(ots) - Immer wieder kündigen Arbeitgeber in Deutschland
unliebsame Betriebsräte mit offenbar illegalen Methoden. Darauf
spezialisierte Anwälte sollen ihnen dabei helfen. Das offenbart jetzt
ein ehemaliger Detektiv gegenüber NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung
(SZ).
Danach werden unliebsame Arbeitnehmer regelrecht in Fallen
gelockt. Ihnen werden falsche Aussagen oder sogar Gewalttaten
angedichtet. Eine Schlüsselrolle in der Affäre spielt der bekannte
Rechtsanwalt Helmut Naujoks, der sich öffentlich damit brüstet, er
vertrete nur Arbeitgeber und könne bewirken, dass auch nahezu
unkündbare Betriebsräte ihren Job verlieren.
Die NDR Reportage "Die Rausschmeißer - Feuern um jeden Preis"
dokumentiert die Rechercheergebnisse. Zu sehen ist sie in der
Sendereihe "Exclusiv im Ersten" heute, 3. Juli, um 22.15 Uhr im
Ersten.
In der Reportage kommt ausführlich ein ehemaliger Detektiv zu
Wort, der jahrelang mit Anwalt Helmut Naujoks zusammengearbeitet hat.
Er sei unter anderem als Agent Provocateur eingesetzt werden und habe
mit Wissen von Naujoks Äußerungen von Betriebsräten bezeugt, die so
nie gefallen seien. Um Kündigungsgründe zusammenzubekommen, habe man
sich sogar belastende Vorfälle ausgedacht und sie den jeweiligen
Opfern zugeschrieben, damit die dann gefeuert werden konnten.
Dem Rechercheteam von NDR, WDR und SZ wurde umfangreiches
Datenmaterial zugespielt: Dokumente, Verträge, Rechnungen, interne
Kommunikation. Es bestätigt die Abläufe, die der Detektiv schilderte.
Zwar gibt es keinen Beweis, dass Naujoks über alle schmutzigen
Methoden der Detektive Bescheid wusste. Es fanden sich aber deutliche
Indizien dafür, dass der Anwalt und sein Netzwerk im Auftrag von
Arbeitgebern mit indiskutablen Mitteln kämpfen.
In ein Pflegeheim in Bad Nauheim, wo man zwei Betriebsrätinnen
loswerden wollte, wurden Detektive als vermeintliche Aushilfskräfte
eingeschleust. Einer von ihnen erzählt, sie hätten in Absprache mit
der Heimleitung kompromittierende Situationen geschaffen. So konnte
der einen Frau wahrheitswidrig angelastet werden, sie habe Alkohol am
Arbeitsplatz getrunken, was streng verboten war; der anderen sei mit
einer falschen Zeugenaussage angedichtet worden, sie habe einem
Kollegen ins Gesicht geschlagen. E-Mails der Heimleitung, die NDR,
WDR und SZ vorliegen, nähren den Verdacht, dass Anwalt Naujoks über
die Vorgänge informiert wurde. Die Heimleitung äußerte sich auf
Anfrage nicht; der Vorgang sei abgeschlossen.
Zu den Methoden, über die der ehemalige Detektiv in der NDR
Reportage berichtet, gehört auch die Verfolgung sogenannter
"Zielpersonen" mit GPS-Peilsendern, die ohne Wissen der Opfer unter
deren PKW montiert werden - eine Aktion, die eindeutig verboten ist.
Naujoks selbst hatte dem NDR erst ein Interview zugesagt, diese
Zusage dann aber wieder zurückgezogen. Eine von ihm beauftragte
Hamburger Kanzlei erklärte, der Einsatz von Detektiven könne als
letztes Mittel geboten sein. In keinem Fall habe Naujoks wissentlich
daran mitgewirkt, mit Hilfe von rechtswidrig provozierten oder
vorsätzlich unwahren Sachverhalten Kündigungen durchzusetzen. Das
Erste zeigt "Exclusiv im Ersten: Die Rausschmeißer - Feuern um jeden
Preis" am Montag, 3. Juli ab 22.15 Uhr.
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