(ots) - Wenn es um milliardenschwere Transaktionen geht,
ist die Darmstädter Merck ganz vorne mit dabei. Das haben nicht
zuletzt die 17 Mrd. Dollar belegt, die das Dax-Unternehmen vor drei
Jahren für den Laborausrüster Sigma-Aldrich lockergemacht hatte. Wenn
es aber um die Neuordnung des Portfolios geht, dann ist die familiär
dominierte Gruppe eher zurückhaltend.
So geht Merck seit vielen Jahren bekanntlich einen anderen Weg als
Rivalen und hält daran fest, Chemie und Pharma unter einem Dach zu
managen. Dem Vorstand geht es vorwiegend um Risikodiversifizierung
und nicht darum, sich bei Investoren als ganz clean und aufs
Kerngeschäft fokussiert zu profilieren. Und das muss Merck auch
nicht, denn die Familiengesellschafter, die 70 Prozent halten, haben
ihr Vermögen in der Firma konzentriert. Folglich diversifiziert Merck
in der Palette der Aktivitäten.
Und die heißen heute längst nicht mehr Pharma und Chemie, sondern
auf gut Südhessisch Healthcare als größte Division, Life Science
(Produkte und Dienstleistungen für Forschung und Analyse) und
Performance Materials (unter anderem Flüssigkristalle und
OLED-Materialien für Displays, Materialien zur Produktion von
integrierten Schaltkreisen). Dabei hat diese kleinste Sparte die mit
Abstand höchste operative Marge.
Zehn Jahre ist es her, dass Merck ihr Generikageschäft an Mylan
für 4,7 Mrd. Euro verkauft hat. Nun setzt CEO Stefan Oschmann, der
zuvor die Pharmasparte des Konzerns geleitet hatte, bei einem Teil
von Healthcare das Skalpell an: Es werden "strategische Optionen" für
das Geschäft mit rezeptfreien Mitteln "geprüft". Im Klartext: Die
Tage dieser Sparte sind gezählt. Denn im Vergleich mit anderen
Anbietern ist sie arg klein, und das eher skaleneffektgetriebene
Geschäft mit OTC-Produkten passt nicht zu Oschmanns strategischen
Zielen für Merck, nachdem die Darmstädter sich nach jahrelanger
Durststrecke und zahlreichen Fehlschlägen mit neuen
verschreibungspflichtigen Medikamenten zuletzt stärker zurückgemeldet
haben.
Für Merck wird es zunehmend schwieriger, die Einheit zu
finanzieren, um die nötige Größe zu erreichen, zumal der
Schuldenabbau Vorrang hat. Merck ist auf dem Weg, sich zu einem
Wissenschafts- und Technologieunternehmen zu entwickeln - was
zugegebenermaßen auch besser klingt als Pharma plus Chemie. Die
Trennung vom Konsumentengeschäft sowie zuvor der Verkauf der
Biosimilars wird Merck mit behutsamen Schritten auch bei
nichtfamiliären Investoren attraktiver machen.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: B?rsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell