(ots) - Man traut seinen Ohren nicht: Jod-Tabletten werden
verteilt, schon mal vorsorglich. Falls es zu einem "atomaren
Ernstfall" kommt. Auf Deutsch: zu einer Kernschmelze. Wie 1986 in
Tschernobyl. Aber diesmal geht es nicht um Tschernobyl, sondern um
Belgien. Dort gibt es das Atomkraftwerk Tihange. Und das ist offenbar
ein Schrottreaktor, eine Gefahrenquelle erster Ordnung. Von tausenden
Mikrorissen ist die Rede. Und davon, dass sich die Bundesregierung
bislang vergeblich bemühte, diesen Gefahrenherd zumindest vorläufig
stilllegen zu lassen. Tihange ist kein Einzelfall. Traurige
Berühmtheit erlangt seit geraumer Zeit auch der französische Reaktor
Cattenom.
Tschernobyl, das war insofern Schicksal, als kein Mensch im Westen
die damalige Sowjetunion dazu bringen konnte, wenigstens zu versuchen
den Reaktor auf besserem Stand zu halten oder ihn gar abzuschalten.
Aber Tihange und Cattenom - Belgien und Frankreich, sind wir denn
nicht alle irgendwie zumindest ein bisschen EU? Und befreundete
Nationen? Niemand will Öl ins Feuer gießen oder den Teufel an die
Wand malen, aber was nutzt da die ganze Völkerfreundschaft, wenn sie
nicht einmal dazu reicht, Schrottreaktoren aus dem Verkehr zu ziehen,
damit nicht beim Freund und Nachbarn Jodtabletten verteilt werden
müssen? Die Freundschaft reicht im Übrigen auch nicht, sich auf eine
gemeinsame Flüchtlingspolitik zu einigen - das ist eine andere
Geschichte, aber genauso traurig und skandalös. Das Ganze ist
grotesk. Tut irgendjemand was Sinnvolles in dieser Lage? Etwas, das
über - gut gemeinte - Jodtabletten hinausgeht?
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