(ots) - Genau vor fünf Jahren wurde das Za´atari Camp im
Norden Jordaniens, unweit der syrischen Grenze, eröffnet. Knapp einer
halben Million Menschen hat das Camp bisher Zuflucht geboten. Die
ersten Unterkünfte wurden innerhalb von nur 9 Tagen im Juli 2012
erbaut, aber bereits im April 2013 lebten laut Schätzungen des UNHCR
200.000 Menschen im Camp. Aktuell sind dort 80.000 Menschen
angesiedelt. Die Hälfte davon sind Kinder.
Für diese Kinder bedeutet die Flucht mehr als nur den Verlust
ihrer Heimat, sondern gleichzeitig den Verlust von Bildung und das
Risiko von Kinderarbeit oder früher Verheiratung. Am stärksten
betroffen sind Jugendliche, da sie die finanziellen Lasten der
Familien mittragen. Diesen Mädchen und Jungen ist es oft versagt, die
verlorenen Schuljahre aufzuholen.
Seit Beginn des Krieges in Syrien vor sechs Jahren sind knapp 1,3
Millionen Menschen nach Jordanien geflohen - mit enormen Auswirkungen
auf die Infrastruktur des Landes. Vor allem Bildungsmöglichkeiten für
syrische Kinderflüchtlinge waren kaum vorhanden. Erst im letzten Jahr
gab es Anstrengungen seitens der Regierung, dies zu verbessern. Auch
die Beschränkung des Schulbesuchs für Kinder, die mehr als drei Jahre
die Schule verpasst haben, wurde aufgehoben. Syrischen Familien ist
es mitunter gestattet, in einigen Industriezweigen zu arbeiten. Als
Resultat wurde Kinderarbeit minimiert. Aber noch immer sind 50% aller
syrischen Haushalte in Jordanien vom Einkommen ihrer Kinder abhängig.
Trotz aller Bemühungen gibt es viele Jugendliche, die keine Schule
besuchen. Im Schuljahr 2016/17 wurden nur 24.542 syrische Schüler in
den Schulen registriert, obwohl 50.000 neue Plätze zur Verfügung
standen. Die syrischen Kinder, die in die Schule zurückkehrten,
berichten von Schwierigkeiten, Anschluss zu finden, weil es nur drei
vollgepackte Schulstunden pro Tag für den gesamten Lernstoff gibt und
die Klassen stark durchmischt sind in Bezug auf Alter und Fähigkeiten
der Kinder. Nahezu die Hälfte aller syrischen Kinder im Schulalter in
Jordanien ist statistisch von formaler Bildung ausgeschlossen.
Aufgrund des anhaltenden Krieges gibt es zudem immer mehr
Alleinerziehende, die unterhalb der Armutsgrenze leben. Syrische
Mädchen sind deshalb nach wie vor von früher Verheiratung betroffen,
da die Familien die finanzielle Last nicht mehr schultern können.
Andere Familien hingegen behalten vor allem in den dunklen
Wintermonaten ihre Mädchen zuhause, aus Angst vor sexueller
Belästigung auf dem Schulweg.
Susanna Krüger, Geschäftsführerin von Save the Children, hat das
Za´atari Camp mehrmals selbst besucht und stellt fest: "Das
Za´atari-Camp repräsentiert den Beginn der syrischen
Flüchtlingskrise. Die jordanische Regierung unternimmt große
Anstrengungen, um allen Kindern die Chance auf Bildung zu geben, aber
dies ist nicht immer ausreichend. Viele Kinder haben einen großen
Teil ihrer Schulausbildung verpasst und benötigen zusätzliche
Unterstützung, um eine Perspektive zu erhalten. Wir dürfen nicht
zulassen, dass sie zu einer verlorenen Generation werden. Die
jordanische Regierung hat zwar ihr Versprechen gehalten, ausreichend
Schulplätze zu schaffen. Doch ein Platz an einem Tisch ist nicht
genug. Lehrer brauchen eine qualifizierte Aus- oder Fortbildung, um
mit den Folgen umzugehen, die Kinderarbeit, frühe Verheiratung,
Ängste oder Missbrauch bei den Kindern ausgelöst haben."
Save the Children ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf,
ihre Verpflichtungen der Londoner und Brüsseler Konferenzen zu
erneuern und die Länder der Region mit Geld und Ressourcen zu
unterstützen, die die Kinder wieder zur Schule bringen. Dazu ist
professionelle und finanzielle Unterstützung nötig für:
- Trainings für Lehrer und Berater in Aufnahmeländern, damit Kinder
den Bildungsstandard bekommen, den sie brauchen
- Bessere Schulsysteme, in denen sich Kinder sicher fühlen in der
Schule und Maßnahmen gegen Mobbing sowie eine Stärkung des
gemeinschaftlichen Zusammenhaltes und der Verfolgung von Straftaten
gegenüber Kindern
- Pläne, um das zweigleisige System aus formalen und nicht-formalen
Bildungsstätten zu beenden, und beide wieder zu einem vernünftigen
Schulsystem zusammenzuführen
- Größere Bemühungen, um Kindern aus nicht-formalen Bildungswegen den
Weg zurück in öffentliche Schulen zu ebnen
- Das Messen von Lernerfolgen als ein Instrument zum Überprüfen
und Verbessern der Bildungsqualität
Multimedia-Material aus dem Za´atari Camp erhalten Sie unter dem
folgenden Link: http://ots.de/o3ULP
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