(ots) -
"2016 registrierten wir in der Bauwirtschaft 104.820
meldepflichtige Arbeitsunfälle, 2.487 mehr als im Vorjahr. Grund ist
der starke Anstieg der Bautätigkeit innerhalb eines Jahres, allein
der Anteil der Baugenehmigungen im Hochbau stieg laut Statistisches
Bundesamt gegenüber dem Vorjahr um etwa fünf Prozent. Und wo
erfreulicherweise mehr gebaut wird, kann es leider mehr Unfälle
geben". Das berichtete Klaus-Richard Bergmann, Hauptgeschäftsführer
der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) am 27. Juli 2017
in Berlin. Doch wie die Konjunktur bereinigte Sicht zeige, ist die
Arbeit nicht unsicherer geworden: So ist die Unfallquote je 1.000
Beschäftigte um 0,36 Prozent auf 55,29 Fälle im Jahr 2016
zurückgegangen. Das sei aber kein Grund zum Jubeln, so Bergmann, denn
der Trend beim Rückgang der Arbeitsunfälle habe sich über die Jahre
zunehmend verlangsamt und mache es notwendig, neue Perspektiven in
die Präventionsarbeit einzubeziehen.
Vor zehn Jahren lag die Unfallquote noch bei 66,60 Fällen je 1.000
Beschäftigte - im Jahr 2007 registrierte die BG BAU 122.231
meldepflichtige Arbeitsunfälle. Ein Schwerpunkt im Unfallgeschehen
waren 2016 die über 20.000 Sturz- und Absturzunfälle, das machte 19,4
Prozent aller Arbeitsunfälle aus. Die Zahl der tödlichen
Arbeitsunfälle ist von 86 im Vorjahr auf 73 in 2016 zurückgegangen.
Ursache von 41 Prozent aller tödlichen Arbeitsunfälle waren im
letzten Jahr Sturz- und Absturzunfälle. Hauptsächliche Anlässe für
solche Unfälle waren Abstürze von Gerüsten, Dächern und Leitern sowie
Stolper- und Rutschunfälle. Zudem geschahen viele Unfälle dadurch,
dass Beschäftigte die Kontrolle über Maschinen, Handwerkzeuge,
Transportmittel oder Ramm-Elemente verloren.
"Hinter den Zahlen stehen die Schicksale der Betroffenen, ihrer
Angehörigen und Freunde. Und damit verbunden sind Kosten für die
Gemeinschaft der versicherten Unternehmen", machte Bergmann deutlich.
Für medizinische Behandlungen, anschließende Reha-Maßnahmen und
Renten zahlte die BG BAU allein im Jahr 2016 fast 1,2 Milliarden
Euro. "Ein wichtiges Mittel, um den Risiken mit wirksamen Maßnahmen
begegnen zu können, sind die systematische Analyse der Unfallursachen
sowie ausführliche Beratungsgespräche unserer Aufsichtspersonen auf
den Baustellen", sagte der Hauptgeschäftsführer. Weit über 200.000
Betriebsbesichtigungen wurden deutschlandweit allein im Jahr 2016
durchgeführt.
Gründe für den langfristig rückläufigen Trend der Unfallzahlen, so
Bergmann, seien zum Beispiel zahlreiche branchenspezifische
Initiativen der Prävention, etwa im Zimmererhandwerk sowie Schulungen
und das Engagement der BG BAU im Arbeitsprogramm "Organisation" der
Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) von Bund, Ländern
und der Gesetzlichen Unfallversicherung. Eine wirksame Möglichkeit,
um Unfallrisiken zu begegnen, biete zudem die Beteiligung an den
Arbeitsschutzprämien der BG BAU. Hier können Unternehmen finanzielle
Anreize zwischen 25 und 2.000 Euro, beispielsweise zur Anschaffung
von Kamera-Monitor-Systemen für Baumaschinen, Montage-Schutzgeländer,
individuellen UV-Schutz und vieles andere beantragen.
Allerdings reichen die Maßnahmen des technischen und
organisatorischen Arbeitsschutzes, die in der Vergangenheit zu einem
deutlichen Rückgang des Unfallgeschehens führten, allein nicht mehr
aus, um den positiven Trend langfristig fortsetzen zu können, so
Bergmann: "Auch der Anteil menschlichen Verhaltens am Zustandekommen
von Unfällen darf nicht übersehen werden." Häufig könne der Mensch
durch sein Tun oder Lassen Arbeitsunfälle verhindern: Unwissenheit,
Routinen und Bequemlichkeit seien nur einige Gründe, warum es oft
trotz möglicher Vorkehrungen zu Unfällen kommt. Daher möchte die BG
BAU die Beschäftigten mit dem Präventionsprogramm BAU AUF SICHERHEIT.
BAU AUF DICH. für Gefahren und Risiken am Arbeitsplatz
sensibilisieren und den Arbeitsschutz als Bestandteil des
alltäglichen Handelns etablieren.
"Ein wichtiger Baustein, wie sicheres Verhalten mit dem
Präventionsprogramm umgesetzt werden kann, sind Betriebliche
Erklärungen zwischen Unternehmensleitungen und den Beschäftigten",
erklärte Bergmann. Damit zeigen die beteiligten Unternehmen, dass sie
den Arbeitsschutz konsequent leben. Mit dieser Erklärung binden sich
die Betriebe nicht rechtlich, gestehen allen ihren Beschäftigten aber
zu, "Stopp!" zu sagen, wenn lebenswichtige Regeln verletzt werden.
Informationen erhalten die Unternehmen unter:
www.bau-auf-sicherheit.de/programm/betriebliche-erklaerung.html
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E-Mail: thomas.lucks(at)bgbau.de
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