(ots) - Lehrerverband: Schüler und Studenten können
längere Texte nicht verstehen
"Warnzeichen ernst nehmen" - Meidinger fordert mehr
Deutschunterricht
Osnabrück. Der Deutsche Lehrerverband (DL) schlägt Alarm: Schüler
und Studenten in Deutschland hätten zunehmend Probleme, längere Texte
zu analysieren. "Junge Menschen sind immer weniger bereit, sich auf
diese Anstrengung überhaupt einzulassen", erklärte DL-Präsident
Heinz-Peter Meidinger im Interview mit der "Neuen Osnabrücker
Zeitung" (Freitag).
"Das ist ein Warnzeichen, das wir sehr ernst nehmen", betonte der
Vertreter von 160.000 Lehrern in Deutschland. Dies allein auf den
Computer zurückzuführen, greife zu kurz. Schnelllebigkeit und
Informationsdichte beförderten generell eine Tendenz zur
Oberflächlichkeit, meinte der Verbandschef. Diese Entwicklung sei
äußerst gefährlich. "Wir sehen täglich, wie manipulierbar die
Menschen sind, und zwar durch die einfachsten Botschaften. Wir müssen
sie immun machen gegen Fake News und Desinformationsschrott",
erklärte Meidinger.
Der DL-Präsident sieht die "akute Gefahr", dass Kulturtechniken
wie Lesen und Schreiben generell unter die Räder kommen. Er forderte
eine Offensive für die Verstärkung des Deutschunterrichts. Drei
Stunden pro Woche reichten nicht aus, um Schülerinnen und Schülern
vertieftes Leseverständnis nahezubringen. "Es ist ja nicht so, dass
Jugendliche heute nicht mehr lesen und schreiben würden. In Halb- und
Kurzsätzen schicken sie einander permanent oft banale Botschaften",
sagte Meidinger. Das sei ihnen gegönnt. Es sollte aber nicht dazu
führen, sich anzupassen und Klassiker wie Friedrich Schiller oder
Heinrich von Kleist nur in Mini-Dosen zu verabreichen oder
anspruchsvolle Texte ganz aus den Lehrplänen zu verbannen. Das führe
zu einer irreparablen Verflachung des Niveaus. Auch gebe es in jedem
Jahrgang junge Menschen, die sich gern in Texte vertieften. "Sie alle
haben Förderung verdient", meinte der DL-Präsident, der auch den
Deutschen Philologenverband führt.
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