(ots) - Zum Abschluss seiner zehntägigen Segeltour "NABU
macht Meer" auf Nord- und Ostsee hat der NABU einen raschen
Kurswechsel in der Meerespolitik gefordert. Die Hälfte der
Meeresschutzgebiete muss ohne wirtschaftliche Nutzung bleiben und
eine eigene Meeresschutzbehörde aufgebaut werden. Auch muss es
endlich wirksame Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung durch den
Schiffsverkehr auf See und in Hafenstädten geben, so die Bilanz der
Umweltschützer zum Abschluss der Segeltour. Zehn Tage und fast 250
Seemeilen waren NABU-Mitarbeiter und Wissenschaftler mit dem
Traditionsschiff "Ryvar" von Warnemünde, über Fehmarn, Kiel und
Cuxhaven nach Hamburg unterwegs. Neben einzigartigen Naturmomenten,
konnte die NABU-Crew die weit fortgeschrittene Industrialisierung der
beiden Meere dokumentieren.
"Offshore-Industrie, Fischerei, Schifffahrt oder Plastikvermüllung
- die Belastungen der Nord- und Ostsee sind allgegenwärtig und
überfordern die marinen Ökosysteme. Es ist höchste Zeit, dass die
Politik den Schalter umlegt und anfängt, den fortschreitenden
Artenverlust an unseren Küsten zu stoppen. Wir fordern als einen
ersten Schritt, dass mindestens 50 Prozent der Meeresschutzgebiete
nutzugsfrei werden, Grundschleppnetze, Windparks und Pipelines passen
nicht zu den Zielen von Schutzgebieten", sagte
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller am Freitag in Hamburg.
Nach Roter Liste gelten bereits ein Drittel der Arten und
Lebensräume in Nord- und Ostsee als bedroht. "Im Gerangel der
föderalen und wirtschaftlichen Interessen laufen wir Gefahr, die
Schätze an unseren Küsten zu verlieren. Wir brauchen eine
institutionelle Stärkung des Meeresschutzes in Deutschland. Wir
brauchen eine dem Bundesumweltministerium nachgeordnete
Meeresschutzbehörde, welche die auf Nutzungsinteressen ausgerichtete
maritime Koordinationsstelle ersetzt. Hier müssen Kapazitäten und
Kompetenzen für den effektiven Schutz und eine nachhaltige,
wirtschaftliche Entwicklung gebündelt werden", so Miller weiter.
Hamburg hat als Hafenstandort eine große Verantwortung für den
internationalen Meeresschutz. Als Knotenpunkt des Seeverkehrs gilt
es, die Hafenpolitik und die maritime Wirtschaft neu auszurichten und
insbesondere das große Problem der Schiffsemissionen anzugehen.
"Immer noch fahren Schiffe mit dreckigem Schweröl und die Branche
verpasst es, die Weichen für innovative Schiffsantriebe, saubere
Kraftstoffe und effektive Abgasreinigung zu stellen", so Malte
Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg. Unter Segeln führte
der NABU eigene Untersuchungen zu ultrafeinen Rußpartikeln durch. Im
Bereich der Elbmündung wurden dabei 200fach erhöhte Werte gegenüber
der Hintergrundbelastung gemessen.
Unterstützt von Wissenschaftlern der Hochschule Magdeburg-Stendal
und dem Institut für Technische und Angewandte Physik, die an Bord
Untersuchungen zur Belastung durch Mikroplastik und Unterwasserschall
durchführten, setzte der NABU in den vergangenen zwei Wochen ein
Zeichen für den Schutz der Meere. In den Häfen informierte der NABU
über aktuelle Forschungen und meerespolitische Entwicklungen und lud
zu Fachgesprächen und Podiumsdiskussionen ein. Beim "Open Ship"
trafen sich Naturschützer mit Vertretern aus Politik und Behörden, um
Lösungen für die drängenden Mensch-Meer-Konflikte zu entwickeln. "Das
große Engagement der vielen Aktiven aus Haupt- und Ehrenamt macht
Mut. Es bedarf unser aller Anstrengungen, um Schweinswalen und
Sterntauchern, Weichkorallen und Seegraswiesen an unseren Küsten eine
sichere Zukunft zu geben. Die Nord- und Ostsee sind den Menschen in
Deutschland wichtig. Das muss die Politik jetzt verstehen, erst recht
vier Wochen vor der Bundestagswahl", so NABU-Bundesgeschäftsführer
Leif Miller.
Informationen zur Segeltour auf www.nabumachtmeer.de
Kostenfreie Pressefotos: www.NABU.de/pressebilder_nabumachtmeer
Mehr zur Arbeit des NABU für Nord- und Ostsee auf
www.NABU.de/meeresschutz
Pressekontakt:
Dr. Kim Cornelius Detloff, NABU Bundesverband, Leiter Meeresschutz,
Mobil: 0152-09202205, E-Mail: Kim.Detloff(at)NABU.de
Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik NABU Hamburg, Mobil: 0173-937 32
41, E-Mail: siegert(at)NABU-Hamburg.de
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