(ots) - Weiterhin 3,7 Milliarden verbrauchte Plastiktüten
pro Jahr in Deutschland - Selbstverpflichtung verhindert wirksamere
gesetzliche Regelung und enthält zahlreiche Schlupflöcher - DUH
fordert bundesweite Plastiktütenabgabe von 22 Cent nach irischem
Vorbild
Vor einem Jahr trat die freiwillige Selbstverpflichtung des
Handelsverbandes Deutschland (HDE) zur kostenpflichtigen Herausgabe
von Plastiktüten in Kraft. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hält diesen
Ansatz weiterhin für ungeeignet. Auch wenn der Tütenverbrauch seit
dem Start der Selbstverpflichtung von 71 auf 45 Stück pro Kopf pro
Jahr gesunken ist, werden jährlich in Deutschland noch immer 3,7
Milliarden Plastiktüten herausgegeben. Dabei werden Ressourcen
vergeudet, das Klima belastet und bei falscher Entsorgung die Umwelt
verschmutzt. Die Selbstverpflichtung trägt nicht zum schnellen Ende
der Plastiktüte bei, sondern zieht es durch die Verhinderung
wirksamerer gesetzlicher Maßnahmen in die Länge. Dies kann nach
Ãœberzeugung der DUH nur mit einer gesetzlichen Abgabe auf alle
Plastiktüten erreicht werden. EU-Staaten wie beispielsweise Irland,
Dänemark oder England haben durch gesetzliche Abgaben die
Plastiktütenflut eindrucksvoll auf ein Minimum reduziert.
Bundesumweltministerin Hendricks entschied sich für eine
freiwillige Selbstverpflichtung mit dem HDE und damit für eines der
schwächsten umweltpolitischen Instrumente. "Das Ergebnis der
freiwilligen Selbstverpflichtung ist ein noch immer beachtlicher
Verbrauch von 3,7 Milliarden Plastiktüten pro Jahr. Mit einer
bundesweiten Abgabe von mindestens 22 Cent auf alle Plastiktüten
bräuchten wir überhaupt nicht mehr über deren Verbrauch zu
diskutieren. Damit wäre das Thema erledigt, wie beispielsweise in
Irland, wo pro Kopf und Jahr nur noch 16 Plastiktüten verbraucht
werden", sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
"Die HDE-Selbstverpflichtung ist löchrig wie ein Schweizer Käse.
Ein großer Teil der Händler ist nicht Mitglied beim HDE. Sie sind
nicht an die Vereinbarung gebunden und geben Plastiktüten weiterhin
kostenlos heraus. Eine wirksame und einheitliche Höhe des
Plastiktütenpreises fehlt ebenso wie Sanktionsmaßnahmen für den Fall,
dass HDE-Mitglieder die Selbstverpflichtung nicht umsetzen. Zudem
verbleibt das eingenommene Geld aus dem Verkauf der Plastiktüten bei
den Händlern, die damit den Neueinkauf von Plastiktüten refinanzieren
können. Somit bleiben Plastiktüten weiterhin ein attraktives
Werbemittel", kritisiert der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft
Thomas Fischer.
Die eingenommenen Gelder aus dem Verkauf von Plastiktüten würden
im Falle einer Abgabe nicht bei den Händlern bleiben, sondern an den
Staat gehen. Dadurch würde das Angebot von Plastiktüten für den
Handel vollkommen unattraktiv. Die Einnahmen einer Abgabe müssen
zielspezifisch eingesetzt werden und könnten öffentlichen
Naturschutzstiftungen zur Verfügung gestellt werden, um Umweltschutz-
und Abfallvermeidungsprojekte zu fördern.
Hintergrund:
Eine Richtlinie der Europäischen Union (94/62/EG) vom April 2015
verpflichtet die Bundesregierung, den Verbrauch von Plastiktüten
deutlich zu reduzieren. Ab 2020 soll der Verbrauch auf 90
Plastiktüten und ab 2026 auf 40 Stück pro Einwohner und Jahr gesenkt
werden. Die EU-Plastiktütenrichtlinie bezieht sich jedoch nur auf
Kunststofftüten mit einer Wandstärke von mehr als 15 und weniger als
50 Mikrometer. Nach den letzten offiziell veröffentlichten Zahlen zum
Plastiktütenverbrauch werden in Deutschland pro Kopf und Jahr 38
Plastiktüten mit der beschriebenen Wandstärke verbraucht. Allerdings
sind auch Plastiktüten mit einer Wandstärke von mehr 50 Mikrometer
Einwegtüten. Es gibt nach Einschätzung der DUH keinen sinnvollen
Grund diese Tüten bei der Angabe des Plastiktütenverbrauchs in
Deutschland nicht zu berücksichtigen. Der tatsächliche
Plastiktütenverbrauch beträgt nach Informationen der Gesellschaft für
Verpackungsmarktforschung GVM 45 Stück pro Kopf und Jahr. In anderen
europäischen Ländern sind es deutlich weniger: In Luxemburg 20,
Irland 16, Dänemark sowie Finnland nur vier Tüten pro Kopf und Jahr.
Die Herstellung von Plastiktüten verbraucht große Mengen begrenzt
vorhandenen Rohöls, belastet das Klima, verschmutzt die Umwelt und
gefährdet Lebewesen in Gewässern.
Links:
Hintergrundinformationen zur Plastiktüte, umweltfreundlichen
Alternativen und Verbraucherflyer finden Sie unter
www.kommtnichtindietuete.de
Kontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch(at)duh.de
Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400 867 43, 0151 18256692, fischer(at)duh.de
DUH-Pressestelle
Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse(at)duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe
Die Aktivitäten der Deutschen Umwelthilfe zu Plastiktüten werden
gefördert durch die Stiftung Naturschutz Berlin aus Mitteln des
Förderfonds Trenntstadt Berlin.
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