(ots) -
Eine schwere Verletzung des Gehirns ist für betroffene Personen
und ihre Angehörigen ein tiefgreifendes traumatisches Erlebnis, das
sie zu einer Neuorientierung in allen Lebensbereichen zwingt. Den
Betroffenen droht der Verlust sozialer Kontakte und des ausgeübten
Berufs. Damit das Leben nach dem schweren Unfall wieder gelingen
kann, benötigen sie eine verlässliche Begleitung vom Klinikaufenthalt
über die Rehabilitationsmaßnahmen bis hin zur Wiedereingliederung in
ihren neuen Alltag.
Bereits zum zweiten Mal fand auf Einladung der
Gold-Kraemer-Stiftung ein Erlebnisnachmittag der ZNS - Hannelore Kohl
Stiftung in Frechen statt. Das Pferdesport- und Reittherapie Zentrum
(PRZ) bot den Rahmen für dieses besondere Angebot. Beratung,
Aufklärung, aber auch körperliche Aktivitäten und Aufbau von neuen
Kontakten standen im Mittelpunkt. Damit unterstützt die ZNS -
Hannelore Kohl Stiftung Patienten*innen, Impulse und Ideen zu
entwickeln, wie das Leben auch nach einer Hirnverletzung aktiv
gestaltet werden kann. "Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist es
oft das erste Mal, dass sie sich nach Klinik- und Reha-Aufenthalt in
einer Gruppe bewegen und mitteilen. Deshalb bieten wir auch
Folgetermine an, damit aufgebaute Kontakte gepflegt und gemachte
Erfahrungen intensiviert werden können", erklärt die
Geschäftsführerin der ZNS - Hannelore Kohl Stiftung, Helga Lüngen.
Es sind oft nur Bruchteile von Sekunden, die Menschen aus ihrem
sozialen und beruflichen Umfeld herausreißen. Bei Maren Gothen
passierte es im zarten Alter von elf Jahren. Sie verunglückte im Auto
mit ihrer ganzen Familie. Der kleine Bruder verstarb. Die Mutter
erlitt wie Maren ein schweres Schädelhirntrauma, der Vater wurde
ebenfalls schwer verletzt. Nach langer Rehabilitation gelang ihr der
Realschul-Abschluss, im Anschluss eine zweijährige Ausbildung zur
Staatlich geprüften Sozialhelferin. Mehrere Jahre arbeitete sie in
diesem Beruf in der Betreuung von Menschen mit erworbener
Hirnschädigung. Jetzt, im Alter von 34, gefestigt durch einen
Lebensgefährten, will sie sich beruflich weiterentwickeln und macht
an einer Abendschule das Abitur. Der Erlebnisnachmittag mit den
Pferden endete für sie mit ihrem ganz persönlichen Fazit. "Das ganze
Klima gruppenintern fand ich spitze."
So, wie Maren Gothen, geht es vielen Menschen mit einer erworbenen
Hirnschädigung. Ihre kognitiven Probleme sind für andere Menschen
nicht sichtbar. Aufklärung ist deshalb unerlässlich. Helga Lüngen
weiß um die Herausforderungen für diese Patienten*innen: "Man setzt
ihre Verletzung gleich mit einer geistigen Behinderung. Deshalb gibt
es noch viel zu wenig Angebote für eine an das Schädigungsbild
angepasste Wiedereingliederung." Die ZNS - Hannelore Kohl Stiftung
gibt Unfallopfern und Angehörigen in ihrer schweren Situation
Orientierung. Durch ein bundesweites Netzwerk fördert sie den Kontakt
unter Patienten und Angehörigen.
Am vergangenen Wochenende begeisterten 30 schädelhirnverletzte
Menschen im Alter von 18 bis 39 Jahren aus ganz Deutschland auf der
Anlage des PRZ die Angebote auf und mit dem Pferd. Das Team des PRZ
bot mit Hilfe der speziell geschulten Pferde den Patienten*innen die
Möglichkeit, den eigenen Körper, trotz der zum Teil erheblichen
Einschränkungen, positiv zu erleben und neue Erfahrungen zu machen.
Die Gruppe konnte sich außerdem im Bogenschießen erproben und wurde
dabei professionell angeleitet von den Bogenschützen der Deutschen
Sporthochschule Köln. "Wir freuen uns, Rahmenbedingungen geschaffen
zu haben, die es Partnern wie der ZNS - Hannelore Kohl Stiftung
ermöglicht, für ihre Zielgruppe passende Angebote zu realisieren",
resümiert Dr. Volker Anneken, Fachgeschäftsführer der
Gold-Kraemer-Stiftung.
Wichtiger Partner der ZNS - Hannelore Kohl Stiftung ist die
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV). Gemeinsam haben
beide Organisationen Hilfeangebote wie Seminarwochenenden für
Betroffene und Angehörige entwickelt. Dabei greifen sie auf das
Erfahrungswissen der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen bei der
Versorgung nach Arbeitsunfällen zurück. "Die gesetzliche
Unfallversicherung sorgt umfassend für ihre Versicherten. Sie kümmert
sich nicht nur um die Heilbehandlung, sondern steuert auch die
berufliche und soziale Rehabilitation," so Helga Lüngen. Daher
fordert sie vom Gesetzgeber für alle Unfallopfer einen unverzüglichen
Übergang in eine an die Beeinträchtigungen angepasste
Rehabilitationsmaßnahme. Zu häufig, so Lüngen, sei Reha noch
eindimensional angelegt: "Es fehlt an Teilhabe und an Begleitung
zurück in die Gesellschaft." Hier kann Sport ein wichtiges Instrument
sein.
Pressekontakt:
ZNS - Hannelore Kohl Stiftung - Geschäftsführung
Helga Lüngen
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