(ots) - Eigentlich befinden sich die Finanzmärkte im
Allgemeinen und die Bondmärkte im Besonderen zu dieser Jahreszeit im
Sommerloch. Denn Sommerzeit ist Urlaubszeit, und der August ist ein
klassischer Urlaubsmonat. Dann fehlen den Märkten die Investoren, die
Umsätze sind gering, und die Schwankungsanfälligkeit nimmt zu. In
solchen Marktgegebenheiten ziehen es Anleiheemittenten vor, bis
Anfang September in Warteposition zu gehen und große Deals lieber zu
verschieben. Eigentlich ist das immer so - dieses Jahr aber nicht.
Ende Juli brachte AT&T den bislang größten Bond-Deal des Jahres
mit einem Volumen von 22,5 Mrd. Dollar. Das Orderbuch erreichte gut
55 Mrd. Dollar. Keine Eintagsfliege, wie mancher vielleicht
angenommen hat. Nun peppt auch noch British American Tobacco (BAT)
den Bondmarkt und auch gleich den Sommer auf. Für die Refinanzierung
des Kaufs von Reynolds American sammelte BAT am späten Dienstag 17,25
Mrd. Dollar ein. Damit ist es die bislang zweitgrößte
Anleihetransaktion des Jahres. Die Orders erreichten über 34 Mrd.
Dollar. Im Euro und Pfund wurde gestern nachgelegt und weitere 3,1
Mrd. Euro und 450 Mill. Pfund aufgenommen. Die Orders erreichten rund
8,4 Mrd. Euro und 1,2 Mrd. Pfund.
Die Deals sind in zweierlei Hinsicht sehr bemerkenswert. Erstens:
Solche Transaktionen hätten vor wenigen Jahren aufgrund des
Sommerlochs nicht durchgezogen werden können, sondern wären von
vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Heute geht das. Der
Bondmarkt ist durch das Aufkaufprogramm der Europäischen Zentralbank
mittlerweile offenkundig so ausgetrocknet, dass die Investoren
zugreifen, wenn sich nur irgendeine Gelegenheit zum Kauf bietet. Und
deshalb können Unternehmen mit derartigen Refinanzierungsdeals für
M&A-Transaktionen auch im Sommer(loch) an den Markt.
Zweitens: Dass angesichts der Orderlage fast schon blindlings
zugegriffen wird - auch wenn manche Order wohl inflationiert erteilt
wird -, sollte aufhorchen lassen. Wenn M&A-Transaktionen,
Aktienrückkaufprogramme und andere auf Shareholder Value
ausgerichtete Maßnahmen so freigiebig und immer mehr ohne Gespür für
das Risiko finanziert werden, sollte man sich fragen, ob das wirklich
noch gesund ist. Viele rechnen am Aktienmarkt mit einer Korrektur.
Sollte sie eintreten, wird es hinterher wieder heißen, ob das nicht
irgendwie abzusehen war. Doch, das war es. Denn solche Wendepunkte
gehen meist einher mit einer Ausblendung des übernommenen Risikos.
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