(ots) - Nein, natürlich will der Luftfahrtunternehmer
Hans Rudolf Wöhrl bei der insolventen Air Berlin kein Schnäppchen
machen und "keinen 1-Euro-Deal". Vielmehr wollen der einstige
Miteigentümer der Nürnberger Textilhauskette Wöhrl und seine
Investoren satte 500 Mill. Euro als Kaufpreis für die gesamte Gruppe
springen lassen. Lufthansa, Condor & Co bietet der fast 70-Jährige
Charter-Möglichkeiten an. Und den von Unsicherheit und nicht enden
wollenden Sanierungsprogrammen gebeutelten Mitarbeitern wird sogar im
Fall eines Weiterverkaufs eine Gewinnbeteiligung von bis zu 100 Mill.
Euro in Aussicht gestellt. Für ihn gehe es bei dem Versuch, Air
Berlin zu erhalten, um sehr viel "Herzblut", so Wöhrl.
Nun schließen sich Herzblut und ein nüchterner Blick auf - bei Air
Berlin desaströse - Zahlen nicht zwingend aus. Auch Hans Rudolf
Wöhrl, der zwar keinen Blick in den Berliner Datenraum geworfen hat,
kann rechnen und die Verluste der vergangenen Jahre zusammenaddieren.
Angesichts dieser Zahlen bietet er auch keine 500 Mill. an, sondern
zunächst nur 50 Mill. Euro. Die restlichen Tranchen über 450 Mill.
Euro sind "ergebnisabhängig", dürften also bei der auch nach der
x-ten Sanierungsrunde chronisch defizitären Air Berlin erst am
Sankt-Nimmerleins-Tag gezahlt werden.
Trotz dieser Einschränkungen wird Wöhrls Angebot vom Sachwalter
Lucas Flöther und dem Gläubigerausschuss genau geprüft und gewogen -
und absehbar für zu leicht befunden werden. Denn grundsätzlich ist es
schwer, ohne Blick in den Datenraum - den Wöhrl unterließ - ein
substanziiertes Angebot abzugeben. Über das aber und die Seriosität
des Bieters urteilen Sachwalter und Ausschuss.
Andere Interessenten kommentieren Wöhrls Offerte mit der
Bemerkung, das eigene Konzept für die einstmals zweitgrößten
Luftfahrtgesellschaft hierzulande sei besser, durchgerechnet und im
Datenraum gegengecheckt. Dort waren neben Lufthansa Easyjet, Condor,
Tui und der Gründer des Ferienfliegers Niki, Ex-Formel-1-Weltmeister
Niki Lauda. Ryanair verweigerte sich, wie Germania und Wöhrl. Eine
Bedingung nennt Wöhrl dennoch: Air Berlin müsse künftig in der Lage
sein, die anderen Airlines angebotenen Flugzeuge im Wet Leasing -
also mit Besatzung - zu marktüblichen Stundensätzen anbieten zu
können. Das darf getrost so gelesen werden, dass die Berliner nach
wie vor zu teuer sind - womit ein Weiterverkauf unrealistisch ist.
Mit der avisierten Gewinnbeteiligung wird es so sicher nix.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: B?rsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell