PresseKat - Heilbronner Stimme: Wolfgang Bosbachüber ein Leben ohne Politik: Oman-Reise mit der Familie und der

Heilbronner Stimme: Wolfgang Bosbachüber ein Leben ohne Politik: Oman-Reise mit der Familie und der Traum vom Highway Number 1 -
"Sicher werde ich einige Jahre Entzugserscheinungen haben."

ID: 1508833

(ots) - Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach, der
nach 23 Jahren den Bundestag verlassen wird, hat sich in einem
Interview mit der "Heilbronner Stimme" (Samstag) über seine
Lebenspläne geäußert. Bosbach will sich nach dem Ausscheiden aus dem
Parlament Reiseträume erfüllen. Der 64-Jährige sagte bei seinem
Redaktionsbesuch: "Ich habe von der Welt noch nicht viel gesehen, das
möchte ich dringend ändern. Bereits in wenigen Monaten reisen wir in
den Oman. Jeder, der von dort zurückkommt, ist von Land und Leuten
begeistert. Ich möchte einmal selber erleben, ob diese Begeisterung
berechtigt ist."

Im nächsten Jahr soll es dann in die USA gehen. "Bereits vor 30
Jahren habe ich einmal den berühmten Highway Number befahren, leider
die Süd-Nord-Route, denn dann liegt der Pazifik auf der anderen
Seite. Von San Francisco nach San Diego gibt es spektakuläre
Ausblicke." Geplant sei auch ein Abstecher nach Las Vegas. "Damit
erfülle ich auch einen Traum meiner jüngsten Tochter", sagte der
Vater von drei erwachsenen Töchtern. Bosbach fügte hinzu: "Die
Vorfreude lasse ich mir auch nicht nehmen durch die interessante
Amtsführung von US-Präsident Trump."

Rückblickend auf seine Zeit als Bundestagsabgeordneter sagte
Bosbach beim Redaktionsbesuch: "Es waren 23 abwechslungsreiche,
anstrengende Jahre. Aber ich hatte das große Glück, meinen
persönlichen Wunschberuf ausüben zu dürfen, als Abgeordneter meines
Wahlkreises zunächst in Bonn und dann in Berlin arbeiten zu dürfen.
Ich bin sehr froh, dass ich meinen kleinen, persönlichen Anteil dazu
leisten durfte, dass wir eine stabile Demokratie waren, sind und
hoffentlich immer bleiben werden."

Ãœber sein Ausscheiden aus dem Bundestag sagte er: "Sicher werde
ich einige Jahre Entzugserscheinungen haben. 23 Jahre sind eine sehr
lange Zeit. Davor habe ich schon für einen Abgeordneten gearbeitet,




als ich das Abitur nachgeholt und studiert habe. Ich musste mir ja
alles selbst finanzieren." "Ich werde aber nicht alles vermissen.
Nicht vermissen werde stundenlange Debatten, bei denen ich schon nach
wenigen Minuten weiß, da kommt sowieso nichts raus, weil die
Gegensätze unüberbrückbar sind. Dann schaue ich immer auf die Uhr und
bete: Herr, lass Abend werden. Das brauche ich nicht mehr."

Bosbach ergänzte: "Ich werde künftig aber auf keinen Fall durch
das Regierungsviertel schleichen und ungebetene Ratschläge erteilen."
Er behalte auch keinen Schreibtisch in Berlin. "ich habe zuhause ein
Bergisch Gladbach einen ganz, ganz großen Schreibtisch, auf den
genügend Arbeit passt."

Zur Frage, ob Politik eine Droge sei, sagte Bosbach: "So eine Art
Entzug wird wohl jeder Ex-Politiker machen müssen, aber man sollte
sich nie total von der Politik abhängig machen. Es ist immer nur
Verantwortung auf Zeit. Bundestagsabgeordnete haben nur ein Mandat
für vier Jahre, und niemand sollte glauben, man sei nach einer
erfolgreichen Wahl nun Berufspolitiker bis zum Lebensende."

"Sicher werde ich einige Zeit Entzugserscheinungen haben, 23 Jahre
sind eine lange Zeit. Eigentlich sind es sogar 35 Jahre, denn
während ich mein Abitur nachgeholt und Jura studiert habe, war ich 12
Jahre lang als Abgeordnetenmitarbeiter tätig. Mein Studium musste ich
mir schon selber finanzieren."

Bosbach sagte weiter: "ich bin ja nicht ganz raus aus der Politik.
Ich freue mich sehr auf die Aufgabe in Nordrhein-Westfalen." Zur
Erläuterung: Unter der neuen schwarz-gelben Landesregierung wird eine
"Kommission für mehr Sicherheit in NRW" unter Führung Bosbachs
Sicherheitsstrukturen überprüfen und der Frage nachgehen.

In der Politik gebe es auch Raum für Freundschaften, erklärte der
CDU-Innenpolitiker im Gespräch mit der Stimme-Redaktion. "Ich habe
viele tolle Menschen kennengelernt, beispielsweise Clemens
Binninger." Er ist überzeugt, dass es genügend Politiker gibt, die
die wie er die konservativen Werte in der CDU hochhalten werden. "Es
gibt einige jüngere Politiker wie Jens Spahn, Christian von Stetten
oder Carsten Linnemann, die wirklich politische Schwergewichte sind.
Ich habe im übrigen nicht das Gefühl, dass Wirtschaftliberale oder
Konservative keine Heimat in der CDU hätten. Ich fühle mich nicht
einsam in der CDU."

Zu SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sagte er: "Schulz tut mir
nur begrenzt leid, denn ich habe den Hype von Anfang an für völlig
überzogen gehalten. Wenn man Anhänger auffordert, wollt ihr nicht
einmal "Martin, Martin rufen", dann zeigt das von einer nicht
nachvollziehbaren Hybris. Die Erleichterung in der SPD war wohl so
groß, dass Gabriel nicht antritt, dass man sich sogar über Schulz
gefreut. Schulz hat aber den Riesennachteil, dass er nicht als
Minister agiert, sondern aus der Parteizentrale heraus nörgeln muss.
Ich glaube, Gabriel wäre ein ernsthafterer Konkurrent gewesen."

Eine der wichtigsten Entscheidungen in 23 Jahren Bundestag war für
Bosbach die über die Flüchtlingspolitik. "Das war die wichtigste
innenpolitische Entscheidung seit der deutschen Wiedervereinigung."

Für seine Enkelkinder wünscht sich Bosbach: "Ich möchte, dass
unsere Enkel in einer Welt ohne Diktatoren leben, ohne Krieg, und
ohne Angst haben zu müssen vor Feinden aller Art. Wir leben hier in
Sicherheit. Aber Frieden und Sicherheit sind nicht selbstverständlich
für die meisten Menschen auf dieser Erde."



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Datum: 08.07.2017 - 07:15 Uhr
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