(ots) - In der Regel ist der Kuschelfaktor im Verhältnis
zwischen Automobilherstellern und ihrer Lobby, dem Verband der
Automobilindustrie VDA, groß. In Berlin erhält die Branche vom VDA
Rückendeckung, selbst im Abgasskandal und der folgenden
Dieseldiskussion zog VDA-Präsident Matthias Wissmann seine schützende
Hand über der Branche nie ganz zurück. Zum angeblichen Kartell
zwischen den Herstellern äußerte sich Wissmann nun aber gar nicht
nach dem Geschmack Daimlers.
"Ich war überrascht über diese Stellungnahme und möchte derzeit
nicht mehr dazu sagen", brummte Daimler-Chef Dieter Zetsche am
Mittwoch bei der Zahlenvorlage hörbar gereizt in die
Telefonkonferenz. Er bezog sich auf Wissmanns Forderung nach einer
"Null-Fehler-Toleranz für Compliance" in der Branche. Dabei hatte der
Verband kaum eine andere Wahl, als sich relativ hart zum
Kartellverdacht zu äußern. Alles andere wäre ihm als Hilfestellung
zum vermeintlichen Betrug um die Ohren geflogen.
Auch zwischen BMW und Daimler, die eine Einkaufsallianz bilden und
gemeinsam mit Audi den Kartendienst Here übernommen haben, gibt es
atmosphärische Störungen. BMW zumindest prüft sämtliche bestehenden
und geplanten Kooperationen mit den Stuttgartern.
Dabei ist Daimler zum einen auf politische Flankierung und zum
anderen auf die Zusammenarbeit mit anderen Herstellern dringend
angewiesen. Das betrifft Industriestandards für neue Technologien,
etwa Stecker von Ladesäulen für E-Autos, aber auch den Aufbau neuer
Geschäftsmodelle oder Plattformen. Autonomes Fahren wird es nur dann
geben, wenn es dafür politische Rahmenbedingungen gibt, die etwa
Haftungsfragen rechtlich abdecken.
Die Kartellberichte führten für die Daimler-Aktie in den
vergangenen Tagen zu einem Minus von gut 5%. Dabei sind die Papiere
aller Hersteller angesichts des Wandels zur Elektromobilität und zum
autonomen Fahren ohnehin unter Druck. Die Daimler-Aktie verlor seit
Jahresbeginn 15%. Analysten und Aktionäre sehen die Gefahr, dass
branchenfremde Konzerne neue Mobilitätsformen schneller umsetzen als
etablierte Hersteller. Es gilt als Konsens, dass dies nur durch einen
gemeinsamen Kraftakt der Autobranche verhindert werden kann. Nun
scheinen der Ärger über die Kartellberichte, die Frage, wer sich
selbst wann angezeigt hat, und die damit einhergehenden
Beziehungskrisen diese bereits eingeschlagene Entwicklung zu bremsen.
Sollte sie zum Stillstand kommen, wäre das für die Zukunft fatal.
Nicht nur für Daimler.
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