht einer Liefermenge von ca. 900 Tsd.t, wobei der
Hauptteil dieser Lieferungen zur Herstellung von Wandbaustoffen
benötigt wird. Überproportional positiv entwickelt haben sich die
Lieferungen von gebrannten Kalkprodukten zum Einsatz im Straßen- und
Wegebau. In diesem Verwendungsbereich konnten 350 Tsd.t eingesetzt
werden, entsprechend einem Plus von 6 %.
Die Lieferungen für Umweltschutzanwendungen sind weiter deutlich
rückläufig. Insgesamt konnten für dieses Verbrauchssegment nur noch
1,3 Mio.t verkauft werden. Das entspricht einem Rückgang um 4 %. Für
die Luftreinhaltung konnten von den Mitgliedern des BVK nur noch 840
Tsd.t geliefert werden. Das entspricht einem Rückgang um 2,9 %. Neben
dem vermehrten Einsatz von schwefelarmen Braunkohlen bei den
Kraftwerken spielt hier auch der Rückgang bei der
Braunkohleverstromung eine Rolle. Dieser Trend wird sich künftig
durch das Fortschreiten der Energiewende und den Ausbau der
Erneuerbaren weiter verstärken.
Für das Jahr 2017 geht der Vorsitzende im Einklang mit der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und den wichtigsten Zielmärkten
von einer Erholung des Marktes aus und rechnet mit einem Absatzplus
bei den gebrannten Produkten von 2 %. Damit würde die Branche
allerdings lediglich wieder das Jahresergebnis von 2015 erreichen.
Dr. Kai Schaefer erinnert daran, dass nicht nur der BVK mit seinen
Vorläufern Geburtstag hat, sondern dass es ein weiteres Jubiläum zu
feiern gilt: Zum 30. Mal verleiht der BVK die Preise im
Arbeitssicherheitswettbewerb und zeichnet so seit 1987 auf seinen
jährlichen Mitgliederversammlungen diejenigen Unternehmen und
Betriebe aus, die beim Unfallgeschehen besonders niedrige
Unfallzahlen und damit die besten Ergebnisse vorweisen können.
Vollständige Unfallfreiheit im Arbeitsleben sei sicherlich auch in
Zukunft nur schwer zu erreichen. Dennoch sei es richtig, sich ein
solch ambitioniertes Ziel zu setzen. Daher unterstütze der BVK auch
die Präventionsstrategie "VISION ZERO - Null Unfälle - gesund
arbeiten!" der BG RCI und habe im September 2016 als einer der ersten
Verbände der Steine- und Erden-Industrie eine
Kooperationsvereinbarung mit der BG RCI abgeschlossen.
"Arbeitsschutz ist kein einmaliges Unternehmensziel, sondern ist
vielmehr Daueraufgabe", so Dr. Schaefer. Anschließend nennt er die
Betriebe, die in 2016 unfallfrei waren und gibt die Gewinner des
Arbeitssicherheitswettbewerbs 2017 bekannt. Die Urkunde in Gold
erhält das Werk Flandersbach der Lhoist Germany Rheinkalk GmbH.
Der bisherige Vorsitzende des Bundesverbandes der deutschen
Kalkindustrie, Dr. Thomas Stumpf, legt sein Amt nieder. Seine
Nachfolge tritt Dr. Kai Schaefer an, Geschäftsführer SCHAEFER KALK
GmbH & Co. KG, Diez, der einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt
wird. Neuer stellvertretender Vorsitzender ist Dr. Burkhard Naffin,
CEO Fels-Werke GmbH, Goslar.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Martin Ogilvie legt
der Mitgliederversammlung den Geschäftsbericht 2016/2017 vor und
erläutert die aktuellen Kernarbeitsfelder der Verbandstätigkeit:
Engagement in Berlin und Brüssel, Neuregelung des Emissionshandels,
Umsetzung Klimaschutzplan, Härtefallregelung beim EEG,
Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz, Neue Technische Anleitung zur
Reinhaltung der Luft, Normung, Aktivitäten im Bereich Straßenbau
sowie im Bereich Land- und Forstwirtschaft.
Den Festvortrag hält Hebert Reul, MdEP, Vorsitzender der
CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament zu dem Thema: "Die
industriepolitischen Herausforderungen in Deutschland und Europa".
Jeder Bundesbürger verbraucht täglich etwa 250 g gebrannte und 5,5
kg ungebrannte Kalk- und Dolomiterzeugnisse. Im Bundesverband der
Deutschen Kalkindustrie e.V. (BVK) sind rund 50 Unternehmen mit fast
100 Standorten vertreten. Gemeinsam produzieren sie mit rund 3.000
Beschäftigten circa 6,3 Mio. Tonnen Kalk im Jahr und erwirtschaften
einen Gesamtumsatz von rund 750 Mio. Euro (Stand: 2016).
Pressekontakt:
HGF Martin Ogilvie
Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie e.V.
Annastraße 67-71
50968 Köln
Telefon 0221/934674-12
eMail: martin.ogilvie(at)kalk.de
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