PresseKat - Neue Westfälische (Bielefeld): Aufarbeitung des Terrors Die Sorgen der Attentäter Ingo Kalischek

Neue Westfälische (Bielefeld): Aufarbeitung des Terrors
Die Sorgen der Attentäter
Ingo Kalischek

ID: 1516165

(ots) - Terror verändert uns. Auch dann, wenn er uns
nicht unmittelbar betrifft. Die schrecklichen Bilder aus Europas
Hauptstädten machen uns nervös und unsicher. Und das zeigt sich auch
an unseren Reaktionen: Sobald irgendwo auf der Welt - wie am
Wochenende in Hamburg - ein frustrierter Mensch die Kontrolle
verliert und zum Messer oder zur Pistole greift, drängt sich uns
reflexartig die Frage auf: War es der IS? Beruft sich der Täter auf
den Islam? Tötete er für seinen Glauben? Haben die Behörden versagt?
Damit geht die Gefahr einher, dass wir die Ausgangsprobleme dieser
Menschen aus dem Blick verlieren und stattdessen immer öfter die
angeblichen religiösen Absichten und Ideologien der Täter in den
Mittelpunkt stellen. Das ist unzureichend. Die Attentäter
missbrauchen die Religion als Deckmantel, um ihre Anschlagspläne zu
rechtfertigen. Die haben aber nichts mit der wahren Auslegung der
Religion zu tun. Die Diskussionen führen ab und an dazu, dass wir
vergessen, warum sich diese Menschen radikalisiert haben. Um
Missverständnisse zu vermeiden: Es geht nicht darum, die Täter für
ihr Verhalten zu entschuldigen. Aber wollen wir wirklich wissen,
warum sie so frustriert sind? Warum sie so anfällig sind für extremes
Gedankengut? Ein Großteil von ihnen ist verzweifelt - und das hat
Gründe: Sie fühlen sich ausgegrenzt, diskriminiert, überflüssig und
nutzlos. Auch damit müssen wir uns auseinandersetzen, wenn wir den
Terror aufarbeiten wollen. Eine Diskussion über Voll-Überwachung und
Abschiebehaft allein reicht nicht aus.



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Datum: 31.07.2017 - 21:10 Uhr
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