(ots) - Das gemeinsame HausarztProgramm von AOK
Baden-Württemberg, MEDI Baden-Württemberg und Hausärzteverband
Baden-Württemberg hat für die ambulante Versorgung bundesweit ein
beispielloses Zeichen gesetzt. Seit neun Jahren ist es ein Muster für
die wettbewerbliche Erneuerung des Gesundheitswesens. Bei einem
Praxisbesuch am Donnerstag (03.08.2017) in Pfedelbach bei Öhringen
informierte sich Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha über
die Umsetzung der alternativen Regelversorgung.
Chronische Krankheiten nehmen bundesweit kontinuierlich zu,
gleichzeitig sind die Hausarztzahlen seit Jahren rückläufig. Das
AOK-HausarztProgramm und das angeschlossene FacharztProgramm setzen
genau hier an, um Fehlversorgung zur vermindern: Die
Patientenversorgung wird durch eine intensive und koordinierte
Zusammenarbeit der beteiligten Ärzte verbessert, die Rolle des
Hausarztes in seiner Lotsenfunktion gestärkt und der Beruf für den
Nachwuchs wieder attraktiv gemacht. Landesweit nehmen 1,5 Mio.
AOK-Versicherte daran teil - davon zudem 600.000 an dem 2011
gestarteten FacharztProgramm. Im Hohenlohekreis liegt die Teilnahme
der rund 60.000 AOK-Versicherten über dem Landesdurchschnitt von 35
Prozent: Mehr als jeder zweite profitiert schon von den Vorteilen des
HausarztProgramms, fast jeder fünfte nimmt am FacharztProgramm teil.
"Die gemeinsame Aufgabe von Kassen und Politik ist es, glaubhaft,
empathisch und engagiert die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im
Land qualitativ hochwertig sicherzustellen - egal wo in
Baden-Württemberg jemand lebt. Die Anstrengungen der AOK geben dabei
wichtige Impulse", sagt Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha.
Um den Versorgungswettbewerb zu beleben, hat der Gesetzgeber 2008
bundesweit alle Krankenkassen verpflichtet, ihren Versicherten
Hausarztverträge als Alternative zur altbekannten Einheitsversorgung
anzubieten. In anderen Bundesländern fehlt jedoch eine
Wettbewerbslokomotive nach dem Vorbild im Südwesten. Wichtig ist den
drei Vertragspartnern, dass solche innovativen und eng vernetzten
Versorgungsangebote nach der Bundestagswahl mehr Unterstützung von
der Politik erhalten und in ganz Deutschland ausgebaut werden. Dr.
Christopher Hermann, Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg, dazu:
"Wir sehen heute, dass wir auf freiwilliger Basis durch die
strukturierten Prozesse für 1,5 Mio. Patientinnen und Patienten eine
nachweislich bessere Versorgung ermöglichen, zum Beispiel durch mehr
Zeit für Beratung. Und so sichern wir gemeinsam mit den Ärztepartnern
die nachhaltige Versorgung im Land."
Derzeit nehmen mehr als 4.000 Haus- sowie Kinder- und Jugendärzte
und über 1.700 Fachärzte und Psychotherapeuten an den AOK-Verträgen
teil. Von den im Hohenlohekreis tätigen 80 Hausärzten sind es 47.
Zwei Teilnehmerinnen sind Dr. Susanne Bublitz und Dr. Petra Sandig in
ihrer Gemeinschaftspraxis in Pfedelbach. Dort sind etwa 1.000
Patientinnen und Patienten im AOK-HausarztProgramm eingeschrieben.
"Die Abrechnung ist einfacher, es bleibt mehr Zeit für die
Patienten und durch die enge Vernetzung mit den Fachärzten kann ich
die Behandlung besser koordinieren", so Dr. Susanne Bublitz. Die
Ärztinnen betonen, dass sie für alle Patienten ein gutes und
planbares Honorar bekommen. Das sei auch die Voraussetzung dafür,
einen Assistenzarzt oder eine angestellte Ärztin einzustellen, um den
gestiegenen Versorgungsbedarf bewältigen zu können. Gerade auch für
den ländlich geprägten Hohenlohekreis sei es schwierig, geeignete
Bewerber zu finden, betont Bublitz. Hier seien die Gemeinden
verstärkt gefordert.
AOK-Chef Dr. Hermann verweist in dem Erfahrungsaustausch auch auf
entsprechende Ergebnisse der von Anfang an begleitenden
wissenschaftlichen Evaluation der Haus- und Facharztverträge. Durch
die optimierte ambulante Versorgung würden so allein bei
Herzpatienten pro Jahr rund 4.000 unnötige Krankenhauseinweisungen
vermieden. Der in Öhringen niedergelassene Kardiologe Dr. Friedhelm
Gerst, der seit 2011 am Facharztvertrag Kardiologie teilnimmt,
bestätigt die positiven Wirkungen des Programmes. Er ist auch
Mitglied bei MEDI Baden-Württemberg, dem Ärzteverband, der zusammen
mit den entsprechenden Berufsverbänden fünf weitere Facharztverträge
mit der AOK und der kooperierenden Bosch BKK umsetzt. "Im
FacharztProgamm hat der Arzt mehr Zeit, insbesondere für schwer
kranke Fälle. Das ist ein Grund für die Abnahme unnötiger
Klinikeinweisungen", so Gerst. Ein weiterer Vorteil sei das eng
abgestimmte Medikamenten-Management zwischen Haus- und Facharzt, das
zu einer Harmonisierung der Verordnungen beitrage. "Die Patienten
wissen das zu schätzen, weil es dadurch zu weniger Umstellungen
kommt", betont Gerst. Und Hausärztin Dr. Bublitz ergänzt: "Gerade für
Patienten mit mehreren Erkrankungen ist das wichtig, und dass es im
AOK-Vertrag eine Zuzahlungsbefreiung bei vielen rabattierten
Medikamenten gibt."
Ein weiteres Gesprächsthema während des Praxisrundgangs war die
Förderung von Teamstrukturen in den Haus- und Facharztverträgen.
Zunehmend wichtiger sind dafür speziell ausgebildete
Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis (VERAHs) sowie deren
Pendants, die Entlastungsassistentinnen in der Facharztpraxis (EFAs).
Durch die Ãœbernahme von Routinearbeiten, zum Beispiel Hausbesuchen
oder Patientenberatung bei Bewegungs- und Ernährungsfragen, entlasten
sie Haus- und Fachärzte gleichermaßen.
Kontakt (Pressestellen):
AOK Baden-Württemberg - Telefon: 0711 2593-229
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Hausärzteverband Baden-Württemberg - Telefon: 0172 201 0390
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