(ots) - Stefan Körzell, Vorstandsmitglied des Deutschen
Gewerkschaftsbunds (DGB), hat im Gespräch mit der Tageszeitung junge
Welt kritisiert, dass die Europäische Union keine Rücksicht auf die
Situation von Beschäftigten nehme. Der Gewerkschafter erklärte
gegenüber junge Welt (Wochenendausgabe), die EU sei »so durchdrungen
vom Liberalisierungsgedanken, dass alles, was mit sozialer
Absicherung oder Arbeitnehmerschutz zu tun hat, auf der Strecke
bleibt«.
Die Äußerungen traf Körzell mit Blick auf ein von der
EU-Kommission geplantes »Dienstleistungspaket«. Mit diesem sollen
Bestimmungen geändert werden, nach denen Unternehmen eines EU-Landes
in einem anderen Mitgliedsstaat tätig werden dürfen. Kernpunkt ist
die Einführung einer vom Herkunftsland der Firma ausgestellten
Dienstleistungskarte, die dem Betrieb das Engagement im Ausland
erlauben würde.
»Die Regeln des Landes, in dem das Unternehmen tätig werden will,
verlieren an Bedeutung«, so Körzell. Auch die Kontrolle darüber, ob
die Firma die im Zielland geltenden Gesetze einhält, würde
eingeschränkt. Die Folge sei ein zunehmender Druck auf die Löhne in
jenen Ländern, die vergleichsweise hohe Standards haben.
Körzell zeigte sich irritiert darüber, dass nach der
»Brexit«-Abstimmung kein Umdenken in der EU stattgefunden habe. Dies
hätte, so der Gewerkschafter, ein Moment sein müssen, um über eine
Änderung der Politik des Staatenbunds nachzudenken. »Doch geändert
hat sich nur, dass heute von einem 'sozialen Europa' gesprochen wird,
während man gleichzeitig eine Politik betreibt, die dem
entgegensteht«, so Körzell weiter.
Das Interview mit Stefan Körzell erscheint am Samstag, 1. Juli, in
der Tageszeitung junge Welt. Medienvertretern senden wir gerne vorab
den Text des Interviews zu.
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