(ots) - Die Bundeswehr hat Ermittlungen bei ihrer
Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) wegen bizarrer Spiele und
angeblicher rechtsradikaler Vorfälle bei einer Feier aufgenommen. Bei
der Abschiedsfeier für einen Kompaniechef des KSK am 27. April 2017
sollen nach Recherchen von "Y-Kollektiv", dem jungen Reportageformat
von funk, Radio Bremen und dem NDR-Magazin "Panorama" unter anderem
ein Schweinskopfwerfen veranstaltet worden sein, außerdem sollen
mehrere Soldaten den Hitlergruß gezeigt sowie Rechtsrock gehört
haben. Die Bundeswehr hat aufgrund der Ermittlungen inzwischen die
bizarren Vorfälle wie das Schweinskopfwerfen bestätigt, während sie
die rechtsradikalen Vorfälle bisher nicht bestätigt, aber weiter
ermittelt.
Ausgangspunkt der Recherchen waren die Angaben einer Augenzeugin.
Sie schildert, dass sie von einem befreundeten Soldaten zu der
Abschiedsfeier auf einer Schießanlage in der Nähe von Stuttgart als
"Hauptpreis" für den Kompaniechef eingeladen wurde. "Hauptpreis"
meint in diesem Fall Sex. Die Frau war damit einverstanden, sollte
kein Geld dafür bekommen. Einige ihrer Angaben kann die Augenzeugin
mit diversen WhatsApp-Nachrichten, Flugtickets etc. belegen. Diese
Nachrichten belegen etwa die Planung der Veranstaltung durch
KSK-Soldaten. "Jetzt haben wir uns überlegt, was können wir für den
Chef machen. Er muss einen Parcours ablaufen. Am Ende bist du dann
sein Preis. Dann darf er dich mit ins Zelt nehmen und ordentlich an
dir austoben. Glaub mir, das wird genau dein Ding", teilte ihr ein
KSK-Soldat mit.
Dieser Parcours sah laut der Bundeswehr, die auf Nachfrage von
"Y-Kollektiv", dem jungen Reportageformat von funk, Radio Bremen und
von dem NDR-Magazin "Panorama" anwesende Soldaten vernommen hat, wie
folgt aus: "Dieser Parcours stand unter dem Motto
'römisch-mittelalterliche Spiele'. Einige Soldaten trugen deswegen
Überhänge, die zu dieser Zeit passen sollten. Zu den Aufgaben zählten
Bogenschießen, das Zerteilen von Melonen und Ananas mit einem
Schwert, das Zerteilen eines Holzstammes mit einer Axt, das Werfen
von Schweineköpfen und das Überwinden einer Hinderniswand."
Der ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe
(SPD), sieht bereits hierin eine zu ahndende Beschädigung des
Ansehens der Bundeswehr : "Was diese Ekel-Rituale angeht, auch die
haben in der Bundeswehr nichts zu suchen, und ganz egal, ob der
Staatsanwalt hier einen Ansatz für eine strafrechtliche Verfolgung
findet, es geht schlichtweg nicht, und deswegen muss hier auch hart
durchgegriffen werden."
Bisher nicht bestätigt sind weitere Aussagen der Augenzeugin. Am
späteren Abend sei ein Song der Band "Sturmwehr" gespielt worden.
"Sturmwehr ist in der rechtsextremen Szene sehr gut vernetzt, das
zeigt sich auch daran, dass sie unter anderem bei den Pressefesten
der Deutschen Stimme, das heißt bei der NPD-Zeitung, aufgetreten
sind", sagt der Rechtsextremismus-Experte Matthias Quent vom Institut
für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena.
Die Schilderungen der Augenzeugin gehen aber noch weiter: "Zum
Refrain wurde mehrfach der Hitlergruß gezeigt. Das lief ganz
euphorisch ab. Der Text war ja bekannt, sie haben mitgegrölt. Der
Ältere hat die anderen quasi noch vorbereitet, was jetzt gleich käme,
nämlich der Refrain, und dass es jetzt doch soweit wäre, die rechte
Hand zu heben. Und genau das haben die vier dann auch gemacht."
Dieser Hitlergruß soll von vier Soldaten gezeigt worden sein,
darunter der Kompaniechef.
Die Bundeswehr schreibt zu den Rechtsradikalismus-Vorwürfen: "Nach
dem bisherigen Ermittlungsstand haben sich ihre Vorwürfe auf
verfassungsfeindliche Äußerungen in Wort, Bild oder Tat nicht
bestätigt. Aufgrund der laufenden Ermittlungen bitte ich um
Verständnis, dass wir zum detaillierten Ermittlungsstand derzeit
keine weiteren Angaben machen können."
Die Augenzeugin hatte sich bereits während der Abschiedsfeier über
die rechten Vorfälle empört und anwesende Soldaten angesprochen.
Diese hätten versucht, das Problem klein zu reden, erzählt sie. "Mir
schien es so, als ob die Loyalität groß gewesen ist. Und dass die
anderen daraus keine große Sache machen wollten. Dass sie versucht
haben, es unter den Teppich zu kehren." Ein befreundeter KSK-Soldat,
der auch vor Ort war, schrieb auf ihre Nachfrage nach der
Abschiedsfeier und den Hitlergrüßen: "Ich gehe nicht konform mit
Hitlergrüßen (...). Ich wusste nicht, wie der Hase läuft."
"Panorama": Donnerstag, 17. August, 21.45 Uhr, Das Erste
Mehr Informationen zur Sendung unter www.Panorama.de
"Y-Kollektiv" auf YouTube: https://www.youtube.com/y-kollektiv
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