(ots) - Sonntag, 16. Juli 2017 (Woche 29)/12.07.2017
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09.45(VPS 09.44) Zum Tode von Peter Härtling Peter Härtling -
Schriftsteller Erstsendung:13.11.2008 in SWR/SR
"Ich schreibe, weil der Mensch ohne seine Geschichte nicht leben
kann", sagt Peter Härtling, einer der bekanntesten und beliebtesten
Schriftsteller Deutschlands. Die Geschichte des Peter Härtling ist
eine außergewöhnliche. 1933 wird er in Chemnitz geboren, in dem Jahr,
in dem Hitler an die Macht kommt. Sein Vater ist Anwalt, ein ruhiger,
ernster Mann, der im mährischen Olmütz 1942 eine Kanzlei eröffnet und
dort auch Juden und Tschechen vertritt. Das ist im deutschen
Protektorat unerwünscht, die Kanzlei wird geschlossen. Der Sohn Peter
dagegen ist ein "kleiner Nazi". Ihn faszinieren die Spiele der
Hitlerjugend, der Zusammenhalt, die großen Worte. Das führt zu
Konflikten in der Familie, zur Entfremdung vom Vater.
1945 flieht die Familie nach Zwettl in Niederösterreich. Dort,
hoffen Härtlings, sind sie sicher, dort werden die Amerikaner
einmarschieren und nicht die Russen. Es kommt anders. Russische
Truppen besetzen Zwettl, der Vater wird in Kriegsgefangenschaft
genommen, die Mutter vergewaltigt. Die Familie flieht erneut, nach
Nürtingen. Später erfährt sie, dass der Vater im russischen Lager
gestorben ist. Die Mutter verkraftet das nicht. Sie nimmt sich mit 35
Jahren das Leben. Peter Härtling ist dreizehn, ein verwaistes
Flüchtlingskind, ein Fremder. Die großen Ideale, die die Nazis
verbreiteten, zählen nichts mehr. Aus strammen Hitleranhängern werden
über Nacht "überzeugte" Demokraten. Diese Erfahrungen prägen ihn.
Seitdem ist er ein entschiedener Pazifist und skeptischer Beobachter
der Zeitgeschichte.
An der Literatur richtet sich Peter Härtling auf. Er hört Wolfgag
Borcherts "Draußen vor der Tür" im Radio. "Wie der Beckmann
verzweifelt seine Toten zurückwollte im Gespräch mit dem Oberst, das
Tick Tock seiner Krücken, das war ein Stück meiner Existenz." Er
beginnt zu schreiben. Bereits als Schüler wird ein erster Gedichtband
von ihm veröffentlicht, mit neunzehn Jahren wird er Volontär bei der
Nürtinger Zeitung. Zwei Jahre später ist er bereits Redakteur und mit
dreiundzwanzig Feuilletonchef der Deutschen Zeitung. Mit Anfang
dreißig wird er in Berlin zum Mitherausgeber des "Monat", einer der
wichtigsten Zeitschriften der Nachkriegszeit. Für seine nächsten
Verse und Romane bekommt er zahlreiche Preise. 1967 wird Peter
Härtling Leiter des S. Fischer Verlags in Frankfurt. Er ist in der
Literaturszene ein wichtiger Mann. Doch mit 40 Jahren entscheidet er
sich für das freie Schriftstellerdasein und kündigt bei S. Fischer.
Er beginnt, für junge Leser zu schreiben und revolutioniert mit "Das
war der Hirbel" oder "Ben liebt Anna" die Kinder- und
Jugendbuchliteratur.
Später entwirft er ungewöhnliche Künstlerbiografien; ihn
faszinieren die Zerrissenen, die daran leiden, dass die Welt sie
nicht versteht. Seine Annäherung an Hölderlin oder Schubert
begeistern ein großes Publikum. Er engagiert sich politisch - gegen
den Bau der Startbahn West, gegen das Wettrüsten Anfang der 80er
Jahre. Er wird neben Günter Grass und Heinrich Böll eine der
bekanntesten und wichtigsten intellektuellen Stimmen Deutschlands.
Unterstützt von Archivmaterial und privaten Fotos erzählt Peter
Härtling im Film seine Lebensgeschichte selbst - eine einfühlsame
Persönlichkeit und ein großer Humanist, der trotz leidvoller
Erfahrungen stets auf Mitmenschlichkeit baut.
10.30Schätze der Welt - Erbe der Menschheit Die Schlösser
Augustusburg und Falkenlust in Brühl Erstsendung:22.11.1998 in
3sat
(bis 10.45 - weiter wie mitgeteilt)
Dienstag, 18. Juli 2017 (Woche 29)/12.07.2017
20.15Marktcheck
Hendrike Brenninkmeyer moderiert die Sendung.
Zu den geplanten Themen gehören:
Autofahrt - mit der LKW-Gefahr unterwegs
Teleshopping - Augen auf beim Direktkauf
Pflanzen - welche Bewässerung hilft bei Abwesenheit?
Methadon - ein echte Hilfe gegen Krebs?
Fortbewegung - wo müssen Radfahrer und Co. besonders aufpassen?
Kritisch, hintergründig und unabhängig berichtet das
SWR-Verbraucher- und Wirtschaftsmagazin "Marktcheck" dienstags von
20:15 Uhr bis 21 Uhr im SWR Fernsehen. Informationen zur Sendung
unter SWR.de/marktcheck.
Donnerstag, 17. August 2017 (Woche 33)/12.07.2017
Tagestipp
21.00Hebamme am Limit
Anja Lehnertz ist freie Hebamme aus Leidenschaft. Geburtshelferin
- das ist für sie nicht nur Beruf, sondern Berufung. Jahrelang ist
sie im Raum Trier unterwegs, um werdende Mütter zu betreuen und sie
bei Haus- oder Klinikgeburten zu unterstützen. Sie liebt ihren Job,
auch wenn er sie immer wieder an ihre Grenzen bringt. Denn Anja
Lehnertz ist auch noch alleinerziehende Mutter von fünf Kindern.
Ständig hetzt sie zwischen Vorsorgeterminen, Kindergarten, Geburten
und zu Hause hin und her.
Das alles meistert Anja Lehnertz, doch 2014 ist ihr Lebensmodell
plötzlich bedroht. Die Versicherungsbeiträge für freie Hebammen
steigen so rasant, dass sie sich ihren Traumberuf einfach nicht mehr
leisten kann. Lange kämpft sie für eine weitere Zukunft als freie
Hebamme, doch Anfang 2015 ist Schluss, schließlich muss sie ihre fünf
Kinder auch irgendwie versorgen. Plötzlich hat sie zwar mehr Zeit,
doch eine halbe Stelle als angestellte Hebamme im Krankenhaus reicht
zum Leben hinten und vorne nicht. Es kommt noch schlimmer. Durch
einen Kurzschluss brennt ihr Haus ab. Die Festung ihrer Familie ist
für immer zerstört - für alle ein Trauma. Von heute auf morgen ist
Anja Lehnertz mit ihren fünf Kindern obdachlos und zum ersten Mal auf
Hilfe von anderen angewiesen. Es ist ein Einschnitt, der ihr Leben
und das ihrer Kinder komplett auf den Kopf stellt.
Der Film "Eine Hebamme am Limit - Anja gibt nicht auf" begleitet
Anja Lehnertz während ihrer letzten Zeit als freie Hebamme, in der
schwierigen Phase des beruflichen Umbruchs und nach dem traumatischen
Hausbrand. Er zeigt eine außergewöhnlich starke Frau, die selbst nach
heftigsten Rückschlägen den Kopf nicht in den Sand steckt, sondern
immer nach vorne schaut.
Pressekontakt: Grit Krüger, Tel 07221/929-22285,
grit.krueger(at)SWR.de
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