(ots) - Die britische Großbank HSBC hat die Wende fast
vollzogen. Wachstum in Asien, steigende Zinsen in den Vereinigten
Staaten und Hongkong sowie ein größerer Risikoappetit der Kunden
haben ihr den nötigen Schwung verliehen. Sorgen, dass die Dividende
nicht mehr aus dem laufenden Geschäft gedeckt werden könnte, sind
verpufft. Stattdessen erfreut das Management die Anleger mit
Aktienrückkäufen. Die weit über die selbst gesetzte Zielspanne
hinausgeschossene Kernkapitalquote macht es möglich.
Anders als eine Dividendenerhöhung, die nur schwer wieder
zurückgenommen werden kann, sind Aktienrückkäufe mit einer einmaligen
Sonderzahlung zu vergleichen, aus der keine weiteren Ansprüche
entstehen. Greift man aber öfters zu diesem Mittel, können sich
dennoch Entzugserscheinungen bemerkbar machen, wenn eine Zeit lang
keine weiteren Rückkäufe folgen.
Derzeit gibt es allerdings keinen Grund zu der Annahme, dass sich
die gute Geschäftsentwicklung als nicht nachhaltig erweisen könnte.
Zum einen hebt die Flut alle Boote. HSBC profitiert von der
breitangelegten Erholung der Weltwirtschaft, die auch anderen
Instituten zu besseren Ergebnissen verholfen hat - etwa in Form
niedrigerer Wertberichtigungen für Problemkredite. Zum anderen ist
das 1865 in Hongkong gegründete Institut zwar formal die größte Bank
Europas und hat seinen Sitz seit einigen Jahren in London. Es handelt
sich aber um einen Supertanker, eines der letzten wirklich global
tätigen Institute.
Das Geschäft von HSBC findet in erster Linie in den
Wachstumsregionen Asiens statt. Das Management verlagert zunehmend
den Schwerpunkt in diese Richtung, der Verkauf des Brasiliengeschäfts
war ein weiterer Schritt auf diesem Weg. Im chinesischen
Perlflussdelta fasst das Institut zunehmend Fuß. Noch in diesem Jahr
soll HSBC Qianhai Securities in Shenzhen an den Start gehen - das
erste Wertpapierhaus der Volksrepublik, das sich mehrheitlich in
ausländischem Besitz befinden wird.
Für die Kosten im Zusammenhang mit dem EU-Austritt Großbritanniens
hat HSBC 4 Mill. Dollar ins zweite Quartal gebucht. Alles in allem
schätzt CEO Stuart Gulliver, dass der Umzug von Teilen des Geschäfts
nach Paris mit bis zu 300 Mill. Dollar zu Buche schlagen wird. Das
ist weniger als die Brandmauer kostet, die künftig das britische
Retailgeschäft von riskanteren Geschäftsbereichen abschirmen soll.
Man darf gespannt sein, welchen Umfang der nächste Rückkauf haben
wird.
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