(ots) - Gegen kriminelle Energie, Schlamperei und
menschliches Versagen helfen die besten Gesetze und Vorschriften
nichts. Diese Erkenntnis gilt sicherlich auch für den aktuellen
Eierskandal, der das Vertrauen der Verbraucher abermals tief
erschüttert. Die Gründe, warum es immer wieder zu
Gesundheitsgefährdungen durch Lebensmittel kommt, liegen aber tiefer.
Mit der wachsenden Weltbevölkerung steigt auch der Bedarf an
Nahrungsmitteln. In den vergangenen zehn Jahren ist der Eierverbrauch
pro Einwohner in Deutschland von 209 auf 235 geklettert. Wir essen
auch immer mehr Geflügel. Binnen einer Dekade nahm der Verzehr von
16,7 auf 21 Kilogramm zu. Deutsche Erzeuger können den Bedarf im
eigenen Land gar nicht mehr decken.
Die Hühnerställe werden immer größer und die Zahl der Betriebe
schrumpft. Der Konzentrationsprozess macht sich auch bei den
Dienstleistern bemerkbar. In den Niederlanden bezogen offenbar weit
mehr als 100 Hühnerfarmen das mutmaßlich gepanschte Reinigungsmittel
von demselben Anbieter. Da wundert es nicht, dass sich
Verunreinigungen zum Flächenbrand ausweiten. Das Erzeugersystem ist
nicht mehr zu steuern.
Wie bei allen anderen Lebensmittelskandalen, aus denen die Akteure
nichts gelernt haben, sind die Verbraucher die Leidtragenden. Eltern
machen sich Sorgen, dass Fipronil ihre Kinder krank macht. In den
Haushalten werden fieberhaft Chargennummern verglichen. Am Ende
landen die Eier aus dem Kühlschrank dann doch im Müll, weil uns der
Appetit vergangen ist. Und Verbraucherschützer wiederholen
gebetsmühlenartig, dass Bund und Länder keine einheitlichen
Handlungsempfehlungen herausgeben, dass Kontrollen und die
Kennzeichnungspflicht von Eiern verbessert werden müssen. Am Ende
versickern die Forderungen im Zusammenspiel von Lobbyisten und
Politik. Bis zum nächsten Skandal.
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