(ots) - Da mag Bayer noch so große Gelassenheit
demonstrieren: Die wettbewerbsrechtliche Freigabe zur Ãœbernahme von
Monsanto gerät zur Zitterpartie. Zwar kam die Entscheidung der
EU-Kommission, die geplante Fusion einer vertieften Prüfung zu
unterziehen, alles andere als überraschend, würde aus der Fusion doch
der weltgrößte Agrochemiekonzern hervorgehen.
Doch der Hinweis, dass die Kommission bislang noch keine
Stellungnahmen von Marktteilnehmern einholte, kommt schon beinahe
einem Affront gleich. Faktisch reichen den EU-Beamten die in der
Phase I gemachten Zugeständnisse bei weitem nicht aus, um die
"ernsthaften Zweifel an der Vereinbarkeit des Zusammenschlusses mit
der EU-Fusionskontrollverordnung zu zerstreuen".
Um die Übernahme durch die Tür zu bringen, muss Bayer also kräftig
nachlegen. Dabei darf man getrost davon ausgehen, dass die
Leverkusener vieles unternommen haben, um den Segen der Brüsseler
Behörde zu erhalten - neben den US-Behörden wohl die höchste Hürde,
die es im Fusionsvorhaben zu nehmen gilt. Darauf deutet nicht zuletzt
der zeitliche Ablauf hin: Sollte die Freigabe der Fusion ursprünglich
im ersten Quartal beantragt werden, war im Februar von einer
Verschiebung um wenige Wochen die Rede. Letztlich wurde der Antrag in
Brüssel am 30. Juni eingereicht. Das Datum war insofern entscheidend,
als sich Bayer vorgenommen hatte - und daran bis heute festhält - die
Freigabe bis zum Jahresende in Händen zu halten. Dass das enge
zeitliche Korsett nun womöglich gesprengt wird - die EU-Kommission
hat mit der Prüfung (ohne Verlängerung) bis 8. Januar 2018 Zeit -
liegt nicht zuletzt daran, dass die erste Prüfphase schon um zwei
Wochen verlängert werden musste.
Zwar ist es schlussendlich egal, ob die Fusion am 30. Dezember
oder erst am 15. Januar genehmigt wird. Die zeitliche Vorgabe und
ihre mögliche Verfehlung sind jedoch ein klarer Hinweis darauf, dass
sich Bayer die kartellrechtliche Prüfung einfacher vorgestellt hat.
Ganz abgesehen davon, dass sich angesichts der überaus langen
Liste der Bedenken, die die EU-Kommission plagen, an irgendeinem
Punkt für Bayer die Frage stellen muss, wie groß die Auflagen sein
dürfen, damit die Übernahme noch wirtschaftlich ist. Es geht ja
beileibe nicht um Peanuts, sondern um 66 Mrd. Dollar, die Monsanto
kostet. So viel hat bislang kein deutsches Unternehmen für eine
Übernahme ausgegeben. Raum für Interpretation lässt vor diesem
Hintergrund die gestrige Börsenreaktion: Die Aktie legte um 2,4% zu.
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