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Heilbronner Stimme: Regierung hat keine Datensätze zu Radioaktivitätsaustritten bei Unfällen in Atomkraftwerken - Grünen-Expertin Kotting-Uhl: Deutschland ist auf Super-GAU in Nachbarländern nicht optimal vorbereitet

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(ots) - Die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia
Kotting-Uhl, äußert scharfe Kritik daran, dass Deutschlands
Nachbarstaaten Belgien, Frankreich und Tschechien noch keine
Datensätze zur potenziellen Gefährdung durch Atomkraft-Störfälle
vorgelegt haben. Deutschland sei "auf einen Super-GAU in Frankreich,
Tschechien und Belgien nicht optimal vorbereitet", sagte sie der
"Heilbronner Stimme" (Mittwochausgabe).

Anhand der bereits vor Monaten angeforderten Quellterme soll das
Bundesamt für Strahlenschutz berechnen, welche Auswirkungen
beispielsweise ein Unfall im belgischen Akw Tihange für die grenznahe
Region in Deutschland hätte. Aus einer Antwort des
Bundesumweltministeriums vom 29. Juni an Sylvia Kotting-Uhl, über die
die "Heilbronner Stimme" berichtet, heißt es nun: "Die
Bundesregierung hat bislang mit keinem Nachbarstaat Quellterme für
hiesige oder dortige Atomkraftwerke ausgetauscht. Verschiedene
Staaten - u.a. Deutschland - machen die für Planungen zu Grunde
gelegten Quellterme öffentlich zugänglich." Weiter heißt es: "Das
Bundesumweltministerium hat die belgische Atomaufsichtsbehörde FANC
um Übermittlung eines realistischen Quellterms für Tihange-2
gebeten".

Quellterme werden Datensätze genannt, die eine Aussage ermöglichen
über die Freisetzung von Radioaktivität bei einem Atomunfall. Die
Schweiz veröffentlicht ähnlich wie Deutschland die Quellterme für die
dortigen AKW, wodurch die Schweizer Daten bekannt sind. Ansonsten
liegen Deutschland aber weder aus Belgien noch Frankreich noch
Tschechien Quellterme vor, die sich als Planungsgrundlage für den
Katastrophenschutz eignen. Mit Stand letzter Woche lagen aus Belgien
trotz expliziter Bitte keine Quellterme vor. Frankreich und
Tschechien wurden, so heißt es, offiziell nie darum gebeten.

Sylvia Kotting-Uhl sagte dazu der "Heilbronner Stimme": "Die




Bundesregierung tut oft so, als liefe die bilaterale
Atomaufsicht-Kooperation mit unseren Nachbarstaaten mit AKW gut.
Diese Antwort beweist das Gegenteil. Dass wir von fast allen
Nachbarstaaten mit AKW immer noch keine Datengrundlage für den
Notfallschutz beim Super-GAU haben, ist inakzeptabel und empörend.
Die Bundesregierung muss sich endlich mit Rückgrat für eine optimale
Schadensvorsorge einsetzen. Das heißt, erstens diese Daten
nachdrücklich anfordern, zweitens eigene Abschätzungen als Plan B
vornehmen und drittens mit klarer Kante auf die Abschaltung der
Grenzmeiler drängen."

Insgesamt sieht die Atom-Expertin Deutschland auf einen Super-GAU
in Frankreich, Tschechien und Belgien "nicht optimal vorbereitet".
Die Risiken grenznaher Reaktoren sind Thema der von ihr initiierten
Karlsruher Atomtage, die am Donnerstag beginnen.

Der Reaktor zwei des nur etwa 60 Kilometer von der deutschen
Grenze entfernten Atomkraftwerks Tihange war seit 2012 längere Zeit
abgeschaltet gewesen, nachdem Materialfehler in den
Reaktordruckbehältern festgestellt worden waren. Die Regierungen
Belgiens und Deutschland hatte nach den Pannen die Einsetzung der
Kommission im Rahmen eines Atomabkommens beider Länder Ende 2016
vereinbart, welches den grenzüberschreitenden Informationsaustausch
verbessern und die Zusammenarbeit bei der nuklearen Sicherheit
regelt. Auch gemeinsame Besuche von Atomkraftwerken sind geplant.



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Datum: 05.07.2017 - 08:41 Uhr
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