(ots) -
- R+V-Studie zeigt: Deutsche reagieren mit großer Sorge auf
aktuelle Sicherheitsprobleme - viele Ängste weiterhin
überdurchschnittlich hoch
- Gestiegen: Ängste vor Naturkatastrophen und Schadstoffen in
Nahrungsmitteln
- Auf Rekordtief: Furcht vor Arbeitslosigkeit und schlechter
Wirtschaftslage
- Kurz vor der Bundestagswahl: Angst vor Ãœberforderung der
Politiker sinkt
Islamistische Anschläge in Berlin, London und Barcelona, immer
mehr rechte und linke Extremisten und der nicht enden wollende Strom
verzweifelter Flüchtlinge nach Europa: Die aktuellen Probleme lösen
bei den Deutschen große Ängste aus - so das Ergebnis der
repräsentativen Umfrage "Die Ängste der Deutschen 2017" des
Infocenters der R+V Versicherung. "Die Angst vor Terroranschlägen
liegt mit deutlichem Abstand auf Platz eins und erreicht mit über 70
Prozent einen der höchsten Werte, der jemals in der Langzeitstudie
gemessen wurde", so Brigitte Römstedt, Leiterin des R+V-Infocenters,
bei der heutigen Pressekonferenz in Berlin.
Zum 26. Mal hat das R+V-Infocenter rund 2.400 Menschen nach ihren
größten Sorgen rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und
Gesundheit befragt. Wie im vergangenen Jahr belegen die Ängste vor
Terror (71 Prozent) und politischem Extremismus (62 Prozent) die
Spitzenplätze. 61 Prozent der Bundesbürger befürchten, dass es durch
den weiteren Zuzug von Ausländern zu Spannungen zwischen den
Deutschen und den bereits hier lebenden Ausländern kommen könnte -
Platz drei der aktuellen Studie.
Trotz leichtem Rückgang: Deutsche haben große Angst
Die meisten Ängste sind gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen.
Dadurch ist auch der Angstindex - der Durchschnitt der abgefragten
Sorgen - im Vergleich zu 2016 gesunken (um 6 Prozentpunkte auf 46
Prozent). Daraus zu schließen, dass die Deutschen 2017 sorglos sind,
wäre jedoch falsch. "Wer dieses Ergebnis kurzfristig betrachtet,
bekommt ein verzerrtes, ja sogar ein irreführendes Bild", so
Professor Dr. Manfred G. Schmidt, Politologe an der Universität
Heidelberg und Berater des R+V-Infocenters. "Im Licht des mittel- und
langfristigen Wandels betrachtet sind die Top-Ängste 2017 sehr hoch
und liegen weit über dem üblichen Niveau."
Das untermauert auch ein Blick in den Langzeitvergleich. 2017
überspringt fast die Hälfte der abgefragten 20 Sorgen die
50-Prozent-Marke - deutlich mehr als in den meisten Studien zuvor.
Vier Ängste erreichen sogar den zweithöchsten Wert seit Beginn der
Umfrage: Weit überdurchschnittlich viele Bürger fürchten sich in
diesem Jahr vor Terror, Extremismus, Spannungen durch den weiteren
Zuzug von Ausländern und vor Schadstoffen in Nahrungsmitteln.
Unvermindert hoch ist mit 57 Prozent auch die seit drei Jahren
abgefragte Angst vor der Überforderung von Bürgern und Behörden durch
die große Zahl der Flüchtlinge.
Besorgniserregend: Naturkatastrophen und Schadstoffe in
Nahrungsmitteln
Zwei Ängste sind in diesem Jahr größer als 2016 - beide betreffen
die Umwelt. Noch bevor der jüngste Lebensmittelskandal mit den
Fipronil-belasteten Eiern öffentlich wurde, befürchteten 58 Prozent
der Deutschen, dass Nahrungsmittel immer stärker mit Schadstoffen
belastet sein könnten (Platz fünf, plus 1 Prozentpunkt). Von 52 auf
56 Prozent gestiegen ist die Angst vor Naturkatastrophen (Platz
sieben). Dieses Ergebnis resultiert im Wesentlichen aus einem
sprunghaften Anstieg von 13 Prozentpunkten im Osten (Ost: 54 Prozent;
West: 56 Prozent). "Damit ist diese Sorge in Ost und West
mittlerweile fast gleich hoch - im Unterschied zu früher: In der
Vergangenheit beschäftigten 'grüne' Themen die Westdeutschen meist
deutlich mehr. Dazu gehört auch die Angst vor vermehrten
Wetterextremen wie Stürme, Starkregen, Hagel und Überschwemmungen",
erklärt Römstedt.
Euro-Schuldenkrise: Kostspielig für deutsche Steuerzahler
Erhebliche Sorgen bereitet den Deutschen weiterhin die
Schuldenkrise in etlichen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Die
Befürchtung, dass die deutschen Steuerzahler für überschuldete Länder
zur Kasse gebeten werden, bleibt mit 58 Prozent hoch (Platz vier im
Ranking) - auch wenn sie gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozentpunkte
gesunken ist. "Eine realistische Sicht", kommentiert Professor
Schmidt. "Aufgrund seiner Wirtschaftskraft und Bonität kommen bei der
Euro-Rettungspolitik hohe Zahlungsverpflichtungen auf Deutschland zu,
die Bundesrepublik haftet überproportional."
Vor der Wahl: Weniger Sorgen um Ãœberforderung der Politiker
"Die Angst vor einem Kontrollverlust des Staates ist weiterhin
groß und manifestiert sich auch in der Beurteilung der Politiker", so
Professor Schmidt. Wie im vergangenen Jahr zweifelt die Mehrheit der
Deutschen daran, dass die Volksvertreter ihren Aufgaben gewachsen
sind - allerdings mit einem Rückgang von 10 Prozentpunkten. Mit 55
Prozent rangiert die Furcht vor Ãœberforderung der Politiker in diesem
Jahr auf Platz acht. Bemerkenswert: Zum zweiten Mal in Folge sinkt
diese Angst vor einer Bundestagswahl. Das war in früheren
Wahlkampfzeiten anders.
Leicht verbessert haben sich 2017 auch die Schulnoten, mit denen
die Befragten die Arbeit der Politiker bewerten konnten - von
durchschnittlich 4,2 auf 3,9. "Dennoch ist das Urteil für die
politische Klasse wenig schmeichelhaft", konstatiert der Politologe.
"Und: Nur knapp 9 Prozent der Deutschen stellen den Politikern ein
positives Zeugnis aus und bewerten ihre Arbeit mit 'sehr gut' oder
'gut'. Fast jeder dritte Befragte (30 Prozent) straft sie hingegen
mit 'mangelhaft' oder 'ungenügend' ab."
Wirtschaftliche Sorgen auf Rekordtief
Geringer als je zuvor im Verlauf der Langzeitstudie sind die
Ängste vor Arbeitslosigkeit und einer Verschlechterung der
Wirtschaftslage. Mit 17 Prozentpunkten am stärksten gesunken ist die
Befürchtung, dass die Arbeitslosenzahlen in Deutschland ansteigen
könnten. Sie liegt mit 26 Prozent auf dem vorletzten Platz. Fast
ebenso gering ist die Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs (minus
11 Prozentpunkte auf 27 Prozent). Die Furcht vor einem Abwärtstrend
der Wirtschaft ist um 15 Prozentpunkte auf 37 Prozent abgesackt - und
damit ebenfalls auf Rekordtief. Professor Schmidt deutet den Rückgang
der wirtschaftlichen Sorgen als "Stimmungsaufheller, der mit der
wirtschaftspolitischen Großwetterlage zusammenhängt. Die deutsche
Wirtschaft boomt und sorgt dafür, dass die Arbeitslosenquote auf den
niedrigsten Wert seit über 25 Jahren sinkt."
Weitere Ergebnisse der R+V-Studie in Kurzform:
- Trotz der anhaltend kritischen Berichterstattung über die
Politik von US-Präsident Donald Trump reagieren die Deutschen
ziemlich gelassen: Nur rund ein Drittel (34 Prozent) befürchtet,
dass Deutschland mit den USA einen wichtigen Bündnispartner
verlieren könnte. Das zeigt eine Sonderbefragung zur
diesjährigen Ängste-Studie.
- 52 Prozent der Bundesbürger haben große Angst davor, im Alter
pflegebedürftig zu werden. Da aktuelle Themen diese Sorge
überschatten, liegt sie allerdings nur auf Platz neun im
Ranking.
- Obwohl die Verbraucherpreise leicht anziehen, belegt die Angst
vor steigenden Lebenshaltungskosten - viele Jahre lang
unangefochten auf Platz eins - jetzt mit 50 Prozent nur noch auf
Rang zehn im bundesweiten Ranking.
- Schlusslicht ist wie immer die Furcht vor dem Zerbrechen der
Partnerschaft. Sie rangiert mit 17 Prozent deutlich hinter allen
anderen Ängsten.
- Die Intensität der Ängste in Ost und West ist inzwischen nahezu
identisch. 2017 gibt es nur einen gravierenden Unterschied: 59
Prozent der Ostdeutschen befürchten, dass die
Lebenshaltungskosten steigen, im Westen sind es 48 Prozent.
- Traditionell machen sich Frauen mehr Sorgen als Männer - so auch
2017. So lösen beispielsweise Bedrohungen durch Terroristen bei
Frauen größere Ängste aus (Frauen: 75 Prozent, Männer: 66
Prozent). Auch vor Krankheit (Frauen: 53 Prozent, Männer: 41
Prozent) und Pflegebedürftigkeit (Frauen: 57 Prozent, Männer: 48
Prozent) fürchten sich die Frauen deutlich mehr.
Alle Ergebnisse unter www.die-aengste-der-deutschen.de
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