(ots) - Das Politik-Event der Woche bestand aus einem
kurzen Satz. Bundesumweltministerin Hendricks sprach ihn am
Donnerstag in Wolfsburg. Die Nähe zwischen Politik und Industrie,
sagte die SPD-Politikerin im Beisein von VW-Chef Müller, sei zu groß
gewesen. Dass dieser Satz zum Wendepunkt werden kann, darf man aus
der heftigen Reaktion von Verkehrsminister Dobrindt (CSU) schließen.
Er erinnerte an den "Autokanzler" Schröder. Knapp zwei Monate vor der
Bundestagswahl hat die Innenpolitik plötzlich ein kontroverses Thema,
das alle anderen zurückdrängt. Dafür gibt es Gründe: Mehr als 45
Millionen Fahrzeuge gibt es in Deutschland - oft zwei oder mehr pro
Familie. Also: Jeder ist betroffen - von Fahrverboten wie in
Stuttgart oder Dreckschleudern vor der Garage oder der Sorge, wie man
an ein sauberes Elektro-Kfz kommt, wie weit es fährt und wie man es
aufladen kann. Auch um die Autoindustrie und ihre Hunderttausende
Arbeitsplätze geht es. Viele Konzernchefs haben die Dramatik ihrer
Lage offenbar nicht erkannt. Sie führen immer noch
Verteidigungskämpfe für Diesel, für die aktuelle Produktion. Damit
retten sie dauerhaft weder den Diesel noch, was schlimmer ist, die
Arbeitsplätze. Im Gegenteil: Das unentschlossene Zögern verstellt
Chancen und Märkte und versäumt es, die Jobs sicher zu machen. Dabei
könnte man mit Mut und Entschlossenheit früherer Generationen die
Produktion schneller umstellen. Man muss dieser Generation der auch
selbstgefälligen Chefs zurufen: Verwalten reicht nicht! Wir erwarten
schon mehr von der Elite deutscher Manager. Warum bietet niemand -
nach dem Vorbild Henry Fords - den Kunden ein sehr preiswertes
Sofort- oder Sehr-bald-Elektromobil an unter dem Motto "Dein Auto
kann jeden Luxus haben, vorausgesetzt, der besteht in abgasfreier
Fahrt für zwei oder vier Personen auf 250-350 Kilometer"? Doch zurück
zur Politik. Die Krise deutscher Automobilproduktion hat eine ihrer
Ursachen u.a. darin, dass auch die Bundeskanzlerin sich gern auf das
Managen eines "Weiter-So" reduziert, statt die Industrie mit
Leitlinien zu fordern. Die Schwäche kann ihre offensive Außenpolitik
nicht überdecken. Ein Kanzler Schröder hat einst erkennen müssen,
dass eine "Politik der ruhigen Hand" das Land zurückfallen lässt.
Merkel scheint das nicht zu sehen. Noch nicht. Verwalten aber reicht
nicht. Auch in der Politik nicht. Vielleicht wird der Wahlkampf
spannender als gedacht.
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