(ots) - Einst kämpften die Katalanen gegen den Faschisten
Franco. Heute haben sie ein eigenes Autonomiestatut; das ist nicht
leicht für die Zentralregierung in Madrid, und man kann mit guten
Gründen bezweifeln, ob viel Autonomie in Europa gut ist, oder ob der
Kontinent damit nicht zerfällt. Aber eines ist ganz besonders wichtig
an Tagen wie diesen. Wenn die Katalanen singen: "Wir haben keine
Angst", dann ist das für ganz Europa ein Fels der Hoffnung im Kampf
gegen den Terror. Es geht um Solidarität, und da sind Rituale
bedeutsam. Dass tiefe Erschütterung zum Ausdruck gebracht wird, ist
keine Floskel. Und wenn der deutsche Innenminister erklärt: "Wir
beten mit den Angehörigen", dann ist das mehr als ein
Lippenbekenntnis. Es herrscht, jedenfalls in der westlichen Welt,
kein Ausnahmezustand. Barcelona ist trotz der vielen Toten nicht
Aleppo, und das ist, es mag zynisch klingen, ein wichtiger Vorteil.
Aber es herrschen schon besondere Zeiten, und die erfordern ganz
konkrete Maßnahmen. Die Gesetzeslage scheint, jedenfalls in
Deutschland, sortiert. Man muss Gesetze allerdings auch anwenden
wollen. Das betrifft in Sonderheit die Abschiebung terroristischer
Gefährder. Genauso nötig ist es aber, nicht in jedem muslimischen
Asylbewerber einen Gefährder zu vermuten. Und zu erkennen: Es ist ein
unmöglicher Zustand, dass Flüchtlinge ertrinken. Nicht zuletzt: Der
Anschlag von Barcelona beweist einmal mehr, dass sich Städteplaner
und Architekten rasch viel einfallen lassen müssen, um sensible Orte
effizienter zu schützen. Sicherheit ist auch eine Frage von Geld, von
Planstellen bei der Polizei, bei Richtern und Staatsanwälten, bei
Geheimdiensten, nicht zuletzt auch in der Präventions- und
Integrationsarbeit. Geld, das man tatsächlich nur einmal ausgeben
kann; Prioritäten zu setzen und sie flexibel und stetig zu
überprüfen, ist eine schwierige Kunst, aber alternativlos. Es kann
dann sein, dass der deutsche Bürger fragt, warum das Geld jetzt
gerade für Flüchtlinge ausgegeben wird und nicht für die deutsche
Kita. Solche berechtigten Fragen muss man aushalten und beantworten,
womöglich dahingehend, dass die Kita auch ausländischen Kindern
hilft, später in Deutschland zu arbeiten. Ganz vieles ist Kopfsache
in diesem großen Themengeflecht. Umso erschütternder, dass der
US-Präsident eine völkerrechtswidrige, kriminelle Exekution
muslimischer Gefangner lobpreist, mag sie nun vor 120 Jahren
stattgefunden haben oder nicht. Ein weiteres Zeichen intellektueller
und moralischer Verwahrlosung, ein erneuter Tiefpunkt in der nach
unten offenen Trump-Skala, leider wohl nicht der letzte.
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Alexandra Maus
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