(ots) - Aufgrund der extremen Dürre der vergangenen Monate
sind fast 73.000 Kinder in Kenia akut unterernährt. Wenn nicht
umgehend Nothilfe geleistet wird, sind sie dadurch vom Hungertod
bedroht. Das ergab eine gemeinsame Erhebung zur Ernährungssituation,
die die lokalen Gesundheitsbehörden, UNICEF und neun
Hilfsorganisationen durchgeführt haben.
Die Daten ergaben, dass sich allein in der nordwestlich gelegenen
Turkana-Region der Anteil an akuter Mangelernährung - die
lebensbedrohlichste Form des Hungers - in nur einem Jahr von 2,3% auf
8,3% fast vervierfacht hat. Besonders Kinder sind betroffen. In
Turkana Süd leidet jedes achte Kind unter fünf Jahren an Unternährung
und akuter Mangelernährung. Auch in Ost-Pokot (5,8%), Mandera (5,2%),
Samburu (3,8%) und West-Pokot (3,2%) sind die Raten für
Unterernährung und akute Mangelernährung alarmierend hoch.
Nach der Präsidentschaftswahl vor knapp zwei Wochen fordern die
Hilfsorganisationen die nationalen und lokalen Regierungen
nachdrücklich auf, in gemeinsamer Abstimmung auf die Dürrefolgen zu
reagieren und finanzielle Mittel zur Bekämpfung des Hungers
bereitzustellen. Dies schließt Nahrungsmittelprogramme ein, um die am
meisten Gefährdeten zu erreichen und unnötige Todesfälle zu
verhindern.
"Die Dürre hat zehntausende Familien und Kinder enorm geschwächt
und in Gefahr gebracht. Besonders stark gefährdet sind Kinder unter
fünf Jahren, Schwangere und stillende Mütter", sagte Francis Woods,
Länderdirektor von Save the Children in Kenia. "Das Wahlergebnis muss
als Chance genutzt werden, die Tragödie in vielen Teilen des Landes
abzuwenden. Wir rufen die neue Regierung auf Staats- und
Regionalebene auf, jetzt zu handeln, um zu verhindern, dass Kinder
sterben."
Die Auswertung ergab auch, dass fast 40.000 schwangere Frauen und
Mütter in ganz Kenia unterernährt sind - eine Zunahme um 20%
gegenüber dem vergangenen Jahr. "Familien in einigen der am stärksten
betroffenen Gebiete haben den Großteil ihres Viehbestandes verloren,
ihnen fehlt nun die Nahrungsgrundlage. Viele Menschen müssen von nur
einer Mahlzeit am Tag überleben - wenn die Nahrung dafür reicht.
Viele Mütter können ihre Babys nicht mehr stillen, weil sie selbst
nicht genügend Kalorien zu sich nehmen", erklärt Francis Woods.
Trotz staatlicher Bargeldtransfers können viele Haushalte in der
nördlichen Region des Landes aufgrund des Anstiegs der
Lebensmittelpreise nicht ihren täglich empfohlenen
Nahrungsmittelbedarf decken. Selbst finanziell besser aufgestellte
Haushalte können sich nicht mehr drei Mahlzeiten pro Tag leisten.
"Die internationale Gemeinschaft muss mehr Mittel zur
Unterstützung der kenianischen Regierung und der Hilfsorganisationen
vor Ort bereitstellen, um die bereits sehr gefährliche Situation für
Kenias Kinder und Mütter zu verbessern", sagt François Batalingaya,
Landesdirektor von World Vision in Kenia.
Es besteht das Risiko, dass - wie im benachbarten Somalia - auf
die Mangel- und Unterernährung der Ausbruch von Krankheiten folgt,
weil auch sauberes Trinkwasser fehlt. Besonders Kleinkinder könnten
dann in Verbindung mit Durchfallerkrankungen an Hunger sterben.
Für Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle.
Hintergrundinformationen:
- Die Erhebung wurde in acht Landkreisen mithilfe folgender
Hilfsorganisationen durchgeführt: Aktion gegen den Hunger - Kenia,
Concern Worldwide, Food for the Hungry, International Medical Corps,
International Rescue Committee, Rotes Kreuz Kenia, Save the Children,
Terre des hommes und World Vision.
- Für die Studie wurde die SMART-Methode zur Ernährungsbewertung
verwendet. Sie ergab eine sehr kritische Ernährungssituation (Globale
akute Mangelernährung (GAM) von mehr als 30%) in Zentral-Turkana,
Turkana Süd und North Horr in Marsabit. Die in Turkana erfasste akute
Mangelernährung ist alarmierend und vergleichbar mit den Raten der
Hungerkrise am Horn von Afrika im Jahr 2011. Damals lag die GAM-Rate
in Turkana Süd bei 37%.
- Die Bezirke Marsabit, Wajir und Garissan weisen eine schwere
akute Mangelernährung (SAM) von 2,9%, 2,5% bzw. 1,5% auf. Marsabit
mit den Unterbezirken Laisamis und Marsabit North Horr erreichten
SAM-Raten von 5,3% bzw. 5%.
- Derzeit benötigen 420.674 Kinder im Alter von 6 bis 59 Monaten
und 39.068 Schwangere und stillende Mütter in Kenia eine dringende
Behandlung für akute Mangel- und Unterernährung. Mehr als 3,4
Millionen Menschen sind dringend auf Hilfe angewiesen, im Januar 2017
waren es noch 2,7 Millionen.
- Der Hauptfaktor für den Anstieg der dürrebedingten
Unterernährung ist zum einen eine geringe Vielfalt des
Nahrungsangebots in Haushalten und geringe Vorratsbestände an
Nahrungsmitteln, zum anderen ein Anstieg der Lebensmittelpreise.
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