(ots) - ... sagt Hermann Albers, Präsident des
Bundesverbands WindEnergie angesichts der enttäuschenden Ergebnisse
des gestrigen Diesel-Gipfels. Die Einführung eines CO2-Preises könne
dabei helfen, die Elektromobilität konkurrenzfähig zu machen.
Interview: Jörg-Rainer Zimmermann, neue energie
neue energie: Welche Bedeutung hat der Ausgang des gestrigen
Diesel-Gipfels für den Umweltschutz?
Hermann Albers: Der Diesel-Gipfel ist gescheitert. Es ist nicht
gelungen die Ursachen dieses dramatischen Problems zu bereinigen. Das
Angebot der Fahrzeughersteller mit einer Softwarelösung agieren zu
wollen, führt nach dem Ergebnis von Experten lediglich zu einer
Schadstoff-Einsparung die überwiegend bei zwei bis fünf Prozent
liegt. Die von den Herstellern behauptete 25-prozentige Reduktion ist
nicht in Sicht. Gleichzeitig bleibt die Ãœberschreitung der
Stickoxidwerte um über 400 Prozent. Damit liegt man nach der
Korrektur der Emissionen noch immer drastisch über den gesetzlichen
Grenzwerten. Die Politik scheut sich, diesen Tatbestand ausreichend
klar zu benennen. Insofern hat sie versagt.
ne: Was soll Ihrer Meinung jetzt geschehen?
Albers: Es braucht eine Zukunftsstrategie. Wenn sich die
Renditeerwartungen der Autokonzerne auch künftig erfüllen sollen,
dann müssen sie sich dem Thema der CO2- und Stickoxid-Emissionen
annehmen. Dazu gehört eine klare Perspektive für den Umbau der
fossil basierten Fahrzeugtechnologie hin zur Elektromobilität. Und
das macht eine Strategie zur weiteren Elektrifizierung des gesamten
Energiesystems erforderlich, eine Strom-Strategie, mit der
leistungsfähigen Windenergie im Zentrum.
ne: Was müsste die Bundesregierung dafür tun?
Albers: Es benötigt eine deutliche Beschleunigung des Ausbaus der
Erneuerbaren. Dazu müssen etwa der Deckel für den Windenergieausbau
beseitigt und die Ausbauziele angehoben werden. Wir benötigen
sämtliche Akteure der Energiewende - Versorger, Stadtwerke,
Kleinbetreiber, Mittelständler und Bürgergenossenschaften - um die
Ziele zu erreichen. Wir sollten zügig neben den klassischen
Strommärkten auch die Mobilität versorgen können.
ne: Dann stimmt der Vorwurf aber, dass aktuell die
Elektromobilität dem Klimaschutz nicht hilft, weil der Strom von
Kohlekraftwerken kommt?
Albers: Das ist eine falsche Argumentation. Wer heute auf
Elektromobilität umsteigt sollte sich gleichzeitig bewusst für einen
Grünstromhändler als Energielieferant entscheiden. Damit verändert er
aktiv die Märkte, das Verhalten anderer Verbraucher und damit
letztlich die Politik. Verbraucher sollten sich deshalb dringend für
grüne Energie, für grüne Mobilität entscheiden. Sie können die
Energiewende voranbringen, ihre Macht ist groß.
ne: Wie kann das seitens des Staats unterstützt werden?
Albers: Die Erneuerbaren-Branche hat einen Preis für CO2
gefordert. Das gilt auch für die Emissionen im Automobilsektor ebenso
wie für den Flugverkehr und die Schifffahrt. Dies ist die originäre
Aufgabe des Staats. Den Rest übernimmt der Markt.
ne: Den Verbrauchern mit relativ neuen Dieselfahrzeugen würde das
aber nichts helfen ...
Albers: Den Menschen, die von der Autoindustrie betrogen worden
sind, würde das zunächst nicht helfen. Hier braucht es einen besseren
Verbraucherschutz. Es gilt, die Hersteller in die Pflicht zu nehmen,
genau wie das bei allen Konsumgüterproduzenten der Fall wäre.
ne: Die Autoindustrie hat einen gigantischen Imageschaden
erlitten. Das wiegt doppelt schwer, weil sie, anders als in anderen
Ländern, für die deutsche Volkswirtschaft absolut systemrelevant
ist. Ist es nicht höchst riskant, einen schnellen Umbau zu forcieren?
Albers: Die Automobilindustrie sieht sich gemeinsam mit den
Gewerkschaften der schwierigen Situation gegenüber, die Mobilität der
Zukunft zu entwickeln. Es geht um 300.000 und mehr Arbeitsplätze. Das
ist ein gigantisches, gesellschaftliches und industriepolitisches
Thema. Ich denke, dass wir Mobilität künftig ganzheitlich betrachten
müssen. Es geht um die sektorenübergreifende Kombination von
Energieerzeugung und -speicherung, Batterietechnologie und
Automobilbau. Wenn wir diese Bereiche obendrein mit Forschung und
Entwicklung zusammenführen, kann ein Umbau und ein
Arbeitsplatztransfer gelingen. Die Automobilwirtschaft muss sich neu
orientieren. Mobilität verändert sich. Vielleicht wird es in Zukunft
so sein, dass ähnlich wie bereits bei der Bahn, man Mobilität über
eine bestimmte Strecke verkauft, inklusive der Energie. Die
Digitalisierung macht es möglich. Insofern bieten sich aufgrund der
Energiewende allen Akteuren völlig neue Geschäftsmodelle und
gleichzeitig völlig neue Chancen für den Klimaschutz. Ich halte
deshalb eine Mobilitäts-Allianz der Erneuerbaren-Branche, der
Speicherhersteller und der Autoindustrie für den richtigen Weg.
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Wolfram Axthelm
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