(ots) - Mit einem Novum hat der Karlsruher
Energieversorger EnBW die Geschichte der Atommülltransporte in
Deutschland bereichert: Erstmals wurde radioaktiver Müll auf dem
Wasserweg an den vorläufigen Ort seiner Bestimmung gebracht. Drei
Castoren sind am Mittwoch von Obrigheim - unterbrochen von
Protestaktionen einiger Umweltaktivisten - flussaufwärts ins rund 50
Kilometer entfernte Zwischenlager Neckarwestheim verschifft worden.
Zwölf weitere warten auf ihre Abholung. EnBW beziffert die Kosten auf
einen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Hochgerechnet
auf die fünf Fahrten, dürfte der Transport des Atommülls aus dem 2005
abgeschalteten AKW Obrigheim mit gut 100 Millionen Euro zu Buche
schlagen.
Doch das war es dann für die EnBW auch. Alle weiteren Kosten des
strahlenden Erbes hat der Steuerzahler zu schultern. Möglich macht
das der Atomkompromiss, den der Staat mit den vier
Kernkraftwerksbetreibern ausgehandelt hat. Für rund 24 Milliarden
Euro haben sich die Konzerne von den Altlasten freigekauft. Die
Unternehmen dürften froh sein, diese Last abgegeben und sich damit
von politischer Einflussnahme abgenabelt zu haben. Für den
Steuerzahler steht nun die bange Frage im Raum: Reichen 24 Milliarden
Euro aus, um die Atommüllzwischenlager zu betreiben und ein Endlager
zu suchen und zu bauen?
Zweifel sind angebracht. Was die Kosten angeht, lässt sich nur
eines mit Gewissheit sagen: Alle finanziellen Prognosen müssen
laufend nach oben korrigiert werden. Denn die Entsorgung ist ein
Problem erdgeschichtlicher Dimension. Radioaktiver Müll muss über
einen Zeitraum von einer Million Jahren von der Umwelt isoliert
werden. Dann ist sichergestellt, dass die abgebrannten Brennstäbe
weitgehend ausgestrahlt haben. Doch noch ist nicht einmal ein
Endlager gefunden. Die Prognose, dass Atommüll noch viel länger in
Zwischenlagern geparkt werden muss als gedacht, ist nicht sonderlich
gewagt. Jeder, der den Atomausstieg Deutschlands als Irrweg
kritisiert, sollte sich das vor Augen halten.
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