(ots) - "Zeit, dass sich was dreht (oe-ole-oe/Bis zum
Leben/eo-do-de"), knödelt der Sänger Herbert Grönemeyer in einem
seiner bekannteren Lieder. Es ist nicht überliefert, welche Melodie
die Manager der Commerzbank auf den Lippen haben, wenn sie morgens
zur Arbeit erscheinen. Setzt man indes ihren zur Schau getragenen
Optimismus bei der Neuausrichtung der Bank ins Verhältnis zu den
Zahlen im zweiten Quartal, keimt der Verdacht, dass die
Führungskräfte der nur mehr viertgrößten deutschen Bank es ähnlich
halten wie die Heulboje mit lokalpatriotischem Schwerpunkt in Bochum
und Wohnsitz in London bzw. Berlin, die da intoniert: "Du fühlst, du
glaubst, du fliegst."
Bei rationaler Analyse ist festzustellen, dass die wesentlichen
Ergebnistrends bei der Bank derzeit allesamt in die falsche Richtung
zeigen: Das operative Ergebnis ist im zweiten Quartal überraschend
stark auf rund die Hälfte des Vorjahreswertes zusammengeschnurrt,
Zins- und Provisionsertrag haben sich im Zuge des Zinstiefs, aber
auch infolge flauer Märkte und des Schrumpfkurses der Bank binnen
Jahresfrist jeweils reduziert, ebenso der Betriebsgewinn der
Privatkunden- und der Firmenkundensparte. Gestiegen sind dagegen der
Verwaltungs- und der Restrukturierungsaufwand. Vor allem ein
sprunghaft gestiegenes Handelsergebnis hat den Konzernverlust nach
Umbaukosten von rund 800 Mill. Euro auf rund 620 Mill. Euro
eingedämmt.
Mancher Beobachter hat den jüngsten Einstieg des Finanzinvestors
Cerberus ja schon als Beweis des Vertrauens ins
Commerzbank-Management gedeutet. Vielleicht aber war er nur ein Indiz
für immensen Anlagedruck.
Die Bank steckt in einer spannenden Phase. Den Abbau von Altlasten
und Risiken hat sie fast beendet. Er kostete in den vergangenen
Jahren reichlich Ertrag und Ergebnis. Die Kosten hat das Management
inzwischen zwar im Griff. Nun muss es aber zeigen, dass das Kalkül
aufgeht, gegen den Branchentrend mit einer Wachstumsstrategie im
Privatkundengeschäft Erträge und Ertragskraft dauerhaft stärken zu
können.
Noch steht der Beweis aus: Seit 2012 hat die Bank im
Massengeschäft zwar netto 1,5 Millionen Neukunden akquiriert. Das
Volumen der Kundenkredite ging derweil indes um 28 Prozent zurück.
Zins- und Handelsergebnis erreichten im jüngsten Quartal das
niedrigste Niveau seit mindestens Anfang 2012, der
Provisionsüberschuss lag so niedrig wie seit dem Schlussquartal 2012
nicht mehr. Höchste Zeit, dass sich was dreht.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: B?rsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell