(ots) - Schatten liegt schon länger über dem australischen
Kurienkardinal George Pell. Immer wieder musste dieser in den
vergangenen Monaten per Video-Schaltung aus Rom der Justiz seines
Landes Rede und Antwort stehen. Es ging um das Vertuschen und
Verschweigen von Missbrauchsvorwürfen in der australischen Kirche, wo
der heute 76-Jährige über viele Jahre hinweg eine führende Rolle
innehatte. Lange Zeit hoffte der konservative Frontmann, der vielen
in seinem Land als Bulldozer gilt, sich wegducken zu können. Mal
stand sein Herzleiden einem Langstreckenflug entgegen, mal war es das
Gedächtnis, das den sonst so scharfen Denker angesichts der Vorwürfe
gegen Kleriker angeblich im Stich zu lassen schien. Mit den neuen
Vorwürfen, die den Kardinal nun ganz persönlich treffen, ist ein
Ausweichen nicht mehr möglich. Papst Franziskus stellt den
"Wirtschaftsminister" des Vatikans frei, um die Vorwürfe vor Gericht
klären zu können. Alles andere hätte jenen in der katholischen Kirche
Hohn gespottet, die sich um die Aufarbeitung sexueller Gewalttaten in
Kirchenkreisen mühen. Es gibt diese ehrlichen Aufklärer, es gibt aber
auch jene, die im Jahr acht nach dem Aufkommen des
Missbrauchsskandals in Deutschland, es endlich gut sein lassen
wollen. Ruhe wird es für die katholische Kirche in dieser Sache noch
lange nicht geben. Will sie nicht weiter Vertrauen verlieren, muss
sie sich ihrer Vergangenheit stellen - ohne Rücksicht auf das bereits
schwer beeinträchtigte Ansehen der Kirche und ohne Nachsicht für die
Missetäter und die Vertuscher. Je länger der Skandal zurück liegt,
desto schwerer ist der Kurs durchzuhalten. Eine wirkliche Alternative
zu ihm gibt es nicht.
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