(ots) - Klassenkampf war früher die Auseinandersetzung
zwischen Kapital und Arbeit. Heute kommt ein weiterer
Interessenkonflikt hinzu. Die Arbeitnehmerschaft ist gespalten, unter
anderem durch den Einsatz von Leiharbeitern. Auf der einen Seite
stehen gut ausgebildete Fachkräfte und bilden eine unkündbare, gut
bezahlte Stammbelegschaft. Auf der anderen Seite schlägt sich die
wachsende Zahl von Leiharbeitern mit einer viel schlechteren
Bezahlung durchs Leben. Eine Million Beschäftigte erleben dieses
Berufsleben zweiter Klasse, das häufiger krank macht und selten zu
einem festen Arbeitsplatz führt. Anfänglich war die Liberalisierung
der Leiharbeit ein hilfreiches Instrument, mit dem Verkrustungen am
Arbeitsmarkt gelöst werden konnten. Doch mittlerweile verhilft sie
den Arbeitgebern zu Billigheimern. Auf Solidarität seitens der
Stammbelegschaften können die Kollegen auf Zeit nicht hoffen. Das
fest angestellte Personal hat kein Interesse an zusätzlichen
innerbetrieblichen Wettbewerbern. Die austauschbare zweite
Arbeiterklasse kann von einer Gleichstellung nur träumen, wie die
Zahlen zum Einkommen und zum höheren Krankenstand belegen. Die
Digitalisierung ist eine neuerliche industrielle Revolution mit
ähnlichen Folgen, die sich in Leiharbeit, befristeten Verträgen oder
Kleinst-Selbständigkeit ausdrücken. Die Politik, aber auch die
Gewerkschaften, lassen die Betroffenen alleine. Das mag ökonomisch
der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands dienen. Gesellschaftlich könnte
sich dies einmal bitter rächen.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten(at)neue-westfaelische.de
Original-Content von: Neue Westf?lische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell