(ots) - Die schulische Bildung vernachlässigt die
Vermittlung von Medien- und Nachrichtenkompetenz: Lehrpläne greifen
die Medienrealität der Schüler kaum auf, Schulbücher hinken dem
Medienverhalten der Jugendlichen hinterher, künftige Lehrerinnen und
Lehrer erwerben in ihrem Studium wenig Nachrichtenkompetenz und
befassen sich wissenschaftlich weder mit Journalismus in digitalen
Medien, noch mit den allgegenwärtigen sozialen Netzwerken. Zu diesen
Befunden kommt die Studie "Nachrichtenkompetenz durch die Schule" der
TU Dresden im Auftrag der Stiftervereinigung der Presse.
Die Kommunikationswissenschaftler Lutz M. Hagen, Anja Obermüller
und Rebecca Renatus untersuchen hier die Voraussetzungen für eine
medien- und nachrichtenkompetente Schulbildung, bei der es darum
geht, journalistische Inhalte zu verstehen, kritisch zu beurteilen
und effektiv zu nutzen. Dazu analysierten die Forscher die Vorgaben
der Kultusministerkonferenz, die Lehrpläne aller Bundesländer, die
einschlägigen Schulbücher sowie Studienordnungen für das
Lehramtsstudium. Ergänzend befragten sie künftige Lehrer zu ihren
medienpädagogischen Kompetenzen.
Auslöser für dieses umfangreiche Forschungsprojekt waren
wissenschaftliche Befunde, wonach eine zunehmende Anzahl von Schülern
sich ausschließlich in sozialen Netzwerken über Politik informiert,
ohne zu unterscheiden, ob die Informationen von einem professionellen
Medienhaus stammen oder von einer PR-Agentur, ob es sich um einen
Blog oder einen Social Bot handelt.
Vor diesem Hintergrund kommt der Nachrichtenkompetenz, also der
Fähigkeit, journalistische Informationen versiert für die eigene
Orientierung zu nutzen, erhöhte Bedeutung zu. Doch in der Schule wird
sie wenig vermittelt. In den KMK-Vorgaben kommt Nachrichtenkompetenz
fast nicht vor. Zwar nimmt die Mehrheit der Unterrichtsvorgaben der
Lehrpläne Bezug zu Medien im Allgemeinen. Einen speziellen Fokus auf
journalistische Angebote und Inhalte setzen allerdings nur 43 Prozent
der Lehrpläne. In den 339 untersuchten Lehrbüchern gibt es, wenn
überhaupt, nur kurze Ausführungen. Auch hier kommt die
Nachrichtenvermittlung über soziale Netzwerke oder Blogs kaum vor. In
den untersuchten Lehramts-Studiengängen spielt Nachrichtenkompetenz
fast keine und Medienkompetenz nur eine geringe Rolle. Die
Befragung der Studierenden zeigt unter anderem: Etwa 40 Prozent
glauben, dass ein Pressebericht über ein Bundesministerium vor der
Veröffentlichung vom Ministerium genehmigt werden muss. Nur ein
Drittel wusste, dass Journalisten in Deutschland keine Lizenz zur
Ausübung ihres Berufs brauchen.
Die Stiftervereinigung der Presse ist ein Zusammenschluss von
Verlegern, Wissenschaftlern und Journalisten und fördert
praxisorientierte Forschungsarbeiten über Medien und Presse. Ihr
gehören über 40 Verlage und Verbände an.
Pressekontakt:
Prof. Dr. Lutz M. Hagen,
Direktor, Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden,
lutz.hagen(at)tu-dresden.de http://tu-dresden.de/phf/ifk,
Tel.: 0351 46333412, Fax: 0351 46337724
Inez Bauer,
Geschäftsführerin, Stiftervereinigung der Presse e.V.,
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