(ots) -
Mit der Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" im Jahr 1977
rückten erstmals deutsche "Normalbürger" ins Visier von Terroristen.
Auch vierzig Jahre danach bleibt diese Entführung für die Opfer von
damals ein tiefer Einschnitt in ihrer Biographie.
40 Jahre nach der Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" im
Oktober 1977 lebt das Drama bei den Insassen von damals fort. Als
Geisel palästinensischer Terroristen fünf Tage lang eingepfercht in
einer Flugzeugkabine, in der es mit jedem Tag mehr nach Angst,
Schweiß und Tod roch - für die meisten der Insassen blieb dies ein
Trauma für den Rest ihres Lebens. Viele fanden kaum - manche gar
nicht - in ein "normales" Leben zurück. Ihre Bemühungen um
therapeutische Hilfe und materielle Entschädigung gerieten zum
Spießrutenlauf. Und auch die Familien und Freunde der Geiseln waren
nicht selten überfordert vom Trauma, das die Geiseln mit nach Hause
brachten von einem Urlaubsflug nach Mallorca.
Das Erlebte macht viele für immer zu Geiseln Wie wäre das Leben
der früheren "Landshut"-Passagiere wohl sonst verlaufen, wenn sie
nicht zufällig an einem bestimmten Tag an einem bestimmten Ort zu
einer bestimmten Zeit in einem Flugzeug gesessen hätten? Und warum
kann das Erlebte eine solche Macht über Menschen haben - selbst mit
weitem Abstand von vier Jahrzehnten? Der Film erzählt die weitgehend
unbekannte Geschichte der "Landshut"-Insassen 40 Jahre nach ihrer
Entführung und Befreiung. Er zeigt, wie Passagiere und Besatzung
durch dieses Ereignis für immer Geisel blieben. Als Protagonisten
wirkten die früheren Geiseln Jutta Knauf, Beate Keller und Diana Müll
mit, außerdem Gabriele von Lutzau, die als Stewardess auf der
"Landshut" war und wegen ihres couragierten Verhaltens als "Engel von
Mogadischu" bekannt wurde, sowie Jürgen Vietor, Co-Pilot auf dem
entführten Flug.
Fatale Entscheidungssituation für Krisenstab Über das Wohl und
Wehe der "Landshut"-Geiseln wurde im fernen Bonn entschieden, im
kleinen und großen Krisenstab der Bundesregierung unter Leitung des
damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt. Der damalige Justizminister
Hans-Jochen Vogel, ein enger Vertrauter Helmut Schmidts, erinnert
noch einmal an die fatale Entscheidungssituation während der
dramatischen Entführungstage: Sollen wir - um kurzfristig Menschen zu
retten - Terroristen freilassen, von denen weitere schwere Straftaten
zu erwarten sind? Und: Darf der Staat sich durch Terror erpressen
lassen?
Terrorismus, der Menschen im Alltag trifft Der Film wirft zudem
ein Licht auf die politische und gesellschaftliche Verfasstheit der
alten Bundesrepublik. Er beschäftigt sich mit Traumatisierungen, die
Menschen in der Folge politischer Ereignisse erleiden. Heute, da der
Terrorismus immer öfter in den Alltag jedes einzelnen eingreift, ist
das Thema nicht weniger aktuell als vor 40 Jahren.
Geschichte im Ersten: Die Geiseln von Mogadischu - Das Leben nach
der "Landshut"-Entführung, Montag, 9. Oktober 2017, 23:30 Uhr, Das
Erste, ein Film von Martina Treuter und Martin Rupps
Fotos auf ARD-Foto.de
Pressekontakt: Sibylle Schreckenberger, Tel. 06131 929 32755,
sibylle.schreckenberger(at)SWR.de
Original-Content von: SWR - Das Erste, übermittelt durch news aktuell