(ots) - Moderation: Ute Brucker
Geplante Themen:
Mittelmeer: Flüchtlinge, Retter, Schlepper
"Mittelmeer" - das klingt selbst zur Urlaubszeit nicht mehr nach
Sonne, Strand und Meer. Es klingt nach Politik - nach Versagen von
Politik und nach Chaos. Kein Tag ohne Meldungen zu gestrandeten oder
toten Flüchtlingen. Schlepper, die vorwiegend von Libyen aus Tausende
Menschen in klapprigen Booten aufs Meer schicken.
Hilfsorganisationen, die oft nicht helfen können und selbst ins
Visier der italienischen Justiz geraten. Die Europäische Union, die
kein Konzept entwickelt, wie mit der Flüchtlingswelle umgegangen
werden kann. Italien, das sich von seinen Nachbarn allein gelassen
fühlt. Und Libyen selbst, in dem Lager für Flüchtlinge Brutstätten
der Gewalt sind. Folter, Vergewaltigung und Zwangsarbeit gehören dort
- so berichtet eine Hilfsorganisation - zum Alltag.
Ein Bericht von Alexander Stein (SWR)
Dazu ein Gespräch mit Gerald Knaus vom Berliner Thinktank "European
Stability Initiative" (ESI)
Brasilien: Zwangsarbeit für VW?
Jahrelang haben sie Wald gerodet, um Volkswagen einen Traum zu
erfüllen: den Aufbau einer gigantischen Rinderfarm. Wenn José Liborio
und José Pereira heute darüber sprechen, steigen ihnen Tränen in die
Augen. "Kein Mensch sollte so etwas erleben müssen. Nicht einmal ein
Tier darf man so behandeln. So vollkommen unmenschlich."
1973, zur Zeit der Militärdiktatur in Brasilien, beschloss das
brasilianische Tochterunternehmen des deutschen Autobauers VW den
Einstieg in das Fleischgeschäft. 140 tausend Hektar Wald wurden
gekauft. Ein Teil sollte gerodet werden, um eine Rinderfarm zu
gründen. Über Arbeitsvermittler wurden Leiharbeiter angeheuert. Es
entwickelte sich offenbar ein System der Schuldknechtschaft - im
Wissen des Managements der VW-Farm. Viele Arbeiter schildern, dass
ihnen entgegen der Absprachen Transport und Unter-halt berechnet
wurden. Zur Abarbeitung dieser "Schulden" wurden sie zur Rodung
gezwungen. Wer sich beschwerte oder fliehen wollte, wurde offenbar
misshandelt und massiv bedroht. Es gibt Aussagen von ehemaligen
Leiharbeitern, die berichten, dass auf Fliehende auch geschossen
wurde. Es soll sogar Tote gegeben haben. Jetzt fordern ehemalige
Arbeiter Entschädigungen von VW.
Eine exklusive Recherche von Stefanie Dodt (NDR/SWR)
Nepal: Honigjäger in der Steilwand
"Die Honigjagd ist doch ein Fluch! Anstrengend und nicht gut bezahlt.
Aber es ist mein Karma. Ich büße für die Sünden in meinem vorherigen
Leben." Schon lange sucht Maila Pakharin einen Nachfolger. Er findet
aber niemand. Zu gefährlich ist sein Beruf. Die Honigjagd im Himalaya
hat eine lange Tradition und sie wird nur von den Mutigsten ausgeübt.
In steil abfallenden Felswänden bauen Wildbienen ihre riesigen Waben.
Um das "Flüssige Gold der Berge" zu ernten, müssen die Jäger
schwindelfrei sein und sich manchmal 100 Meter tief abseilen oder
über selbstgebaute Bambusleitern absteigen. Und wenn sie Pech haben,
werden sie in Felsklippen von Bienenschwärmen angegriffen. Im
Himalaya sind Wildbienen besonders groß, ihre Stiche extrem
schmerzhaft.
Fünf Euro für einen Liter geernteten Honig bekommt der Jäger. 50 Euro
gibt es pro Liter im benachbarten China. Dort gilt der Stoff als
Wunderdroge.
Eine Reportage von Markus Spieker, ARD-Studio Neu Delhi
Kolumbien: Rasende Mechaniker
Es geht immer abwärts und immer knapp überm Asphalt. Spaß macht es
auch - aber es ist vor allem Arbeit. Raul MartÃnez ist Automechaniker
und er benutzt eine selbstgebaute Seifenkiste für seine Einsätze. Die
verbraucht kein Benzin. Dafür muss er auch keine Steuern zahlen.
Rauls Arbeitsplatz: eine der höchsten Passstraßen Kolumbiens - "La
Linea" genannt. Sie ist so etwas wie die wirtschaftliche Schlagader
des Landes. Immer wenn ein Lastwagen mit einer Panne in den engen
Kurven liegenbleibt, macht sich Raul auf den Weg. In seiner
Rumpelkiste rast er von 3.400 Meter Höhe den Berg hinunter zum
havarierten Lkw. Ist der Job erledigt, lässt er sich in seinem
Gefährt an einem Seil wieder den Berg hochziehen. Balineros werden
die fliegenden Automechaniker genannt. Bald, so klagen sie, wird es
ihren Beruf nicht mehr geben. Die Regierung lässt einen 16 Kilometer
langen Tunnel durch den Berg schlagen. Dann werden die Arbeitskraft
von Raul und seine Seifenkiste nicht mehr gebraucht.
Eine Reportage von Matthias Ebert (ARD-Studio Mexiko)
Redaktion: Stefan Rocker
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