(ots) -
Nach Jahren rückläufiger und (zu) stark eingebrochener
Bautätigkeit befindet sich der Wohnungsneubau in Deutschland seit
2010 wieder im Aufwind. Im vergangenen Jahr wurden 278.000 Wohnungen
neu errichtet, ein Anstieg von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wie
LBS Research mitteilt, sei der Wohnungsbau damit quantitativ auf dem
richtigen Weg, um perspektivisch die Wohnungsmarktsituation zu
entspannen. Allerdings sei er noch weit entfernt vom tatsächlichen
Neubaubedarf, der auf 350.000 bis 400.000 Wohnungen pro Jahr
geschätzt wird. Dass Deutschland bei der Bautätigkeit noch "Luft nach
oben" habe, verdeutliche auch der Blick über die Grenzen.
Wie LBS Research auf der Grundlage aktueller statistischer Daten
und Informationen von Euroconstruct (ein europäisches Forschungs- und
Beratungsnetzwerk) mitteilt, liegt Deutschland mit einer
Fertigstellungsquote von 3,2 Wohnungen pro 1.000 Einwohner nunmehr im
europäischen Mittelfeld der 19 Euroconstruct-Länder. Viele Jahre
bildete die Bundesrepublik mit einer Quote von unter 2 das
Schlusslicht in Europa.
Wie die LBS-Experten hervorheben, zeige der Blick über die
Grenzen, dass in vielen europäischen Ländern - bezogen auf die
Bevölkerungszahl - immer noch deutlich mehr gebaut wird als in der
wirtschaftsstärksten Volkswirtschaft Europas. So lag 2016 die
Wohnungsbauintensität in Polen und Belgien fast um ein Drittel, in
Frankreich und Schweden um fast zwei Drittel und in der Schweiz und
Norwegen um das Doppelte höher als hierzulande. Drei Wohnungen pro
1.000 Einwohner und mehr seien eher als "normal" einzustufen, wie z.
B. auch in den Niederlanden, das Deutschland mit einer Quote von 3,7
weiterhin übertrifft, so die Experten der LBS.
Leicht unter der "Norm" mit einer Wohnungsbauintensität zwischen
2,9 und 2,5 liegen Irland, die Slowakei, Dänemark und Großbritannien.
Dies reiche dort jedoch aus, um den Ersatzbedarf zu decken und den
Wohnungsbestand nicht allzu sehr altern zu lassen. Deutlich weniger
als 2 Wohnungen pro 1.000 Einwohner wurden in den von der Finanz- und
Staatsschuldenkrise besonders betroffenen Ländern Italien und Spanien
fertiggestellt. Das Schlusslicht bildete 2016 Portugal mit einer
Quote von 0,6.
Traditionell wagen nach Informationen von LBS Research die
Forscher zugleich einen Blick in die Zukunft. Nach dieser Prognose
dürften 2017 die Neubauzahlen (einschließlich genehmigungspflichtige
Um- und Ausbauten und neu errichtete Wohnungen in Nichtwohngebäuden)
hierzulande weiter ansteigen, und zwar um 13 Prozent auf 315.000 neu
gebaute Wohnungen. Nach der Prognose der Bauexperten des
ifo-Instituts (es vertritt Deutschland bei "Euroconstruct") würde die
Quote damit leicht auf 3,3 fertiggestellte Wohnungen pro 1.000
Einwohner steigen. Am europäischen Ranking würde dies allerdings
zunächst nichts ändern: Deutschland würde auch weiterhin nur eine
Position im Mittelfeld einnehmen, da sich nach der Prognose die
meisten Länder im oberen Feld bezüglich ihrer Bauintensität ebenfalls
verbessern. Besonders hohe Fertigstellungsquoten mit Werten über 6
sagen die Euroconstruct-Experten für die Länder Schweden, Schweiz und
Norwegen voraus.
Besonders kräftig fällt laut Aussage von LBS Research dabei der
Anstieg der Wohnungsfertigstellungen für Schweden aus, das aus einer
Position im Mittelfeld (mit einer Quote von nur 2,8 Wohnungen pro
1.000 Einwohner im Jahr 2013), bereits 2016 ins obere Drittel
vorrückte (mit einer Quote von 5,3) und sich 2017 mit einer
Bauintensität von 6,5 an die Spitze des Rankings katapultieren soll.
In Schweden, so die Erklärung der Immobilienexperten, hätten niedrige
Zinsen, eine hohe Wohnraumnachfrage - auch aufgrund einer steigenden
Zuwanderung - sowie steigende Einkommen zu einer spürbaren Belebung
der Bautätigkeit geführt. Hinzu käme die Umsetzung wichtiger
Reformen. So seien beispielsweise die Genehmigungsverfahren
beschleunigt, regionale Auflagen zurückgestutzt und der
Mietwohnungsmarkt schrittweise dereguliert worden, so dass sich die
Anreize für den Wohnungsbau deutlich verbesserten.
In Deutschland gibt es bezüglich der Nachfragesituation und der
Rahmenbedingungen zwar eine ähnliche Ausgangslage. Allerdings
bestehen nach Einschätzung der LBS-Experten hierzulande immer noch zu
viele Hemmnisse, die den Wohnungsneubau bremsen. Dazu gehören hohe
Baukosten aufgrund vieler Vorschriften und Auflagen, eine
zurückhaltende Baulandausweisung und eine in der Bevölkerung fehlende
Akzeptanz für die Entwicklung neuer großer Wohngebiete. Für private
Erwerber komme hinzu, dass sie sich aufgrund gestiegener Preise in
Ballungsräumen häufig kein Wohneigentum mehr leisten können.
Gleichzeitig habe sich der Staat aus der Wohneigentumsförderung
zurückgezogen und Belastungen, etwa bei der Grunderwerbsteuer,
erhöht.
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