(ots) - Der Club der Mächtigen trifft sich in Hamburg. Es
ist ein Irrsinn, diesen Gipfel inmitten einer Großstadt abzuhalten.
Der Steuerzahler wird weit über 100 Millionen Euro zahlen müssen,
damit sich die Staats- und Regierungschefs der G20 für zwei Tage
ungestört vom Demonstrationsgeschehen austauschen können. Der Aufwand
steht in keinem Verhältnis zu dem Ertrag, der realistischerweise zu
erwarten ist. Es ist nicht so, als gebe es keinen Redebedarf. Die
Welt ist verwundbarer denn je. Der Klimawandel ist eine globale
Bedrohung. Alle fünf Sekunden stirbt ein kleines Kind. Die
wirtschaftliche Asymmetrie zwischen Arm und Reich ist empörend und
wächst. Die Macht multinationaler Konzerne nimmt ebenso so zu wie die
Dreistigkeit, mit der sie sich ihren steuerlichen Verpflichtungen
entziehen. Zahlreiche Konfliktherde haben gefährliches
Eskalationspotenzial, einige der Protagonisten des Gipfels stehen
sich ihnen an der Grenze zur Konfrontation gegenüber. Abermillionen
Menschen sind auf der Flucht. Auf dem Gipfel sind auf all diese
drängenden Fragen keine zielführenden Antworten zu erwarten. Die
Weltmacht USA mit ihrem irrlichternden Präsidenten hat ihre
Führungsrolle aufgegeben und keine erkennbare außenpolitische
Strategie; sie hat sich vom Klimaschutz verabschiedet und von der
Notwendigkeit, im Staatengefüge eine verbindende Rolle zu spielen.
Die gemeinsamen Nenner werden im G20-Gefüge immer kleiner und
beschränken sich auf wirtschaftliche Belange.
Bundeskanzlerin Angela Merkel fällt die schwierige Aufgabe zu, das
Aufeinandertreffen der Alphamänner, Autokraten, Despoten und
Demokraten zu moderieren. Sie wird das wie gewohnt mit ruhiger Hand
tun. Bilder für die Galerie, die sich im anstehenden
Bundestagswahlkampf gut verkaufen lassen. Man wird sich - vielleicht
- auf gemeinsame Maßnahmen gegen den Terror einigen; vielleicht
nutzen China und Indien auch die Chance, sich nach dem Totalausfall
der USA mehr denn je als Partner in Wirtschafts- und Klimafragen zu
empfehlen. Gegen den Gipfel wollen Zehntausende demonstrieren. Es ist
breites, buntes Bündnis von Klima- und Umweltschützern,
Globalisierungs- und Kapitalismuskritikern bis hin zum gefürchteten
Schwarzen Block. Die Stimmen und berechtigten Anliegen derjenigen,
die friedlich demonstrieren, werden untergehen, wenn es zu Gewalt
kommen sollte. Dafür spricht leider einiges - die Linie der Hamburger
Polizei tut ein Übriges, um potenzielle Gewalttäter anzustacheln.
Schon vor dem Gipfel steht fest: Niemand braucht ihn. Nicht so, nicht
in diesem Format.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Original-Content von: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung, übermittelt durch news aktuell