(ots) -
Der am 8. Juli im Schluchsee (Schwarzwald) tot aufgefundene
Wolfsrüde wurde nachweislich erschossen. Dies ergab die Obduktion
durch das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in
Berlin. Der Rüde war vermutlich erst der vierte Wolf in
Baden-Württemberg seit seiner Ausrottung vor über 150 Jahren.
Mit ihm sind deutschlandweit bereits 24 Wölfe seit dem Jahr 2000
illegal getötet worden. "Das sind keine Einzelfälle mehr. Offenbar
gibt es Menschen, die gezielt Jagd auf Wölfe machen", sagte
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Er forderte die zuständigen
Behörden und Minister auf, entschlossener gegen illegale
Wolfstötungen vorzugehen und Täter entsprechend strafrechtlich zu
verfolgen. Bislang gab es nur drei Verurteilungen - in allen Fällen
hatten sich die Täter selbst gestellt.
Nicht zu unterschätzen sei auch die Dunkelziffer an nicht
aufgefundenen Wolfskadavern sowie versuchten Abschüssen ohne
Todesfolge. So hatte etwa ein junger weiblicher Wolf, der Anfang Juli
bei einem Verkehrsunfall im Kreis Elsterheide (Sachsen) zu Tode kam,
einen Schrotbeschuss überlebt. Die routinemäßige Untersuchung des
Kadavers hatte Kugeln gezeigt, die über den gesamten Körper verteilt
waren. Nur knapp 30 Kilometer südlich dieses Fundorts musste
vergangenes Jahr zudem ein angefahrener Wolfswelpe eingeschläfert
werden. Auch bei ihm wurden bei der anschließenden Obduktion
Schrotkugeln im Muskelgewebe gefunden.
Als besonders verantwortungslos bezeichnete der NABU die
Äußerungen von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, der
in der BILD-Zeitung eine Abschussquote für Wölfe gefordert hatte. "Es
sind genau solche unsachlichen Forderungen, die dazu führen können,
dass Einzelne glauben, mit der Tötung eines Wolfes auch noch Gutes zu
tun", sagte Miller. Statt die Jagd auf Wölfe zu fordern, müsse
Schmidt endlich die wissenschaftliche Realität anerkennen, dass
seltene große Beutegreifer nicht bejagt werden müssen. "Auch seine
Behauptungen, dass Menschen in Wolfsregionen nicht mehr allein in den
Wald gehen können, zeugen entweder von grober Unwissenheit oder
gezielter Stimmungsmache gegen den Wolf", so der
NABU-Bundesgeschäftsführer.
Seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland im Jahre 2000 hat es
keine Situation gegeben, in der sich ein Wolf einem Menschen
gegenüber aggressiv verhalten hat. Dennoch gibt es auch für eine
solche Ausnahmesituation eine Regelung, bei der die letale Entnahme
eines Wolfes möglich ist. Gleiches gilt, falls ein Wolf besonderen
wirtschaftlichen Schaden anrichtet. Eine solche Maßnahme bedarf in
jedem Fall einer artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung. "Die
Gesetzeslage ist klar: Wölfe sind europaweit geschützt. Dass es
dennoch immer wieder zu illegalen Wolfstötungen kommt, dürfen die
verantwortlichen Politiker nicht tatenlos hinnehmen", forderte der
NABU-Bundesgeschäftsführer.
Miller kritisierte zudem das Schüren von Ängsten vor dem Wolf zu
Wahlkampfzwecken. "Es ist völlig unangemessen vom
Bundeslandwirtschaftsminister, den Landwirten zu suggerieren, der
Abschuss eines Wolfes könne ihre Weidetiere dauerhaft schützen", so
Miller. Vielmehr sei es eine ganze Reihe von erprobten
Herdenschutzmaßnahmen, die Schäden durch Wölfe erfolgreich
minimieren. Es liege in der Verantwortung des Ministers,
entsprechende finanzielle und politische Rahmenbedingungen für den
Schutz von Weidetieren zu schaffen.
"Herr Schmidt hätte seine Zeit im Amt deutlich besser nutzen
können als mit immer wiederkehrenden Plattitüden sein Unwissen zum
Thema Wolf offenzulegen", sagte Miller. Wölfe lebten seit nunmehr 17
Jahren in Deutschland. Das Bundeslandwirtschaftsministerium habe es
in der Zeit immer noch nicht geschafft, ein zentrales
Kompetenzzentrum für den Herdenschutz auf Bundesebene aufzubauen.
Weitere Informationen zum Wolf unter: www.NABU.de/wolf
Eine Karte mit der aktuellen Übersicht zu illegalen Wolfstötungen
und Verkehrsunfällen sowie weitere Infografiken und Wolfsfotos:
https://www.NABU.de/pressebilder_wolf
Für Rückfragen:
Anette Wolff, NABU-Öffentlichkeitsarbeit zum Wolf,
Tel. 030-284984-1581, E-Mail: anette.wolff(at)NABU.de
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