(ots) -
Dieses Projekt wurde im Auftrag der Aufarbeitungskommission
erstellt.
Anmoderationsvorschlag: Sexuell missbraucht zu werden, ist wohl
eine der schlimmsten Erfahrungen, die ein Kind machen muss. Umso
erschreckender sind die Zahlen der WHO, die davon ausgeht, dass
allein in Europa rund 18 Millionen Minderjährige von sexueller Gewalt
betroffen sind. Auf Deutschland übertragen, wären das rund eine
Million Mädchen und Jungen - also pro Schulklasse etwa zwei Kinder.
Welche Bedingungen tragen dazu bei, dass sexueller Missbrauch möglich
ist und wie kann man ihn verhindern? Damit beschäftigt sich die
Aufarbeitungskommission. Mario Hattwig berichtet.
Sprecher: Die unabhängige Kommission hört Menschen an, die in
ihrer Kindheit, in der DDR oder auch Westdeutschland, sexuell
missbraucht wurden - in Familien, in Heimen, im Sportverein oder in
der Schule. Zuhören und Glauben sind die wichtigsten Aufgaben der
Aufarbeitungskommission, so die Vorsitzende Sabine Andresen.
O-Ton 1 (Sabine Andresen, 18 Sek.): "Betroffenen Menschen wurde
und wird häufig nicht geglaubt. Und uns erzählen Betroffene, dass sie
vom Täter gezwungen wurden, das Geheimnis zu bewahren und als Kind
wurde ihnen von den Tätern auch schon Verantwortung und damit Schuld
gegeben. Das sind die Gründe, warum das Sprechen häufig bis ins
Erwachsenenalter so schwer fällt."
Sprecher: Betroffene können sich telefonisch oder per E-Mail an
die Kommission wenden und in vertraulichen oder öffentlichen
Anhörungen von ihren Erlebnissen berichten oder sich einfach alles
von der Seele schreiben. Viele tun das auch, um mit ihrer Geschichte
Kindern von heute zu helfen.
O-Ton 2 (Sabine Andresen, 22 Sek.): "Welche Strukturen haben mit
dazu beigetragen, dass Kinder Missbrauch erlebt haben, dass dieser
Missbrauch nicht beendet wurde durch verantwortungsvoll handelnde
andere Erwachsene? Und wir schauen uns genauer an, welche
Unterstützungsmöglichkeiten denn nicht vorhanden waren und was wir
daraus lernen können, um heute Kinder und Jugendliche besser zu
schützen."
Sprecher: 2016 hat die Kommission ihre Arbeit aufgenommen, weit
über tausend Anmeldungen für Anhörungen bekommen und einen ersten
Zwischenbericht vorgelegt. Hier war einer der Schwerpunkte sexueller
Kindesmissbrauch in der Familie, so Andresen.
O-Ton 3 (Sabine Andresen, 28 Sek.): "Wir richten einen nächsten
Fokus auf Aufarbeitung von Missbrauch in der DDR und werden dann, im
Jahr 2018, unter anderem uns schwerpunktmäßig beschäftigen mit
sexuellem Kindesmissbrauch in Kirchen. Wir hoffen natürlich und
werden mit der Politik auch ins Gespräch kommen, das Aufarbeitung
sexuellen Kindesmissbrauchs über 2019 hinaus weiter durchgeführt
wird, denn das ist ganz zentral."
Abmoderationsvorschlag: Weil sich schon so viele Betroffene bei
der Aufarbeitungskommission für eine vertrauliche Anhörung gemeldet
haben, kann sie momentan keine weiteren Anmeldungen annehmen. Die
Kommission setzt sich sehr dafür ein, dass weitere Anhörungen in 2019
durchgeführt werden können. Es gibt aber weiterhin die Möglichkeit,
die eigene Geschichte aufzuschreiben und der Kommission zu schicken.
Alle Infos dazu finden Sie im Internet unter
www.aufarbeitungskommission.de.
Pressekontakt:
Kirsti Kriegel
Pressesprecherin
Büro der Unabhängigen Kommission
zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs
Kapelle-Ufer 2, 10117 Berlin
Postanschrift: Postfach 110129, 10831 Berlin
Tel. 030 18555 1571
Fax. 030 18555 4 1571
kirsti.kriegel(at)ubskm.bund.de
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