(ots) - Gerüchte, dass chinesische Autobauer an der
Übernahme von Fiat Chrysler (FCA) interessiert sein könnten, machen
schon länger die Runde. Nun konkretisieren sie sich: Great Wall
Motors, ein Autobauer aus dem Reich der Mitte, ist an den
italoamerikanischen Autobauer herangetreten, um über einen Kauf der
Premiummarke Jeep zu sprechen. Der Aktienkurs zog unmittelbar um 5%
an. FCA dementierte im Eiltempo.
Gründe für das schnelle Dementi kann es viele geben. So wird
gemutmaßt, dass mit der chinesischen Geely, die bereits Volvo
geschluckt hat, eine Komplettübernahme verhandelt werde. Auch könnte
der Argwohn der US-Behörden gegenüber chinesischen Käufern ein Grund
sein. Noch schwerer wiegt aber: Wird Jeep tatsächlich verkauft, kann
der Restkonzern praktisch einpacken. Werden Verhandlungen über das
Filetstück eingeräumt, das laut Analysten mehr als FCA insgesamt wert
ist, sind Gespräche über den Restkonzern zum Scheitern verurteilt.
FCA-Chef Sergio Marchionne ist zuletzt kaum etwas geglückt. Auf
seiner Partnersuche hat er sich GM, Opel, VW und Peugeot an den Hals
geworfen - umsonst. Der Versuch, Alfa Romeo als Premiummarke zu
etablieren, erweist sich als Luftschloss. Die Absatzerfolge der
US-Marken Chrysler und Ram verblassen in der Erinnerung. Trotz hoher
Rabatte ist der US-Absatz dieses Jahr um 7% gesunken.
Nur Jeep macht noch Freude. Die SUV-Premiummarke setzte vor
wenigen Jahren kaum 400000 Autos im Jahr ab - inzwischen sind es 1,4
Millionen. Während das Geschäft in den USA und Europa schwieriger
wird, wurden in China in den ersten sieben Monaten 2017 fast so viele
Jeeps verkauft wie im gesamten Vorjahr. Als globale Marke mit
Potenzial im Reich der Mitte ist Jeep für chinesische Autobauer
hochinteressant.
Der Gedanke, dass Fiat die Marke veräußern könnte, erscheint zwar
irrational. Auszuschließen ist ein Deal um Jeep aber nicht. In
Elektromobilität und autonomem Fahren hinkt FCA weit hinterher. Auch
Jeep kann die starke Position nur halten, wenn Augenhöhe mit den
Oberklasse-Rivalen hergestellt wird. Es wird erwartet, dass sich die
Gewichte in der Automobilindustrie in den nächsten Jahren verschieben
könnten. Auch deshalb investieren BMW, Daimler und Co. Milliarden.
Allein können sich aber weder Chinesen noch FCA aussichtsreich in
Position bringen. Dabei erscheinen die deutschen Rivalen wegen des
Dieselskandals angreifbarer denn je. FCA könnte daher das Irrationale
wagen, um rational eine Chance auf Erfolg zu haben.
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