(ots) - Nahost-Experte Neumann: Der Westen rüstet die
PKK auf
Politikwissenschaftler erwartet größere Konflikte um Kurdenfrage -
Verständnis für Erdogans Bedenken
Osnabrück. Auch nach einem Sieg über den "Islamischen Staat" (IS)
wird der Nahe Osten nach Ansicht des Londoner Politikwissenschaftlers
Peter Neumann nicht zur Ruhe kommen. "Die nächste Runde größerer
Konflikte in der Region wird um die kurdische Frage gehen", sagte der
Nahost-Experte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag).
Bei den kurdischen Verbänden, die derzeit die syrische IS-Hochburg
Rakka angreifen, dürfe man nicht vergessen, dass es sich letztlich um
die - auch im Westen als Terrororganisation eingestufte - PKK
handele. "Das muss man einfach mal eingestehen, dass die PKK vom
Westen gefördert, ausgebildet und mit Waffen beliefert wird", sagte
Neumann. "Am Ende dieses Konfliktes werden wir eine Situation haben,
in der die Kurden im Norden Syriens bis an die Zähne bewaffnet sind
und auch das politische Kapital haben, ganz neue Forderungen
aufzustellen." Insofern sei die Sorge des türkischen Präsidenten
Recep Tayyip Erdogan, dass die gelieferten Waffen später gegen die
Türkei gerichtet werden könnten, nachvollziehbar.
Im Irak müsse zudem sichergestellt werden, dem IS abgenommene
Gebiete wie Mossul zu stabilisieren. In diesem Zusammenhang könne man
sich "durchaus darüber unterhalten, ob muslimische Truppen, aus
Jordanien, der Türkei oder anderen muslimischen Staaten, eine
sinnvolle Unterstützung sein könnten". Außerdem müsse Druck auf die
irakische Regierung ausgeübt werden, "eine Art von politischem System
zu schaffen, in dem sich die Sunniten wiederfinden", fordert Neumann.
Die Marginalisierung der Sunniten, die zu den Anfangserfolgen des IS
beigetragen habe, bestehe weiter. Die politischen Probleme des Landes
seien "absolut nicht gelöst".
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