(ots) - Am 24. September wird ein neuer Bundestag gewählt.
Laut einer repräsentativen Befragung des ZQP ist das Thema Pflege für
die Wähler sehr wichtig. Die Auseinandersetzung damit ist dringend.
Seit einer Woche liegen die Programme der Parteien zum
Bundestagswahlkampf vollständig vor. Das Thema Pflege wird aber
bisher kaum aufgegriffen. Das könnte ein Fehler sein. Denn laut einer
repräsentativen Befragung des Zentrums für Qualität in der Pflege
(ZQP) ist für immerhin fast die Hälfte (43 Prozent) aller Deutschen
die Lebenssituation älterer und pflegebedürftiger Menschen sehr
wichtig für ihre Wahlentscheidung im September. In der besonders
relevanten Altersgruppe 50+ als größte Wählergruppe geben dies sogar
53 Prozent an.
"Auf den zurückliegenden Pflegereformen können wir uns nicht
ausruhen. Die drängenden Probleme in der Pflege werden in den
nächsten Jahren weiter zunehmen. Denn die Generation der
"Baby-Boomer" wird immer stärker mit der eigenen Pflegebedürftigkeit
konfrontiert. Darum müssen wir heute diskutieren, wie die Versorgung
morgen aussehen kann", mahnt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des
ZQP, am Montag in Berlin. "Insbesondere muss die nächste
Bundesregierung Prävention und Reha sowie Teilhabe an der
Gesellschaft für Pflegebedürftige besser ermöglichen", so Suhr
weiter.
Der Blick auf die demographischen Trends zeigt wie groß die
gesellschaftliche Herausforderung Pflege tatsächlich wird. Immer
weniger erwerbsfähige Menschen werden in Deutschland leben. Damit
wird die Bevölkerungsbasis, die Pflege leisten oder finanzieren kann,
immer schmaler. Schon heute bestehen in manchen Regionen erhebliche
Versorgungslücken. Gleichzeitig wird bis zum Jahr 2060 mit ca. 9
Millionen über 80-Jährigen gerechnet. Damit würde sich die Gruppe der
hochaltrigen Menschen - in der das Pflegerisiko besonders stark
zunimmt - verdoppeln. Entsprechend wären dann etwa 4,5 Millionen
Pflegebedürftige auf Unterstützung angewiesen. Heute sind es 2,9
Millionen.
Um einen Einblick zu erhalten, was aus Sicht der wahlberechtigten
Bürger die besonders zentralen Aspekte einer guten Versorgung zuhause
sind, hat das ZQP 2.000 Menschen befragt. Sehr wichtig waren den
Studienteilnehmern beispielsweise eine gute pflegerisch-medizinische
Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst (73 Prozent) oder
eine gute Unterstützung im Haushalt (54 Prozent). Zudem spielen
Aspekte der Mobilität und Teilhabe eine wichtige Rolle. So wünscht
sich die Hälfte der Befragten (52 Prozent) eine altengerechte
Infrastruktur, die Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglicht, sowie
eine barrierefreie/-arme Wohnung (43 Prozent). Jedem Fünften (20
Prozent) ist es sehr wichtig, dass Angehörige an der Versorgung
beteiligt sind - genauso vielen eine sorgende Nachbarschaft (19
Prozent).
Insgesamt ist die Verbesserung von Pflegequalität ein brisantes
politisches Thema, das die Politik auch in der kommenden
Legislaturperiode beschäftigen wird. Suhr hebt neben Prävention und
Reha sowie Teilhabe eine weitere hoch bedeutsame Dimension der
Versorgung Pflegebedürftiger hervor: "Eine zentrale Grundlage guter
Pflege ist die Sicherheit der Pflegebedürftigen. Beispielsweise muss
der Schutz vor Gewalt in der Pflege, vor Hygienemängeln oder
Medikationsfehlern dringend verbessert werden. Hier gibt es noch sehr
viel zu tun."
Dringlich ist aus Suhrs Sicht auch, endlich eine für Verbraucher
belastbare, nachvollziehbare Darstellung der Qualität professioneller
Pflege zu schaffen: "In der kommenden Legislatur wird sich zeigen, ob
die versprochene Reform der sogenannten Pflegenoten überzeugend
gelingt. Wenn die Informationen solche Punkte nicht genügend
erfassen, die für Verbraucher hoch relevant sind, bleiben sie
unzureichend. Gerade Aspekte der Sicherheit wie die Gewaltprävention
müssen darin stärker berücksichtigt werden. Außerdem wird sonst die
Chance verspielt, endlich diejenigen hervorzuheben, die eine tolle
Pflege leisten und vorbildlich arbeiten."
In einer ZQP-Befragung des letzten Jahres hatte sich gezeigt, dass
die Bevölkerung unsicher in Bezug auf die Pflegequalität in
Deutschland ist und die derzeitigen Pflegenoten als wenig hilfreich
eingeschätzt werden.Von denjenigen, die die aktuellen Noten kannten,
glaubten lediglich 22 Prozent, dass diese verlässliche Informationen
über die Pflegequalität bieten.
Die vollständigen Analysen sowie mehr zum Thema finden Sie unter
www.zqp.de.
Pressekontakt:
Torben Lenz
Tel. 030-275 93 95 15
torben.lenz(at)zqp.de
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