PresseKat - Börsen-Zeitung: Jubel sieht anders aus, Kommentar zu Griechenland von Kai Johannsen

Börsen-Zeitung: Jubel sieht anders aus, Kommentar zu Griechenland von Kai Johannsen

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(ots) - Es hat wahrscheinlich kaum jemand ernsthaft
damit gerechnet, dass die Griechen bei ihrer Rückkehr an den
Anleiheprimärmarkt von den Schlange stehenden Investoren jubelnd
empfangen werden und dass der Deal damit praktisch ein Selbstläufer
wird. Ebenso wenig rechnete man am Markt aber auch damit, dass sich
der Bond-Deal als Flop entpuppen würde. Und genauso ist es denn auch
gekommen. Den Hellenen ist der Sprung zurück auf das Bondparkett
gelungen. Der Deal ist okay - wie man so sagt. Jubel sieht anders
aus.

Dass die Transaktion so lief, wie sie denn lief, hatte
verschiedene Gründe. Griechenland probte vor drei Jahren schon einmal
das Comeback - mit einer fünfjährigen Anleihe über 3 Mrd. Euro - wie
jetzt auch. Seinerzeit gab es eine Nachfrage von mehr als 20 Mrd.
Euro - jetzt von gut 6,5 Mrd. Euro. Da kann man ablesen, was Jubel
ist. In der Folgezeit waren die Hellenen wieder auf Euroretter Klaus
Regling, Chef des Europäischen Stabilitätsmechanismus, und die
Staatengemeinschaft angewiesen, sie konnten eben nicht aus eigenen
Kräften am Markt bestehen. Das hat so mancher Investor nicht
vergessen.

Laut Analysten hat Griechenland einen Schuldenberg von 326 Mrd.
Euro oder rund 180% des Bruttoinlandsproduktes. Diese Last hat
wahrscheinlich auch der eine oder andere Investor nicht übersehen.
Und Griechenland wird mit "CCC" bzw. "Single-B minus" natürlich nicht
zur ersten Ratingliga gezählt, sondern hat Noten, die ein hohes
Investitionsrisiko bescheinigen. Das dürfen viele gar nicht kaufen,
selbst wenn sie es wollten. Damit qualifizieren sich die Anleihen aus
Athen auch nicht für das Bond-Kaufprogramm der Europäischen
Zentralbank, die ebenfalls nur im besseren Ratingbereich aktiv ist.
Die EZB fällt somit als Käufer weg, sowohl jetzt am Primärmarkt als
auch später am Sekundärmarkt. Das wissen natürlich auch Investoren,




die noch kaufen könnten und vielleicht auch würden. Aber sie kaufen
das Papier nicht mehr, weil bei einem Abrutschen des Preises der
Titel nicht mehr an die EZB weiterverkauft werden kann.

Dieses Umfeld war Athen bekannt. Aber Athen wusste auch, dass der
Deal kein Flop werden durfte. Dass den Griechen diese Wichtigkeit
bewusst war, ließ sich an der Auswahl der Syndikatsbanken ablesen.
Die sechs Häuser, darunter die Deutsche Bank, gehören in Europa in
Sachen Platzierungsfähigkeit von Bondemissionen zur ersten Liga. Wenn
der Bond überhaupt nicht unterzubringen gewesen wäre, hätten sie es
den Griechen gesagt oder wären ausgestiegen, um einen Imageschaden
von sich selbst abzuwenden.



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