PresseKat - Börsen-Zeitung: Dax in der Warteschleife, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Börsen-Zeitung: Dax in der Warteschleife, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

ID: 1523737

(ots) - Die Quartalsberichtssaison ist gelaufen, eine
gute Gelegenheit für die Politik, sich das Zepter an den
Aktienmärkten wieder zurückzuholen und für Verunsicherung zu sorgen.
Nein, es geht nicht um die anstehende Bundestagswahl - jeder kennt
unsere nächste Bundeskanzlerin. Die Störfeuerquelle Nummer 1 ist
längst nicht mehr in Europa zu suchen, sondern in den USA. Donald
Trump bleibt nicht nur die anfangs erwarteten positiven Impulse für
die amerikanische Wirtschaft und die Aktienmärkte schuldig, sondern
wird immer mehr zu einem starken Belastungsfaktor für die
Aktienmärkte. Der vorläufige traurige Höhepunkt aus Sicht der
Marktteilnehmer: Der US-Präsident drohte in der abgelaufenen Woche
damit, es zum sogenannten "Government Shutdown", dem bei Erreichen
der Schuldenobergrenze einsetzenden Stillstand der Administration,
kommen zu lassen, falls ihm der Kongress nicht die für den Bau der
Mexiko-Mauer benötigten 21 Mrd. Dollar bewilligt.

Euro weitgehend ausgereizt

Das ist kaum ein Umfeld, in dem sich der Dax so schnell aus seiner
seit Wochen anhaltenden Flaute befreien kann. Zumal das Washingtoner
Chaos den Dollar belastet. Mit zurzeit 1,1870 Dollar hat der Euro in
diesem Jahr bereits um 13% zugelegt, eine Entwicklung, die an den
Ergebnisperspektiven der Unternehmen nagt. Allerdings muss das nicht
zwangsweise bedeuten, dass der Index nun unter Druck geraten wird. Es
scheint eher unwahrscheinlich, dass Trump seine Drohung wahr macht,
es sei denn, er wollte sein eigenes politisches Aus vorbereiten.
Darüber hinaus könnte das Aufwärtspotenzial des Euro weitgehend
ausgereizt sein. Zudem können die politischen Risiken Europas trotz
der aktuellen Ruhe nicht abgehakt werden. Insbesondere Italien könnte
vor der im kommenden Jahr anstehenden Parlamentswahl wieder für
Unruhe sorgen. Zudem sind die Marktteilnehmer in einem schon lange




nicht mehr gesehenen Ausmaß im Dollar short positioniert.

Die DZ Bank glaubt, dass die vom Euro ausgehenden Belastungen
nicht sehr hoch zu veranschlagen sind. "Die Sorgen des Marktes, dass
der starke Euro die Exportgeschäfte der Dax-Unternehmen bremsen wird,
teilen wir nicht." Zwar bremse der höhere Euro-Kurs zweifellos auf
einigen Auslandsmärkten, die globale Konjunkturerholung und besonders
die wirtschaftliche Verbesserung in Europa überwögen jedoch mit ihren
positiven Effekten. Mit Blick auf die kommenden Monate scheine es
noch genügend Treiber für einen Anstieg der Unternehmensgewinne zu
geben. Auch werde der Euro im weiteren Jahresverlauf wahrscheinlich
kaum noch weiter aufwerten. Auch wegen der Bewertungslage ist das
Institut zuversichtlich. "Dank des überdurchschnittlichen
Gewinnwachstums der Unternehmen und der hohen Dividendenattraktivität
im Vergleich zu anderen Indizes (3,3% für das Geschäftsjahr 2017)
schätzen wir die Kursperspektiven des Index positiv ein." Zunächst
sei aber nicht damit zu rechnen, dass Anleger am Aktienmarkt eine
Rally nach oben verpassen. "Durch Zuflüsse von ausländischen Käufern
könnte der Dax in den kommenden Monaten dann stärker an Fahrt
aufnehmen, realistischerweise dürften insbesondere ausländische
Investoren noch die Ergebnisse der Bundestagswahl abwarten."

Nach Einschätzung der Commerzbank wird die Euro-Stärke durchaus
ihren Tribut am Aktienmarkt fordern. In den vergangenen Wochen hätten
die Analysten ihre Erwartungen für die nächste Dax-Dividendensaison
weiter nach oben angepasst: Derzeit gehe der Markt davon aus, dass 27
der 30 Dax-Unternehmen ihre Dividende anheben werden. Die
Dax-Dividendensumme solle mit 35,4 Mrd. Euro 12% höher sein als die
Ausschüttungen für das Geschäftsjahr 2016. Haupttreiber für diese
positive Entwicklung der Dividenden sei die gute Verfassung der
Weltwirtschaft, die wiederum durch das weltweit starke Wachstum der
Geldmenge M 1 unterstützt werde. Störfeuer für den
Dax-Dividendenausblick komme allerdings vom starken Euro, der
gegenüber dem US-Dollar, dem britischen Pfund und dem chinesischen
Yuan im vergangenen Quartal um 5% aufgewertet habe. Dies
verschlechtere die Exportaussichten für den größten deutschen
Exportmarkt USA (110 Mrd. Euro Warenexporte in den vergangenen zwölf
Monaten), den drittgrößten Markt Großbritannien (85 Mrd. Euro) und
den fünftgrößten Markt China (81 Mrd. Euro). In der Folge seien im
vergangenen Quartal die Gewinnerwartungen für 2017 für 19 der 30
Dax-Unternehmen nach unten angepasst worden. Früher oder später werde
dies auf die Dividendenprognosen durchschlagen.



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Datum: 25.08.2017 - 20:40 Uhr
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