(ots) - Nordkorea wird die größte politische Baustelle
Deiner Amtszeit." So in etwa hatte es Vorgänger Obama dem neuen Mann
im Weißen Haus im vergangenen Winter prophezeit. Nach der jüngsten
Krawall-Episode im Krieg der Worte zwischen Washington und Pjöngjang
mehren sich die Anzeichen, dass Donald Trump dieser Aufgabe nicht
gewachsen ist. Mit seinem "Feuer-und-Zorn"-Auftritt hat der
Commander-in-Chief der größten Streitmacht der Erde ohne Not eine
rote Linie gezogen. Jede künftige Grenzüberschreitung Nordkoreas im
geopolitischen Kräftemessen lässt Trumps Glaubwürdigkeit erodieren,
wenn er untätig bleibt. Die Folgen wären fatal: In einer Region mit
75 Millionen Menschen kann ein einziger Raketenangriff eine globale
Kettenreaktion auslösen. Die Mär vom chirurgisch begrenzbaren
Eingriff muss im Keim erstickt werden. Wie auch die Legende, bei Kim
Jong-un handele es sich um einen Irren mit suizidalen Tendenzen. Der
Mann kalkuliert scharf. Nur Sanktionen, diplomatische Standfestigkeit
und am Ende direkte, für beide Seiten gesichtswahrende Verhandlungen
unter Einbindung der Vereinten Nationen dürfen im Mittelpunkt stehen.
Und wasserdichte Fakten. Die Ursünde um die von Amerika
herbeigelogenen Massenvernichtungswaffen im Irak darf sich nicht
wiederholen. Die Eilbedürftigkeit, die aus Washington suggeriert
wird, wirkt interessengeleitet. Will Trump mit einem außenpolitischen
Abenteuer sein innenpolitisches Versagen überdecken? Dass man diese
Frage fast genau 72 Jahre nach den Atombomben-Abwürfen auf Hiroshima
und Nagasaki stellen muss, illustriert die ganze Misere. Man traut
diesem Präsidenten, der Unberechenbarkeit und Hemdsärmeligkeit zur
Staatsräson erklärt, nach sechs Monaten Amtszeit Dinge zu, die man
vor einem Jahr nicht laut ausgesprochen hätte. Trumps martialische
Wortwahl löst noch keinen Krieg aus. Aber sie begünstigt
Überreaktionen. Verbale Abrüstung, wie sie Außenminister Rex
Tillerson praktiziert, ist dringend geboten. Der Schlüssel liegt nach
wie vor im chinesisch-amerikanischen Verhältnis. Nur mit Peking an
der Seite kann Washington den Druck aufbauen, der Kims Kalkül
durchkreuzt und ein Einlenken herbeiführen kann. Der Präsident muss
seine Worte genauer abwägen. Ab sofort kann jeder Satz über Krieg
oder Frieden entscheiden.
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